PoV Greta:
Greta erwachte am nächsten Morgen davon, dass die Sonne auf ihrem Gesicht tanzte. Murrend drehte sie sich auf die andere Seite. Es war zu hell.
Hell?
Sie schreckte hoch und warf einen panischen Blick nach draußen. Es musste bereits später Mittag sein. Die anderen Mädchen waren schon aufgebrochen.
Und warum zu Hölle trug sie noch immer ihre Uniform?
Greta sprang aus dem Bett.
Dem Bett?!
Wie war sie hier her gekommen? Sie war doch...auf dem Dach eingeschlafen. Mit...
Oh nein!
Sie durchforstete ihre Erinnerungen. Levi musste sie in ihr Bett getragen haben. Captain Levi hatte sie in ihr Bett getragen!
Nein, nein, nein!
Sie rannte zur Kommode und riss die zweite Garnitur Kleidung hervor, bevor sie ins Bad stolperte und sich. schneller anzog und wusch, als sie es je für möglich gehalten hatte. Greta hüfpfte auf einem Bein durch ihr Zimmer, zog sich eine Socke an, während sie sich die Zähne putzte.
Wo waren ihre Stiefel?!
Sie entdeckte sie neben ihrem Bett, feinsäuberlich aufgereiht.
Oh nein!
Das war mit Abstand das peinlichste, dass ihr je passiert war.
Okay, vielleicht doch nicht.
Greta katapultierte ihre Zahnbürste in hohem Bogen in das Waschbecken, schnappte sich ihre Stiefel und rannte los.
Ihre nackten Fußsohlen patschten laut über das blotzblanke Holzparkett, sie nahm Anlauf und rutschte das Geländer hinunter, während sie ihre Stiefel überstreifte. Unten angekommen sprintete Greta sofort in den Speisesaal, der wie leer gefegt war.
Greta fluchte und warf einen Blick aus dem Fenster. Sie entdeckte zwei Personen und beeilte sich, ebenfalls nach unten zu kommen.
Völlig außer Atem kam sie unten an.
"Ich...", keuchte sie, "Ich hab..."
"Verschlafen?", bot Eren an. Greta nickte. Er und Historia wechselten einen kurzen Blick.
"Captain Levi hat uns aufgetragen, dich schlafen zu lassen", sagte Historia und lächelte.
"Und wo ist er...sie, ich meine, wo sind alle?"
"Besorgungen machen.", erwiderte Eren, "Vorräte und sowas" Er machte eine ungefähre Handbewegung. Greta nickte.
"Und warum seid ihr nicht dabei?", fragte sie und holte tief Luft. Eren zuckte die Achseln.
"Zu hohes Risiko meint der Captain" Greta musterte die Beiden. Bei Eren mit seinen Titanenwandlerfähigkeiten mochte das ja stimmen, aber Historia...
Sie wirkte so zart und klein und zerbrechlich. Ein wenig so wie Greta selbst.
"Es liegt an meinem Namen", erklärte Historia gutmütig.
"Historia Reis. Mein Vater ist Rod Reis." Greta nickte wissend, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was ihr das sagen sollte.
"Und wieso wurde ich nicht geweckt", fragte Greta. Eren zuckte die Achseln.
"Frag Captain Levi"
"Vielleicht weil du das Brot gebacken hast. Oder das Reh erlegt hast. Oder unsere Wäsche gewaschen hast", schaltete Historia sich ein.
Oder weil er Mitleid hatte, weil ich ihm von meiner Vergangenheit erzählt habe.
Aber diesen Gedanken sprach sie nicht laut aus.
"Und was machen wir jetzt?" Eren und Historia wechselten einen Blick.
"Wir wollten im Wald trainieren.", sagte Historia, "Komm doch mit""Das ist eigentlich ziemlich spaßig", bemerkte Greta, als sie, Eren und Historia an Seilen durch den Wald schwangen und abwechselnd die Nackenattrappen von Titanenpuppen durchtrennten.
"Wie hast du denn trainiert", rief Eren und sauste nach unten, um einer Holzpuppe den Todesstoß zu versetzen.
"Matthias hat uns erst ohne 3DMA trainieren lassen. Er wollte, das wir auch ohne die Ausrüstung in der Lage sein würden, uns fortzubewegen. Dann die 3DMA. Und wir mussten ständig gegeneinander antreten, um den besten zu ermitteln."
Sie grinste bei der Erinnerung, wie sie Jesper täglich vermöbelt hatte. Historia vollführte eine Drehung in der Luft und tötete eine weitere Puppe.
"Wir haben immer mit 3DMA trainiert", sagte sie.
"Wollen wir drei gegeneinander kämpfen?", schlug Eren vor. Historia warf ihnen einen unsicheren Blick zu.
"Egentlich will ich nur diesen Trick lernen", fügte er hinzu und sah hoffnungsvoll zu Greta, "Der mit dem Überschlag. Der ist echt cool" Greta grinste, dann stieß sie sich von einem Ast ab und zerstückelte den Stoffnacken eines Titanen."Wie genau machst du dass jetzt?", fragte Eren. Greta seufzte. Sie hatte ihnen den Schritt jetzt viermal gezeigt.
"Zuerst hebst du die Arme über den Kopf. Dann lässt du dich nach hinten fallen", Greta landete auf den Händen in einer perfekten Brücke.
"Dann stößt du dich mit den Beinen ab, beugst die Arme und drückst dich hoch", Greta vollführte die Bewegung geschmeidig wie eine Katze.
Eren ließ sich nach hinten fallen und landete auf dem Kopf. Historia eilte zu ihm, genauso wie Greta, obwohl sie sich ein Lächeln verkneifen musste.
"Ich kann das nicht", stöhnte Eren und rieb sich den Kopf.
"Du musst es nicht können.", erwiderte Greta leichthin. Im Stillen fügte sie hinzu, dass sie ohnehin nicht glaubte, dass er es schaffen konnte. Eren öffnete skeptisch den Mund.
"Der Schritt passt zu mir, weil ich klein und gut gedehnt bin. Außerdem bin ich leichter, als du. Du bist stark und groß, du hättest in einem offenen Kampf viel bessere Chancen." Eren nickte und rieb sich erneut den Kopf.
"Wie meinst du dass?", fragte Historia.
"Ich war Tänzerin. Bevor ich zu Garde gekommen bin. Die Körperspannung, die Dehnung der Muskulatur, die Balance, all dass hat mir geholfen, so zu kämpfen, wie ich kämpfe. Ich bin klein und werde leicht unterschätzt.
Eren ist groß und muskulös. Wenn er kämpft kann er die ganze Weite seines Körpers ausnutzen. Und die ganze Kraft. Nicht vergessen mit seiner Fähigkeit.
Du bist genauso klein und zierlich, wie ich, deshalb wirst du vermutlich auch leicht unterschätzt. Ich habe dich leider noch nie kämpfen gesehen, Historia, um deinen Stiel zu beurteilen" Eine unausgesprochene Frage, die dahinter mitschwang. Eine Frage, die unbeantwortet bleiben sollte. Greta, Eren und Historia trainierten den ganzen Nachmittag, bis Levi und der restliche Trupp zurückkehrten und sie halfen, die neuen Vorräte in die Kammer zu tragen.
Levi und Greta wechselten dabei kein einziges Wort.
Später, als Greta zurück in ihr Zimmer kam, sah sie Historia am Fenster stehen. Sie blickte hinaus.
"Ich war immer das süße, kleine Mädchen", sagte sie, ohne sich umzudrehen.
"Niemand hat mich je Ernst genommen, bis auf einen Menschen." Historia holte tief Luft, "Und jetzt ist sie fort." Greta setzte sich auf die Bettkante.
"Das tut mir sehr leid", murmelte sie. Historia drehte sich leicht um ihre Hand an die Scheibe zu pressen. Wie als könnte sie diese Person über Meilen hinweg berühren. Dabei schimmerten ihre Wangen feucht.
"Ich wäre gerne stark und unerschütterlich. So, wie sie. Oder Mikasa. Oder du. Aber das bin ich nicht und ich habe das Gefühl, deshalb ist sie gegangen. Weil ich nicht stark genug war."
"Ich bin... nur zu einem Viertel der Zeit so mutig, wie ich aussehe. Ich habe Angst, doch ich habe gelernt damit umzugehen. Damals habe ich erkannt, das Angst eine Entscheidung ist. Ich habe erkannt, dass ich mich weder vor Feiglingen fürchten muss, die in der Dunkwlheit lauern oder vor der Höhe, weil ich erst erkannt habe, dass die meisten Menschen meine Angst nicht verdienen oder dass sie unbegründet ist. Ich bin nicht stark und auch Mikasa hat sicherlich öfter Zweifel an sich, als du denkst und diese Person, Historia, ist eine Idiotin, wenn sie nicht zu dir zurückkommt", antwortete Greta.
"Sag das nicht", bat sie, "Sie ist einer der besten Menschen, die mir je begegnet sind." Greta schenkte ihr ein Lächeln.
"Dann wird sie zu dir zurückkommen. Ganz bestimmt"PoV Levi:
Levi saß in Erwins Büro und beobachtete seine Truppmitglieder durch das Fenster.
"Sie kann das nicht tun", murmelte er distanziert.
"Sie ist perfekt. Die ungefähre Größe. Die Haarfarbe. Das Geschlecht.", antwortete Erwin sachlich.
"Nein", war seine einzige Antwort und als Erwin die Augenbrauen hob, fügte er hinzu, "Armin wird es tun. Seine Haarfarbe passt genauso."
"Armin ist zu groß. Und außerdem ein Junge.", schaltete Hangi sich ein.
"Sie nützt viel mehr, wenn sie kämpft, anstatt sich gefangen nehmen zu lassen.", knurrte Levi.
"Levi", sagte Erwin, "Greta ist eine exzellente Kämpferin, doch es wäre Verschwendung, sie bei dieser Ähnlichkeit nicht als Double einzusetzen."
"Sie kann tatsächlich nützlich im Kampf sein", warf Hangi ein.
"Aber in welchem Fall wäre sie nützlicher?", überlegte Erwin, "Als Kämpferin oder als Doppelgängerin. Bedenkt, wie schnell sie sich befreiten kann, wenn etwas schief läuft. Wie gut sie sich selbst aus ihrer Lage retten kann, wenn Unterstützung nicht rechtzeitig eintrifft." Alle drei schwiegen.
Levi starrte aus dem Fenster. Starrte zu ihr, wie sie mit Armin, Jean und Eren zu den Stallungen ging und über irgendwas lachte. Ein Lachen, dass noch immer ungetrübt war, trotz allem, was ihr geschehen war.
Und wenn Levi richtig lag mit seiner Vermutung über diesen Ripper, dann durfte sie auf keinen Fall gefesselt in den Händen seiner Männer sein.
Abgesehen davon ergriff ihn ein seltsames Gefühl, sobald er daran dachte. Eine Faust, die sich in seine Eingeweide krallte. Nein, eher würde er sterben, als zuzulassen, dass sie sich als Historias Doppelgängerin ausgab und entführt wurde.
"Sie ist als Soldatin viel fähiger.", wiederholte er. Erwin seufzte.
"Also gut", sagte er, "Armin und Jean werden Historia und Eren doublen. Aber Greta wird bei Mikasa bleiben. Nifa ist für diese Mission dein Partner." Levi schnalzte mit der Zunge.
Das war nicht, was er wollte, doch er wusste, dass er von Erwin nicht mehr zu erwarten hatte.So, diesmal ein kürzere Kapitel. An dieser Stelle auf jeden Fall frohe Weihnachten an Euch alle ;)
DU LIEST GERADE
Love and Instinct
FanfictionGreta Ducane ist attraktiv, kampferprobt und eine gesuchte Auftragskillerin. Im Schatten von Kummer(einer Stadt innerhalb von Mauer Rose), hält sie sich im Dienste einer Rebellengruppe über Wasser, bis sie eines Tages verraten wird und alles was sie...