Training

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PoV Greta:

Es dauerte zwei Wochen, bis die endlich aufstehen durfte. Eine weitere, bis Hangi und Levi ihr die Fäden zogen und noch eine Woche, bis schorfige Wunden an Gretas Rücken das einzige Überbleibsel an die Misshandlung ihres Rückens waren.
Dafür waren ihre Muskeln geschwunden und Greta hasste ihr schwaches Ich.
Hangi hatte ihr abgeraten, zu trainieren, aber Greta brauchte nicht nur ihre alte Stärke, sondern auch eine Möglichkeit, die aufgestaute Energie in sich loszuwerden, also schlüpfte sie früh am Morgen in ihre Trainingskleider, verbantierte ihre Füße und Hände und eilte in den Trainingsraum.
Sie rannte runde um Runde durch die Halle, bis die Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen. Ihre Muskeln brannten bereits, dabei hatte sie noch nicht einmal richtig angefangen.
Liegestütze. Bei 64 knickten ihr die Arme weg, doch sie gönnte sich keine Pause, sondern zwang sich, weiter zu machen.
Greta war nicht die Beste geworden, weil sie schnell aufgegeben hatte. Sie umfasste mit den Händen eine Eisenstange, schwang ihre Beine über das Metall, legte die Hände an den Hinterkopf und begann sich hochzuziehen. 50 Stück.
Greta streckte die Arme nach unten, sah auf den Boden und streckte die Beine durch, sodass sie mit den Armen voran nach unten fiel.
Sie schaffte es, sich im Handstand abzufangen, zwang sich, die Position für zwei Sekunden zu halten, bis sie wieder auf den Füßen landete.
Sie ging zu Kniebeugen über, obwohl ihr Körper bereits total ausgelaugt war, bevor sie sich endlich dem Boxsack widmete.
Schwach. Jeder ihrer Schläge war schwach, so würde sie Kitty und die anderen nie da rausholen können.
"Halt den Rücken gerade!", bellte eine Stimme hinter ihr. Sie nahm das als Anlass, eine Pause einzulegen und sich umzudrehen.
"Seit wann stehst du schon da?", fragte sie. Levi lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen.
"Seit deiner wahnwitzigen Aktion mit den Handstand", er löste sich von der Wan und kam langsam auf sie zu, "Willst du, dass deine Wunden wieder aufreißen, oder was soll das Theater?"
"Noch einen Tag länger in diesem Bett und ich werde wahnsinnig", erwiderte sie, "Ich habe Wichtigeres zu tun, als untätig rumzuliegen und weich zu werden. Ich habe zu viel Arbeit in meine Kraft gesteckt, um sie jetzt wieder zu verlieren"
"Du verlierst unnötig Blut, wenn du so weiter machst", knurrte er, "Geh dich umziehen und dann mach eine Pause!" Sein Blick glitt über ihre verschwitzten schwelende Haut. Sie hatte ihr Oberteil abgestreift, stand nur in ihrem SportBH und den kurzen Shorts vor ihm.
Falls es ihn störte, so erwähnte er es jedenfalls nicht.
"Ich bin noch nicht fertig", erwiderte sie und wandte sich wieder dem Boxsack zu. Er packte ihr Handgelenk.
"Doch, dass bist du", knurrte er.
"Wie willst du mich dazu bringen, aufzuhören?", erwiderte sie angriffslustig.
"Ich muss dich nicht dazu bringen, du klappst gleich sowieso zusammen!", gab er grimmig zurück. Sie fauchte.
Er schnalzte mit der Zunge.
"Schön", knurrte er, "Du willst einen Kampf? Dann besiege mich und ich lasse dich in Ruhe" Greta wischte sich über die verschwitzte Stirn.
"Das ist nicht fair", erwiderte sie, "Du weißt, dass ich nicht in Form bin"
"Du verstehst offensichtlich keine klaren Befehle, Cadett!", blaffte er. Greta funkelte ihn an.
"Weißt du was", erwiderte sie eisig, "Ich habe gerade tatsächlich große Lust, dich zu schlagen!"

PoV Levi:

Levi streifte sein Hemd ab und schlüpfte in die Trainingshose, ehe er Hände und Füße gleichermaßen bandagierte, so wie sie es getan hatte.
Als er in die Halle kam, stürzte sie bereits eine halbe Wasserflasche hinunter und wischte sich verschwitzte Strähnen aus der Stirn.
Er hatte den Blick starr auf ihr Gesicht gerichtet, achtete nicht auf ihre nackten glänzenden Beine oder die Schweißtropfen, die über ihrem Bauch nach unten rannen.
Gott, er hätte sie einfach in ihr Zimmer zwingen sollen, damit sie sich was anderes anzog, bevor sie weiter trainierte.
Greta richtete sich auf und Schritt mit grimmiger Miene zu der Fläche mit Matten, bevor sie in Kampfhaltung ging.
Er konnte sehen, wie sie jeder Schritt bereits Mühe kostete. Es würde ein leichter Kampf werden. Er würde versuchen, ihren Rücken zu schützen und sie gleichzeitig so kampfunfähig machen, dass sie in den nächsten Tagen nicht mal daran dachte, dieses wahnwitzige Training noch einmal zu absolvieren.
"Greif an", forderte er sie auf und machte sich noch nicht einmal die Mühe, in Kampstellung zu gehen. Doch Greta verengte nur die Augen zu Schlitzen, bevor sie sich aufrichtete.
"Du zuerst", erwiderte sie kühl.
Also gut. Sie hatte es so gewollt.
Levi schnellte nach vorne und holte mit der Faust aus. Sie duckte sich unter ihm weg und schlüpfte unter seinen Armen hindurch.
Er fuhr herum, holte aus, doch als sie sich abermals wehrte, trat er ihr die Beine weg.
Sie landete auf dem Rücken und verzog das Gesicht vor Schmerzen, da war Levi auch schon über ihr. Doch anstatt sich kampflos geschlagen zu geben, schlang sie die Beine um seine Taille und hebelten ihn zur Seite, sodass sie auf ihm saß. Greta holte aus und schmetterte ihre Faust gegen sein Kinn. Kein schlechter Schlag, aber es hatte einmal mehr weh getan. Sie holte wieder aus, da packte er ihre Hüften und schleuderte sie über seinen Kopf auf den Boden. Sie rollte sich ab, doch kam am Ende aus dem Gleichgewicht, sodass sie auf der Matte landete.
Sie war aus dem Gleichgewicht gekommen.
Schwer atmend richtete sie sich auf und stürmte wieder auf ihn zu. Levi hatte gerade einmal Zeit, auf die Knie zu kommen, da traf ihn ihr Fuß zwischen den Rippen. Sie stützte sich mit den Händen auf seinen Schultern ab und vollführte ein Manöver, das wie ein Handstand überschlagen aussah. Doch die Bewegung war einen Ticken zu langsam und sie kam wackelig auf die Füße.
Zu langsam. Zu schwach.
Sie schnaubte frustriert über ihre eigene Unzulänglichkeit auf. Levi verstand sie. Verstand, warum sie sich bis zum Härtesten Antrieb, um ihren Körper so schnell wie möglich wieder zu stählern.
Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, sie zu packen und auf die Matte zu schleudern. Sie landete auf den Schultern und er packte ihre Handgelenke und drückte sie in die Matte.
"Hör auf!", knurrte er, "Du hast verloren!" Greta gab einen frustrierten Laut von sich und wehrte sich gegen seinen Griff.
"Ich...", keuschte sie.
"Du bist zu schwach!", erwiderte er zornig, "Aber du bekommst keine neue Kraft, wenn du deinen Körper nicht zu Ende heilen lässt!"
"Lass mich los!", fauchte sie und wölbte den Oberkörper. Herrgott, das nächste mal würde er sie definitiv zwingen, sich was anzuziehen.
"Du hast verloren!", gab er zurück, "Hör endlich auf, dich zu wehren!" Da gelang es ihr, das Bein gerade genug zu befreien, um ihm dass Knie in die Rippen zu bohren. Levis Griff flackerte kurz, und sie befreite ihre Arme, dich bevor sie weiter angreifen konnte, holte Levi aus und schlug ihr ins Gesicht.
"Was zur Hölle...", schrie sie auf, dann rann Blut aus ihrer Nase.
"Du Dreckskerl!", fluchte sie, "Willst du mir die Nase brechen!" Levi packte erneut ihre Hände und beugte sich über sie.
"Ich habe gesagt, du sollst aufgeben!", knurrte er. Tränen rannen ihr über die Schläfen, vermischten sich mit ihrem Schweiß.
"Hadt du eine Ahnung, wie weh das tut?!", fauchte sie und er ließ ihre Hände soweit los, damit sie sich die Nase antasten konnte.
Der Stein um ihren Hals war in ihren Nacken gerutscht.
"Lass dir das eine Lektion sein", erwiderte er grimmig, "Wenn ich sage Schluss, dann heißt dass auch Schluss!" Sie stöhnte auf und drückte ihn mit der Hand weg, sodass seine Haarspitzen nicht mehr ihre Stirn streiften.
"Schon klar", murmelte sie, "Ich mache eine Pause." Dann stemmte sie beide Arme gegen seine Schultern, "Dann geh endlich von mir runter!"
Levi stützte sich neben ihren Schultern ab und stand von ihr auf. Sie krümmte sich, bevor sie sich i den Schneidersitz setzte und ihre Bandagen abwickelte. Blut rann ihr unablässig aus der Nase auf den Fußboden.
Levi schmiss ihr ein Handtuch hin.
"Du blutest den ganzen Boden voll!", knurrte er. Sie wickelte erst ihre Bandagen auf, bevor sie sich ächzend aufrichtete und das Tuch an ihre Nase hielt.
"Du weißt aber schon, dass ich irgendwann eine Revenge will", informierte sie ihn. Er schnalzte mit der Zunge.
"Wir gehen jetzt erstmal frühstücken.", erwiderte er kühl und drehte ihr den Rücken zu, um seinerseits die Bandagen abzuwickeln.
"Es wäre sowieso ein Wunder, wenn du nach diesem Training überhaupt essen kannst und nicht alles wieder auskotzt" Ein Schnauben hinter ihm. Er wandte den Kopf, um ihr über die nackte Schulter einen Blick zuzuwerfen.
"Und zieh dir verdammt nochmal was vernünftiges an!"

Zehn Minuten später hatte Levi kalt geduscht und sich frische Kleider angezogen, ehe er zum Frühstück gegangen war.
Greta kam zwanzig Minuten später in den Speisesaal und setzte sich neben Sasha und Mikasa. Die nassen Spitzen ihres Haars streiften ihre Taille, färbten den grünen Stoff ihres Kleides an diesen Stellen dunkler.
"Was ist denn mit dir passiert?", fragte Jean, als er das Veilchen bemerkte.
"Ich hatte eine Auseinandersetzung was die Genesung meiner Wunden angeht", antwortete sie und warf einen kurzen Blick auf den Brei vor ihr, bevor sie den Mund verzog. Armin riss erschrocken die Augen auf und tastete nach den Blutergüssen an seinem Hals, bevor er Levi einen ängstlichen Blick zuwarf.
Er hatte sich immer noch nicht bei Armin für seinen Angriff entschuldigt.
Eren und Mikasa bemerkten seinen Blick und fokussierten ihren Captain.
"Was glotzt ihr so, ihr Rotznasen?!", blaffte er. Alle drei Gesichter wandten sich ab.
"Es ist nichts", warf Greta beschwichtigend ein.
"Geht", fragte Armin zaghaft, "Es dir gut?" Greta dachte einen kurzen Augenblick nach, wobei sie gedankenverloren mit den Fingerspitzen ihren Stein berührte.
"Deutlich besser", antwortete sie und lächelte. Armin schien nicht überzeugt, Mikasa und Eren jedoch wandten sich wieder ihrem Brei zu. Levi beobachtete, wie Greta sich zwang, einen Bissen von ihrem Brei zu nehmen. Sie hatte ihn gerade heruntergewürgt, da sprang sie vom Tisch auf und rannte in die Küche.
Ein Würgegeräusch.
"Ich hab doch gesagt, es ist ein Wunder, wenn dein Essen im Magen bleibt!", knurrte Levi und schob seinen Stuhl zurück. Noch ein Würgen.
"Was willst du jetzt von mir hören, Besserwisser?!", krächzte sie aus der Küche, "Danke für Garnichts?!" Levi schnalzte mit der Zunge und lief ihr hinterher.
Sie lehnte über dem Waschbecken, die Hände umklammerten die Spüle.
Er fasste ihr Haar zusammen und strich ihre Strähnen aus der Stirn.
Noch ein Würgen. Sie erbrach sich nochmal. Hauptsächlich Wasser und ein bisschen von dem Frühstücksbrei.
"Du bist für die restliche Woche auf der Erstatzbank", entschied er. Sie wandte ihm den Blick zu und er ließ ihr Haar los, um ihr ein Becher mit Wasser zu geben.
Greta spülte erst ihren Mund aus, bevor sie ihm antwortete.
"Ich kann auch auf der Ersatzbank trainieren!", entgegnete sie.
"Du kannst nich nicht mal ordentlich essen!", knurrte er und deutete auf ihr Erbrochenes, "Sieh dir dass an! Das ist widerlich! Niemand hat Bock sich das die nächsten Tage anzusehen, also ruh dich erst zu Ende aus, bevor du weiter trainierst"
Greta öffnete den Mund, um zu protestieren, da riss Levi endgültig der Geduldsfaden. Er packte ihre Hand und zerrte sie hinter sich her, quer durch den Seisesaal und seine gaffenden Cadetten bis zum Gang.
"Ich kann sehr wohl alleine gehen!", fauchte sie, "Lass mich los!" Levi drehte sich gerade um, um sie taumeln zu sehen. Er fing sie auf, ging in die Hocke, umfasste ihre Kniekehlen und warf sie sich über die Schulter. Sie kreischte auf und strampelte wütend mit den Beinen.
"Lass mich sofort runter!", verlangte sie lauthals.
"Fu kannst in deinem Zimmer runter!", knurrte er und legte seine Hand auf ihre Wirbelsäule, damit sie sich nicht aufrichtete, "Ich bin deine ewigen Diskussionen leid!" Greta strampelte trotzdem weiter und Levi musste den ein oder anderen Tritt zwischen die Rippen ertragen, ehe er sie vor ihrem Bett abstellte.
"Du ruhst eich jetzt aus!", knurrte er und ließ ihr keine Zeit zum antworten, ehe er schon aus der Tür herausgetreten war.

PoV Greta:

Greta beugte sich über ein Waschbecken im Waschraum und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht.
Herrgott, was dachte er sich bloß. Sie versuchte die Erinnerung abzuwaschen, wie er sie heute morgen ohne Oberteil auf die Matte gedrückt hatte. Hatte er überhaupt bemerkt, was das mit ihr gemacht hatte?
Sie hatte gewusst, dass sie verloren hatte und ihm trotzdem das Knie in die Rippen gerammt, einfach um sich zurück in die Wirklichkeit zu holen.
Und dann... Herrgott, er konnte sie doch nicht einfach so über seine Schulter werfen?!
Sie tauchte zur Strafe auf die folgenden Gedanken das ganze glühende Gesicht ins Eiswasser.
Es lag wahrscheinlich einfach daran, dass sie lange keinen Mann mehr gehabt hatte.
Sie wollte ganz sicher nicht Levi, nein, sie wollte einfach nur wieder irgendwen.
Ganz bestimmt.

Love and InstinctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt