Verbündete

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(Zeitlich gibt es an dieser Stelle einen Sprung bis nach dem Bündnis mit Hitch und Co. In dieser Zeit sind fünf Tage vergangen, in denen Greta Levi aus dem Weg gegangen ist und er sie ignoriert hat)

PoV Levi:

Levi lehnte am Baumstamm und wartete, bis Greta von ihrer Jagd wieder kam. Sie schulterte ein Kaninchen und legte es neben dem Feuer ab, bevor sie ihr Messer zückte.
"Greta", sie hielt in der Bewegung inne.
"Du begleitest mich heute in die Stadt", sie reagierte mit einem knappen Nicken. Levi beobachtete sie, wie sie das Kaninchen ausnahm, dann drehte er sich weg, die Hände zu Fäusten geballt.
Zwei Stunden später ritten sie schweigend durch den Wald. Greta starrte auf den Weg vor ihm, er konnte nicht sagen, ob sie wütend oder traurig war. So war sie seit Tagen. Einfach nur Stumm.
"Warte", sagte er, als sie an einem Bauernhof vorbei kamen. Weiße Wäsche flatterte im Wind. Sie nickte und stieg vom Pferd ab. Gemeinsam Schritten sie die Leinen ab, bis sie etwas passendes gefunden hatten.
Levi stapfte gerade zum Wald, wo sie ihre Pferde abgestellt hatten, als sie stehen blieb.
"Komm", knurrte er. Unbeeindruckt zog Greta einen Beutel aus ihrem Dekolteé und legte eine Goldmünze auf den Boden, dann folgte sie ihm. Levi drehte sich weg, als er sein zerrissenes blutiges Hemd wechselte. Die Hose behielt er an. Er verschränkte die Arme vor der Brust und drehte ihr den Rücken zu.
"Beeil dich", knurrte er. Er wartete auf eine schnippische Antwort, doch sie kam nicht.
"Ich bin fertig", murmelte sie. Er drehte sich um und erstarrte. Greta zupfte die Ärmel ihres hellblauen Kleides über Die Blauen Flecken an ihren Oberarmen. Sie bemerkte seinen Blick und drehte ihm den Rücken zu, um zum Pferd zu schreiten, sie hatte den Rücken durchgestreckt, ihre Arme schwangen lässig und doch erkannte Levi, dass sie definitiv wütend war.
"Ich wollte dir nicht wehtun", sagte er kühl und ging zu seinem Pferd.
"Was erwartest du, wenn du jemanden gegen einen Baum knallst?", erwiderte sie vollkommen gefühllos. Levi antwortete nicht.
Er hatte nicht bemerkt, dass er sie zu fest angefasst hatte. Er war zu wütend gewesen. Und sie hatte mit keiner Wimper gezuckt.
Sie hatte ihm nicht zeigen wollen, dass er sie verletzt hatte.
Schweigend durchschritten sie die Tore zur Stadt.
"Was genau machen wir hier?", fragte Greta, als sie ihre Pferde anbanden.
"Wir suchen einen Mann. Er war Mitglied der Zentralbrigarde. Er nennt sich selbst Kenny der Ripper.", antwortete er. Levi hatte lange überlegt, ob er sie mitnehmen sollte. Ob nicht vielleicht Mikasa besser geeignet war, was ihn letztendlich umgestimmt hatte konnte er nicht sagen.
Sie verfielen wieder ins Schweigen, während sie auf einen Mark zugingen. Schließlich nahm sie seinen Arm und schmiegte sich an ihn. Er hob eine Augenbraue.
"Es ist für eine Frau in meinem Alter nicht üblich, unverheiratet zu sein. Und ich schätze, wir sollen nicht auffallen", antwortete sie. Er nickte knapp, fasste ihren Arm allerdings fester.
"Wer ist dieser Kenny?", fragte sie leise. Levi zuckte die Achseln. Er konnte nicht darüber reden. Greta steuerte einen Gemüsestand an.
Sie lächelte den Verkäufer an und ließ ihre Blicke über das Gemüse schweifen.
"Wie kann ich euch helfen, junges Fräulein?", fragte der Mann mit runden roten Backen.
"Ich hätte gerne ein Bündel von den Karotten und zwei Kohlköpfe", sagte sie. Der Verkäufer kam ihrem Wunsch nach und packte all das in einen Korb.
"Ich hoffe, ihr seid nicht allein unterwegs", sagte der Mann, während er ihr den Korb hinhielt, "Es sind düstere Zeiten, vor allem für hübsche Frauen" Levi trat näher und legte ihr sanft die Hand auf die Seite. Sie zuckte kaum merklich zusammen.
"Wie meint ihr dass?", fragte Greta. Der Mann warf Levi einen forschen Blick zu, der ihn dazu brachte, noch näher an sie heran zu treten.
"Man erzählt sich von einer Gestallt mit Hut, die Nachts zahllose Menschen abschlachtet.", sagte er mit gesenkter Stimme. Greta verzog ängstlich das Gesicht und schmiegte sich fester gegen ihn.
"Von wem wisst ihr dass?", fragte sie mit zitternder Stimme.
"Gerda vom Stoffstand munkelt, er würde täglich im Glöckchen sitzen und trinken", fügte der Mann hinzu. Greta klammerte sich an Levis Ärmel.
"Komm weiter", sagte er und versuchte seine Stimme nicht ganz so kaltschnäuzig klingen zu lassen.
"Vielen Dank für die Warnung", rief sie dem Verkäufer noch zu.
"Ins Glöckchen also", murmelte sie. Levi ließ von ihr ab. Es war verstörend, wie schnell sie die Rollen wechselte.
"Wer weiß, was die Stoffverkäuferin erzählt", antwortete er. Sie seufzte und steuerte den Stoffstand an.
"Naja, wir brauchen sowieso neue Nadeln und Stopfstoffe", murmelte sie. Levi schwieg. Es war seltsam wieder im Team mit ihr zu arbeiten. Wie gut sie trotz der ungeklärten Worte zwischen ihnen funktionierten.
Wie sich herausstellte war der Stoffstand mehr ein ganzer Laden, als ein Marktstand. Eine ältere Frau begrüßte sie.
"Wie kann ich euch helfen?", fragte sie. Greta lächelte.
"Ich suche nach Nadeln und Stoff für ein neues Hemd für meinen Bruder ", sie deutete auf Levi. Er blinzelte verzog  jedoch ansonsten keine Miene.
Bruder?
Die Frau nickte und bedeutete ihnen, in das Innere der angespannten Laken zu treten. Hatte er sie schon wieder zu fest angefasst? Sie hatte ihm doch gesagt, er solle sich so verhalten. Womit hatte er die Degradierung vom Eheman zum Bruder verdient?
Eine elegant gekleidete Frau mit dunklem Haar Schritt auf sie zu.
"Wie kann ich euch helfen?", wiederholte sie die Worte der Verkäuferin. Sie ließ ihren Blick an Levi hinab gleiten.
"Ich brauche Stoff zum stopfen", sagte Greta mit verschränkten Armen und der Blick der Frau huschte kurz zu ihr, dann zu ihren Fingern, dann zu Levis, bevor sie ihm ein Lächeln schenkte.
"Folgt mir bitte", sagte sie und wandte sich um, "Stoffe findet ihr dort, Nadel und Fäden sind dort. Außerdem sind dort noch Schmuckstücke und Knöpfe." Levi achtete kaum darauf, Greta jedoch marschierte geradewegs zu den Stoffen und er hatte keine Wahl, als ihr zu folgen.
"Ich bin Gerda", fügte die Frau hinzu und lächelte. Er nickte abwesend. Greta drehte sich einmal im Kreis, bevor sie mit den Fingern über die Stoffe strich.
"Sucht ihr eine bestimmte Farbe oder Stoffa..."
"Grau!", unterbrach Greta sie. Levi schnalzte mit der Zunge. Gerda wirkte irritiert, dann stieß sie ein hohes Lachen aus.
"Die Straßen sind in dieser Zeit sehr unsicher.", sagte sie, "Es ist sehr verantwortungsvoll von eure Schwester zu begleiten." Greta hatte ihnen demonstrativ den Rücken zugekehrt.
"So?", antwortete sie. Gerda warf ihr einen kurzen Blick zu. Dann machte sie einen Schritt auf Levi zu.
"Wenn ich euch einen Tipp geben darf, meidet das Glöckchen. Dort gehen düstere Gestalten ein und aus.", sagte sie mit gesenkter Stimme und schlug die braunen Augen auf.
"Aha", erwiderte Levi, Greta hatte derweilen einen Stoffballen hervorgezogen und inspizierte die Beschaffenheit des Stoffes.
"Wenn ihr eure Schwester weggebracht habt", fügte Gerda hinzu und biss sich auf die Lippe, "Würdet ihr mich dann nach Hause begleiten?"
"Ich gehe nach den Nadeln suchen!", unterbrach Greta sie. Gerda warf ihr einen kurzen Blick zu, dann wandte sie sich wieder Levi zu. Er beobachtete, wie Greta aus dem Zeltbereich stapfte.
"Was ist nun?", fragte Gerda und lenkte seine Aufmerksamkeit damit wieder auf sie.
"Wisst ihr genaueres über diese Gestalten im Glöckchen?", fragte er kühl. Gerda wirkte vor den Kopf gestoßen.
"Man erzählt sich von einem Mann mit Hut", sagte sie. Levi nickte knapp. Sie lächelte erfreut.
"Ist dass ein Ja?", fragte sie.
"Ich werde nach meiner Schwester sehen", erwiderte Levi und ging an ihr vorbei, Greta hinterher.
"Hey", rief er, "Wo steckst du?" Er fand sie im hinteren Zeltbereich. Sie hielt mehrere Nadeln in der Hand und berührte mit den Fingerspitzen einen Stein.
"Wir müssen weiter", murmelte er. Sie nickte. Er sah sich den Stein an. Grau, mit ein paar bläulichen Tönen. Die Farbe passte eigentlich gar nicht zu ihr. Greta zückte ihren Beutel.
"Ich bezahle", erwiderte Levi kühl, "Geh zum Glöckchen und versuch Kenny auszuhorschen. Ich bring den Korb zu den Pferden." Greta nickte, dann verließ sie den Stand.
Gerade berührte sanft Levis Schulter.
"Was schönes gefunden?", schnurrte sie.
Er schüttelte ihre Hand ab und betrachtete den Stein. Sie hatte nicht gesagt, dass sie ihn haben wollte.
"Den einen Stoffballen", sagte er und hielt seine Hand hoch, in der die Madeln waren, "Und die Nadeln." Gerda nickte. Sie wollte sich gerade abwenden.
"Wie viel kostet der Anhänger?", fragte Levi. Gerda betrachtete den Stein.
"Zwölf Goldmünzen", sagte sie. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Den auch noch", fügte er hinzu.

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