Angst

148 9 0
                                    

PoV Levi:

Levi stand am Fenster in Hangis Büro und starrte hinaus, während sie Dokunente und Apperate in eine Reisetasche stopfte.
"Hast du schon gepackt?", fragte Hangi hinter ihm.
"Es geht ihr nicht gut", erwiderte er.
"Greta überanstrengt sich nunmal gerne, ist nichts neues", erwiderte Hangi.
"Was, wenn es was Ernstes ist?", murmelte er und berührte mit seinen Fingerspitzen die Scheibe.
"Was soll es schon sein?", erwiderte Hangi leichthin, "Eine Grippe? Eine Lebensmittelvergiftung? Glaub mir, sie ist zäher als gedacht"
"Ich sollte hier bleiben", murmelte er. Er hörte, wie Hangi im Packen innehielt.
"Ist dass dein Ernst?", fragte sie. Levi antwortete nicht.
"Erstens wird Greta nicht zulassen, dass du das tust. Wenn du es doch tust, wird sie dich hassen und dass weißt du", sagte Hangi, "Zweitens ist sie eine erwachsene Frau und kann auf sich selbst aufpassen. Und du bist ebenfalls ein erwachsener Mann und nicht ihr Schosshündchen! Du willst ihr nicht allen Ernstes hinterher rennen!"
"Wenn ihr was zustößt und ich nicht da bin", knurrte er und ballte die Hände zu Fäusten.
"Was willst du bitte gegen eine Grippe ausrichten!?", erwiderte Hangi und warf sich auf den Koffer, um die Schnallen mit Gewallt auszudrücken. Er schnalzte mit der Zunge.
"Hast du eigentlich eine Ahnung, wie erbärmlich du dich gerade anhört?", fragte Hangi, "Wo ist der Putzeimerschwingende Captain geblieben?" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Du hast Recht", war alles, was er darauf antwortete. Hangi seufzte.
"Hast du schon gepackt?", wiederholte sie. Levi antwortete nicht.
"Dann geh!", rief Hangi und schüttelte den Kopf, sodass ihre Haare wild vom Kopf abstanden. Levi drehte sich zu ihr um.
"Das ist mein Ernst!", erwiderte Hangi und deutete auf die Tür.

PoV Greta:

"Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!", rief sie und lief wild im Zimmer auf und ab.
"Beruhige dich", sagte Carla milde.
"Wie soll ich mich bitte beruhigen!", blaffte sie und strich mit ihrer Hand über ihren Bauch.
"Das ist doch ganz normal", sagte Carla, "Denkst du nicht, er wird es verstehen?"
"Ich kann es ihm nicht sagen", rief sie und blieb stehen, "er will Captain sein! Er will Titanen töten! Er will...oh mein Gott!"
"Was?", fragte Carla.
"Er fährt morgen nach Marley", sagte sie und stoppte in der Bewegung, um sich mit der Hand über das Gesicht zu fahren.
"Dann musst du es ihm jetzt sagen", schlussfolgerte Carla.
"Bist du wahnsinnig?!", rief sie, "Dann wird er hierbleiben wollen"
"Ist das nicht dass, was du sowieso willst?"
"Ja. Nein." , Greta überlegte, "Menschen aus seinem Trupp werden sterben und er wird darunter leiden. Er wird es hassen, hier zu sein. Er wird sich die Schuld geben"
"Also, es tut mir ja leid", murmelte Carla, "Aber dazu gehören immer zwei Menschen. Und wenn ihr keine Eltern sein wollt, dann dürft ihr auch nicht miteinander schlafen"
"Ich will doch Mutter sein", entgegnete Greta und ließ sich auf einen Stuhl fallen, "Ich dachte nur, es ginge nicht." Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen."Und warum gerade jetzt?"
"Es gibt keinen geeigneten Zeitpunkt, um Mutter zu werden", antwortete Carla, "Du wirst es einfach"
"Bis vor vier Jahren", sagte sie, "Dachte ich noch, wenn irgendwann mal, dann von irgendeinem Fremden, den ich nie wieder sehen würde. Ich hätte mein Kind alleine großgezogen. Und jetzt..."
"Jetzt willst du, dass er dabei ist?", versuchte Carla es. Sie nickte.
"Er wird morgen nach Marley aufbrechen. Und vielleicht kommt er nicht zurück... vielleicht muss ich sein Kind dann ohne ihn großziehen." Sie streichelte über ihren noch flachen Bauch.
"Euer Kind", berichtigte Carla. Greta nickte. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
"Du solltest es ihm sagen", sagte sie dann, "Er soll sich selbst entscheiden dürfen"
"Aber er wird mich hassen", schluchzte sie.
"Er ist genauso Vater, wie du Mutter bist. Dazu hat er gar kein Recht"
In diesem Moment ging die Tür auf. Greta sah hoch. Levi öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder.
Carla stand auf.
"Ich muss gehen", sagte sie. Beim Abschied lächelte sie Greta aufmunternd zu.
"Was ist los?", fragte Levi, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
Gretas Hände zitterten, als sie ihr Schluchzen unterdrückte.
"Ich...", sie stoppte.
"Hast du nochmal gekotzt?", fragte Levi. Greta schüttelte den Kopf.
"Was ist los?", wiederholte er mit Nachdruck.
"Greta!"
"Es geht mir gut", erwiderte sie und stand auf, nur um wieder unruhig hin und her zu laufen.
"Hör auf, mir dem Theater!", knurrte er, "Sag endlich, was du hast!"
"Du solltest dich setzten", murmelte sie und umfing ihren Körper mit ihren Armen. Levi schwieg und ließ sich aufs Bett fallen.
"Vorletzte Nacht hast du von einem Antrag geredet", fing sie an, "Wie Ernst war es dir damit?"
"Geht das schon wieder los?!", knurrte er, "Das war eine dumme Idee! Vergiss es einfach!" Greta erstarrte und blickte ihn an. Sie biss sich auf die bebende Lippe, eine Träne rann ihr über die Wange.
"Also war es nichts?", fragte sie und kämpfte gegen das Zittern ihrer Arme.
"Was hat das jetzt mit dir zu tun?", fragte er ruppig, "Was macht es für einen Unterschied, ob du krank einen Ring trägst, oder gesund?"
Sie schwieg, und starrte auf ihre Füße.
"Greta!", knurrte er, "Schau mich an!" Sie bewegte sich nicht. Tränen fielen von ihrem Kinn auf den Holzboden.
"Schau mich an!"
"Hör auf, mich anzuschreien!", rief sie. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Was ist nur heute los mit dir?!", blaffte er, "Denkst du, ich lasse dich zurück, weil es dir schlecht geht?! Denkst du, es ist mir egal, dass du krank bist?!"
"Du lässt mich doch zurück!", rief sie. Levi verstummte.
"Morgen", fügte sie leiser hinzu. er fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
"Komm her", verlangte er. Langsam kam sie näher und er zog sie auf seinen Schoß, drückte sie an sich. Greta ströhmten Tränen über die Wangen und sie erstickte ihr Schluchzen an seinem Hals. Levi strich ihr über den Rücken.
"Es ist okay", murmelte er an ihrem Ohr, "Es ist okay"
"Wie kannst du dass wissen?", schluchzte sie.
"Du bist nicht mehr allein", flüsterte er, "Sechs Monate sind schnell vorbei und dann bin ich wieder bei dir" Greta biss sich auf die Lippe.
Sie konnte es ihm nicht sagen. Nicht jetzt. Was, wenn es gar nicht stimmte und sie einfach nur krank war? Was wenn er hier blieb und jemand, Mikasa, Armin, Jean oder Hangi starb? Er würde leiden. Und dass wollte sie nicht. Alles, nur dass nicht.
"Schau mich an", sagte er und drückte ihr Kinn hoch. Mit den Daumen fuhr er über ihre feuchten Wangen und wischte die Tränen ab.
"Ich lasse dich nicht alleine", flüsterte er rau, "Verstanden?" Sie nickte und presste die Lippen aufeinander. Drückte all den Schmerz nach zurück, all die Worte und versteckte sie in einer dunklen Ecke ihres Herzens.
"Das will ich auch hoffen", sagte sie und zwang sich zu einem Grinsen. Sie spürte, wil die Anspannung Levis Körper verließ.
Arroganz war ein bekanntes Gebiet. Nichts so dramatisches, wie...
Er piekste in ihr Grübchen.
"Genauso wie ich hoffen will, dass du nicht hier aufgetaucht bist, um zu kontrollieren, ob ich im Bett liege", erklärte sie.
"Hangi will, dass ich meinen Koffer packe", erwiderte er, "Kontrolle war ein  hübscher Nebeneffekt"
Sie stach ihm den Finger in die Brust.
"Du!" Er stieß ein tiefes Lachen aus.
"Ich wollte gerade sogar anbieten, dir beim packen zu helfen!", echauffierte sie sich, "Jetzt nicht mehr!"
"Wie hättest du mir denn beim packen geholfen?!", fragte er und hob beide Augenbrauen. Sie löste geübt den Ascot um seinen Hals.
"Ich hätte dir geholfen, zu entscheiden, was du mitnehmen sollst", sagte sie und ließ den Ascot auf den Boden sinken.
"Den auf jeden Fall", sagte sie und knöpfte sein Hemd auf, "Und dass" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Pech gehabt!", sagte sie grinsend.
"Du kleine Hexe"
"Grobian!" Levi stieß ein kehliges Lachen aus und wirbelte sie herum, bis er sie in die Matratze drückte. Sie kicherte. Er erstickte ihr Lachen mit einem Kuss. Greta schmiegte sich an ihn, dankbar, das ihre Lippen mit etwas anderem beschäftigt waren, als Halbwahrheiten auszusprechen.
Sie erinnerte sich kaum, wie ihre Kleider plötzlich auf den Boden gelangten. Nur noch, dass sie auf einmal seine warme Haut an ihrer spürte, seine Hände auf ihrem Körper, ihren Hüften, seine Haarspitzen, die ihr Gesicht streiften und sein Gewicht über ihr.
Schwangerer konnte sie ja sowieso nicht werden.

PoV Levi:

Levi lag im Bett und wickelte sich eine blonde Locke um die Finger.
"Wirst du mit der Königin klar kommen?", murmelte er.
"Wieso sollte ich nicht?", erwiderte Greta und drehte ihren Kopf auf seinem Bizeps, um ihn anzusehen.
"Die Königin ist schwanger", murmelte er. Sie zuckte kurz zusammen.
"Das ändert doch nichts an ihr als Person.", antwortete sie, "Historia war meine Freundin und wird es wohl immer noch sein" Levi schwieg.
"Du wirst mir erzählen müssen, wie es in Marley ist", sagte sie. Greta wirkte seltsam abwesend, während sie das erzählte und kleine Kreise mit ihrem Finger auf seine Brust zeichnete.
"Wahrscheinlich nicht anders, als hier", brummte er. Sie sah ihn durch ihre dichten honigfarbenen Wimpern an.
"Ich glaube, Marley ist ganz anders, als hier", wiedersprach sie. "Nikola hat etwas von Apperaten gemeckert, mit denen man kommunizieren kann, ohne im selben Raum zu sein"
"Nikola meckert viel, es wundert mich, dass du überhaupt zuhörst", bemerkte er.
"Bist du eifersüchtig?", fragte sie, doch auch ihr Grinsen wirkte halbherzig.
Levi öffnete gerade den Mund, als es an der Tür klopfte.
"Levi?", rief Hangi. Levi und Greta rissen erschrocken die Augen auf. Sie schubste ihn von sich runter und zog die Decke hoch. Er wiederum rollte aus dem Bett und sah sich nach seinen Kleidern um.
"Bist du fertig?" Greta zog ihr Oberteil über den Kopf, während er in Hose und Hemd schlüpfte.
"Nein!", knurrte er.
"Beeil dich!", rief Hangi, "wir müssen noch den Plan durchgehen!"
"Dann hör auf, mich abzulenken, Brillenschlange!", blaffte er durch die geschlossene Tür. Er hörte Hangi seufzen.
"Ich helfe dir beim packen", sagte Greta.
"Keine Chance", erwiderte er, "Du bleibst im Bett und wirst gesund!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
"Fällt dir der Logikfehler in Bezug auf unsere vorherigen Aktivitäten auf?!", fragte sie.
"Hast du dafür das Bett verlassen?", entgegnete er. Sie öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder und überlegte.
"Das war erstaunlich schlagkräftig", stellte sie fest.
"Du klingst so überrascht", erwiderte er.
"Es ist eigentlich meine Aufgabe, dir zu widersprechen und nicht umgekehrt", lamentierte sie. Levi faltete seine Hemden ordentlich und verstaute sie in seinem Koffer.
"Dann musst du dir mehr Mühe geben", erklärte er. Sie warf ihr Kissen nach ihm. Er ging ins Bad und suchte nach seinem Rasiermesser, der Seife, der Zahnbürste.
Levi verstaute alles ordentlich in seinem Koffer, bevor er wieder zum Bett ging.
"Du kommst heute Abend wieder?", fragte Greta. Er nickte, fasste ihr Gesicht mit beiden Händen, um sie hochzuziehen und zu küssen.
"Bleib im Bett", murmelte er, "Es bringt keinem was, wenn du überall rumkotzt" sie antwortete nich und er fuhr ihr durch sie Haare, bevor er aus dem Zimmer ging.

Love and InstinctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt