Käfig

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PoV Greta:

Greta hatte sich oft überlegt, wie sie in das Hauptquartier zurückkehrte, doch erhobene Hände, Erwin und Hangi, die jeweils Messer an die Kehle gedrückt hatten, Levi, der so nah hinter ihr ging, dass sie die Wärme spürte, die sein Körper ausstrahlte und Armin, der neben ihr zitterte, hatte sie nicht mit einkalkuliert.
Oder Jesper, der sie ab und zu mit dem Knauf seines Dolches anstieß, was jedes Mal ein Knurren von Levi und ein Zusammenzucken von Armin zur Folge hatte.
Greta hatte sich wirklich etwas glanzvolleres vorgestellt, doch eines hatte ihre tatsächliche Rückkehr, mit der ihrer Träume gemein; alle Augen waren auf sie gerichtet. Nur dass sie das diesmal nicht als Vorteil wertete.
Der Käfig war ebenso in keiner ihrer Pläne vorgekommen.
"Carla?", fragte Greta überrascht, als sie die andere Frau im Käfig erblickte. Ihre Freundin drehte sich zu ihr um und lächelte erst, bevor sie entsetzt die Augen Aufriss.
"Greta", rief sie, "Was machst du hier?" Jemand stieß Greta zwischen die Schulterblätter und sie stolperte in den Käfig. Sie fuhr herum und fauchte Jesper an.
"Sie mal einer an, jetzt haben die Schlampen sich wiedergefunden", höhnte er, "Ihr solltet mir dankbar sein!" Greta ignorierte ihn, und umarmte stattdessen Carla. Jesper dagegen knallte den Käfig mit aller Macht zu.
"Eifersucht stand dir noch nie!", kommentierte Greta.
"Sei vorsichtig", mahnte Jesper, "Du bist die, die den Käfig von innen sieht." Greta schenkte ihm ein katzenhaftes Lächeln.
"Dann würde ich vorschlagen, dass du sehr schnell sehr weit wegrennst, denn wie wir festgestellt haben, als wir von Matthias ausgebildet worden waren, bin ich sehr gut darin, mich in jeglichen Situationen zu befreien. Du bist allerdings nur gut im Weglaufen!" Jesper stieß ein wütendes Grunzen aus und wand noch eine zusätzliche Kette um das Schloss, bevor er sich abwandte und davon stapfte.
Zwei Käfige.
Greta und Carla befanden sich in dem einen. Levi, Erwin, Armin und Hangi in dem anderen. Levi lehnte mit dem Rücken an den Gitterstäben, die ihren am nächsten waren, die Hände vor der Brust verschränkt.
"Geht", fragte Greta Carla, "Es dir gut?" Ihre Freundin zuckte die Achseln und strich über ihren kaum merklichen Bauch. Es waren zwei Monate vergangen, seit sie sie das letzte Mal gesehen hatte.
"Ich habe ihnen nichts von ihm erzählt", sagte Carla leise, "Aber Tobias scheint es zuahnen. Er bringt mir abends immer eine extragroße Ration an Essen." Greta nickte.
"Und Juliet?" Carla schwieg.
"Ich weiß nichts von ihr", sagte sie und dann fügte sie noch leiser hinzu, "Kitty ist hier" Greta riss die Augen auf. Dann kämpfte sie mit den Tränen.
"Und die anderen", fügte Carla hinzu. Sie wischte sich schnell mit dem Handrücken über die Wangen.
"Jesper zwingt sie, bei den Bestrafungen neben ihm zu sitzen. Er scheint wirklich davon auszugehen, aus ihr seine Nachfolgerin zu machen.
"Das ist doch Wahnsinn, Kitty ist gerade mal fünf Jahre alt!"
"Nicht so laut!", flüsterte Carla.
"Greta", unterbrach Levi sie.
Beide Frauen drehten sich zu ihnen um. Seine Augen bohrten sich in ihre und er packte die Gitterstäbe fester, als könne er sie mit der bloßen Kraft seiner Hände zerbrechen.
"Geht", murmelte er, "Es dir gut?" Carla warf ihr einen Blick von der Seite zu, den sie nicht deuten konnte.
"Vermutlich schon", antwortete Greta und ging auf die Käfigwand zu, die beide voneinander trennte, "Ich meine, wir sind in der Menagerie der schwarzen Garde. Mir geht es verhältnismäßig blendend. Noch" Levi schien nicht überzeugt.
"Über dir ist eine verdammte Kirche eingebrochen, du müsstest tot sein!", knurrte er und sein Blick verfinsterte sich, als er es aussprach. "Wie seid ihr da überhaupt lebend rausgekommen?", mischte sich Hangi von hinten ein.
"Das klingt jetzt seltsam", antwortete Greta, "Aber der Titan hat mir das Leben gerettet. Unwissentlich. Er wollte mich fressen, ist auf mich zugestürmt, und hat dabei den größten Teil des Gerölls abbekommen. Armin hat mich dann in den Treppengang gezerrt." Erwin hob eine Augenbraue.
"Du solltest nur die verdammte Kirche auszukundschaften!", blaffte Levi sie an, "Wieso klafft plötzlich ein riesiges Lich an der Stelle, wo die Kirche stehen sollte?!" Greta blieb vor dem Gitter stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Entschuldige mal", empörte sie sich, "Habe ich darum gebeten, die Kirche auszukundschaften? Nein! Habe ich einen Titanen im Gewölbe gefangen gehalten? Nein! Habe ich den Sprengmeschanismus in Gamg gesetzt? Möglicherweise. Aber trotzdem ändert das nichts daran, dass das eine Falle war und wir mittendrin waren und uns nur irgendwie retten wollten" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Greta hat recht", mischte Armin sich ein, "Sie wollte das Gewölbe sogar überhaupt nicht durchsuchen, weil wir das für die unwahrscheinlichste Möglichkeit gehalten haben. Ich habe darauf bestanden" Levi warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
"Hast du das?"
"Levi", ermahnte Erwin ihn, "Was passiert ist lässt sich nicht mehr ändern. Wir müssen hier rauskommen"
"Das ist unmöglich", sagte Carla und trat neben Greta, die Hand auf der sanften Wölbung ihres Bauches, "Ich habe es schon versucht. Das Schloss ist kaum zu knacken. Und selbst wenn, wir sind in der Menangerie im Mittelpunkt unseres Hauptquatieres." Greta nickte.
"Carla hat recht", fügte sie hinzu, "Matthias hat uns früher hier eingesperrt, Jesper wäre total dämlich, wenn er die Käfige nicht abgriegeln würde."
"Kennt ihr andere Wege hier raus?", fragte Erwin, "Gardisten, die uns vielleicht helfen würden?" Carla und sie wechselten einen Blick.
"Wir sind", sagte Carla, "Geächtete. Und ihr seid das Militär. Wir haben kaum Sympathisanten" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Was ist die Menangerie?", fragte Armin.
"Hier sind Käfige mit den Gefangenen. Sie stehen an der Arena.", antwortete Greta und wandte sich ab, hauptsächlich, um Levis brennenden Blick abzustreifen. Sie wusste, dass er sie nach wie vor anstarrte, spürte seinen Blick in ihrem Rücken.
Es ging ihr gut. Er sollte sich nicht so aufführen.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Armin. Sie zuckte die Achseln.
"Abwarten. Vermutlich" Erwin erwiderte nichts, also ließ Greta sich an einem der Stäbe auf den Boden sinken und starrte auf ihre Knie.

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