Nahtot

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PoV Levi:

Levi saß auf der Kante des Karrens und wartete, bis Zeke wieder bei Bewusstsein war.
Er hatte Arme und Beine versehentlich abgetrennt, als er ihn aus dem Titanen geschnitten hatte und jetzt stiegen samtige Nebelschwaden von den sich regenerierten Körperteilen auf. Levi konnte nicht behaupten, dass er sich schuldig fühlte. Vielmehr erfüllte es ihn mit Genugtuung, Zeke vor ihm im Larren liegen zu sehen.
Ein Donnersperr ragte aus dem zerfetzten Leib Zekes, ein dünner, aber trotzdem reißfester Draht war um seine Kehle geknotet, das andere Ende war mit dem Auslöser des Donnersperrs verbunden.
Levis Hand war, versteckt in seiner Uniformtasche, zu einer Faust geballt, in der er einen silbernen Ring barg. Wie um Kraft daraus zu ziehen verstaute er das Schmuckstück wieder sorgfältig in dem Kästchen, bevor er sich nach vorne lehnte.
"Wach auf!", blaffte er. Zeke stöhnte schmerzerfüllt. Levi hätte gelogen, wenn er behauptet hätte dieses Geräusch nicht in gewissem Maße zu genießen. Die Schmerzen die Zeke gerade litt waren keine angemessene Strafe für den Tod seiner Untergebenen.
Im Übrigen befand er sich momentan in seiner Regeneration, die Qualen nahmen also ab, je mehr Zeit verstrich.
Zekes Kopf ruckte.
"Eine falsche Bewegung, und du bist tot", knurrte Levi. Zekes Lider flatterten und sein Blick glitt über den Donnersperr in seinem Rumpf, das schmale Drahtseil entlang und er schluckte.
Levi wusste, dass er ihn nicht töten durfte. Nein, Hangi brauchte ihn noch. Paradiesiland brauchte seinen Tiertitanen. Doch dass änderte nichts daran, dass er Zeke vom Grunde seines Herzens aus hasste.
"Es ist unmöglich", röchelte er. Levi nahm den Donnersperr zusammen mit Zekes halbzerrissenem Körper als hinreichend, um sich umzudrehen und die Pferde anzutreiben. Er würde die Mission zuende bringen. Allein schon, weil er sie so lange allein gelassen hatte, um auf diesen Bastard aufzupassen.
"Die einzige Heilung für die Eldia", stieß Zeke aus, "Ist Euthanasie" levi runzelte die Stirn.
"Wovon sprichst du?", murmelte er, es hatte mittlerweile angefangen zu regnen und dicke Tropfen durchdrangen den Stoff seiner Uniform, "Euthanasie oder sowas?"
Zeke antwortete nicht. Aus irgendeinem Grund machte Levi das unglaublich zornig.
"Du wirst in einem stinkenden Titanenmaul enden, während du deinem Körper lauschst, wie er zerkaut wird" Levi war aufgestanden und hatte starrte von oben auf Zeke herab.
"Wäre das nicht eine nette Art zu sterben?", knurrte er, "Verglichen mit den Leben meiner Kameraden, die du gestohlen hast?"
"Ich stehle nicht", krächzte Zeke, "Ich habe sie vor dieser grausamen Welt gerettet. Die Leben dieser Kinder...", er brach ab, um röchelnd zu husten. Levi starrte auf ihn herab.
Eine grausame Ruhe ergriff ihn und er zückte seine Klingen.
"Sieht aus, als wären deine Beine nachgewachsen" in diesem Moment schrie Zeke lauthals.
"Schauen Sie, Mr Xaver!", brüllte er und riss den Kopf in den Nacken.
Für einen Sekundenbruchteil ereilte Levi das schreckliche Gefühl eines Déjavue. Ihm blieb keine Zeit um näher darüber nachzudenken, bevor der Donnersperr explodierte.
Instinktnkt und jahrelange Routine sorgten dafür, dass er automatisch die Klingen hochriss, als wollte er einen Titanen aufschlitzen.
Nun, die Wucht der Explosion prallte gegen die Flache Klinge, schleuderte sie nach hinten, sodass sie gegen Levis Gesicht prallte. Levis Körper wurde nach hinten geschleudert, gleichzeitig flogen Holzsplitter und Metallteile um ihn herum.
Der Umstand seiner Körpergröße, sowie sein blitzschneller Reflex, sorgten dafür, dass ein Großteil der Wucht von der Klinge abgefangen wurde. Gleichzeitig schnitt die scharfe Kante über sein Gesicht.
Im einen Moment hatte er noch triumphierend über einem Titanenwandler gethrohnt, im nächten Herzschlag lag Levi schon blutend und mit zerfetzten Gliedern im nassen kalten Gras.
Später, wenn er davon erzählte, sollte Levi berichten, keine Erinnerung mehr an die Explosion zu haben. Die Stelle war aus seinem Gedächtnis gelöscht und hinterließ nichts als gähnende Leere.
Schmerz und eine entsetzliche Kälte ergriffen von ihm Besitz.
Er lag noch genau fünf Gerzschläge lang wach, während Regen und Blit über seine Schläfen ins Gras tropften. Und in diesen Momenten dachte er an all die grauen gewaltvollen Tage zurück. Er dachte an all die Grausamkeit, die ihm wiederfahren war. All die Gräul, die er anderen angetan hatte. All das Blut, dass an seinen Händen klebte. All die Toten, Freunde wie Untergebene.
Sein Leben zog an ihm vorbei und ohne dass er es wollte, konnte er nichts daran ändern, Bedauern für all die verpasste Zeit zu empfinden. Ein Bild flackerte auf. Grüne Augen, die ihn anfunkelten, mal freudig erregt, mal zornig. Unverschämtes Gelächter, dass ihn von seiner Arbeit abhielt.
Ihre Lippen, die sich zu einem Lächeln verzogen, während sie ihn küsste.
Ein Lichtstrahl in einem Ozean der Finsternis.
Und während alles Leben aus Levi herauskroch, wünschte er sich, sie noch ein letztes Mal gesehen zu haben, bevor er starb.
Mehr als alles andere bedauerte er, ihr nie wieder sagen zu können, dass er sie liebte.
Und dann wurde alles schwarz.

Love and InstinctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt