Auf Wiedersehen

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PoV Levi:

*eine Woche später. Levi und Hangi sind mit dem alten Trupp vereint und auf dem Weg, Eren zu stoppen.
Kurz bevor sie das Flugzeug jedoch erreichen, schießt Floch ein Loch in die Außenfassade und wird dafür erschossen.

Levi stand an der Reling und starrte angespannt auf die Linie am Horizont, der schmale Strich grünen Grases, der das Azurblau des Ozeans vom wolkenlosen Himmel trennte. Meterhohe Wellen brachen sich am Bug und brachten das Schiff zum Schlingern. Falls jemand genau neben Levi gestanden hätte, so hätte er gemerkt, dass er die Hände verkrampft um die eiserne Reling geschlungen hatte. Nicht nur, dass sein zerfetzter Körper sich gegen jede Form körperlicher Belastung wehrte, sein gesunder Magen hasste den heftigen Seegang. Was Levi selbst ziemlich ironisch fand.
Doch niemand stand bei ihm. Seine ehemaligen Rekruten waren über das Deck verteilt, Hangi und die asiatische alte Dame waren unter Deck und besprachen die Pläne. Noch nicht einmal alle seine Gliedmaßen waren bei ihm. Levi war alleine.
Er drängte das Gefühl, dass in ihm aufstieg, zurück, die Kälte, die sich in ihm ausbreitete.
"Sie sind hier", murmelte er und der Wind trug seine Worte davon.
"Brillenschlange!"
"Captain", erwiderte Jean.
"Hol Hangi", blaffte er, "Wir haben ein Problem"
"Was..." Jean packte die Reling, "Oh Gott!" dann rannte er los.
Mitten am Horizont, die schmale Linie die eigentlich den Flugzeughangar markieren sollte,war von riesenhaften Kolosen überseht. Die Titanen waren so gigantisch, dass der Ozean ihnen gerade mal bis zur Hüfte reichte. Dafür versetzten sie die Wasserobergläche unter so große Erschütterung, dass die Wellen schäumend gegen den Bug des Schiffes klatschten und das Schiff zum schlingern brachten.
"Levi", rief Hangi, die aus der Tür trat, "Was ist denn..." sie brach ab. Ihre Lippen formten ein kreisrundes O.
"Wir sind zu spät", knurrte Levi, "Die Titanen haben den Hangar schon erreicht" Hangi hielt sich am Geländer fest.
"Es ist noch nicht vorbei", erwiderte Hangi. Levi packte ihre Schulter.
"Sieh doch hin!", blaffte er, "Wir sind zu spät! Wir haben versagt!" Hangi starrte ihn an.
"Also willst du jetzt aufgeben?", fragte sie. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Wir haben nichts mehr zu geben, Hangi", erwiderte Levi, "Ich kann kaum stehen. Mikasa kämpft gegen Eren. Und wenn wir die letzten Titanenwandler opfern, ist Paradisisland schutzlos" Aber Hangi antwortete nicht. Stattdessen starrte sie nur auf den Horizont.
"Nein", sagte sie langsam, "Wir opfern die Titanenwandler nicht. Aber wir dürfen auch nicht aufgeben"
"Was hast du vor?", stieß Levi aus.
"Wir müssen uns beeilen!", schrie Hangi, "Volle Kraft voraus! Zeigen wir diesen Titanen, was der Aufklärungstrupp zu bieten hat!" Die anderen starrten sie an. Und dann  ging alles ganz schnell. Levi hatte geglaubt, dass sie mit der Überquerung der See bereits die Kapazität des Schiffes erreicht hatten, doch wie sich zeigen sollte, hatte er sich geirrt.
Das Schiff schoss über die Wellen.
"Das schaffen wir niemals", murmelte Levi.
"Doch", beharrte Hangi und verschränkte die Arme vor der brust als Überlegenheitsgeste, "Das wird einfach nur knapp"
"Du hast einfach nicht genügend deine Brille geputzt!", knurrte Levi. Hangi kicherte.
"Macht euch bereit!", schrie Hangi dem Trupp zu, "Gleich werden wir" sie machte eine theatralisch Geste, "Die Menschheit retten"

Levi war von ihrem Plan nicht überzeugt und je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass Hangi es auch nicht sein konnte.
Denn vielleicht wäre es ihnen ja möglich, den Hangar sogar noch rechtzeitig zu erreichen, aber das Flugzeug zu starrten, bevor die Titanen sie erreichten?
Nein, irgendwas stimmte daran nicht.
Hangi jedoch spielte immer noch die siegessichere, als sie den Hangar erreichten und das Schiff hastig die Ladeluke hinab senkte. Sie rannten darüber.
Im Nachhinein sollte Levi davon überzeugt sein, dass sie es hätten schaffen können. Vielleicht. Wenn das Glück auf ihrer Seite gewesen wäre.
Doch das Glück, so schien es, hatte sie schon seit einer Weile verlassen.
Der Aufklärungstrupp mit den Kriegern stürmte die Luke hinab. Levi folgte, denn er war dank seiner Verletzungen noch immer nicht so schnell, wie er es sich gewünscht hätte. Seine Füße berührten gerade den Boden des Hangars, als ein Schüsse die Luft zerrissen.
Levi fuhr herum und tastete nach seinen Klingen, die er natürlich nicht bei sich trug, weil sein Verletzter Körper noch nicht stark genug war, sie zu tragen.
Gleichzeitig stürmten Connie, Jean und Mikasa los. Das Zischen eines Donnersperes zerteilt die Luft und eine Klinge schoss aus Mikasas Gürtelhalfter und bohrte sich in Floches Torso. Mikasa zog die Klinge mit einem schmatzenden Geräusch aus der Wunde. Floche ging zu Boden.
Eine rote Blutlache breitete sich auf dem Boden aus und Levi schnalzte missbiligend mit der Zunge.
Der Arme Boden.
Während Hangi, Jean und Mikasa zu ihm hinrannten machte Levi sich nicht einmal die Mühe.
"Hat er wirklich die ganze Zeit an unserem Schiff gehangen?", fragte Hangi. Das war zwar bemerkenswert, allerdings auch keine Unmöglichkeit. Levi hatte schließlich gelernt, dass der Dreck unter den Fingernägeln am hartnäckigsten war.
"Hangi!", schrie Onjankopon, "Da sind Löcher im Benzintank" Der Aufklärungstrupp fuhr herum.
Nein, nein, das durfte nicht sein! Nicht nach allem, was sie geopfert hatten!
Verzweifelte Stimmen wurden lauter und mittendrin Levi, der die Hände in seinen Taschen unwillkürlich um dem Ring schloss.
"Er ist Tod", Hangis Stimme mitten im Chaos, "Aber, wir können trotzdem nicht aufgeben" Sie überlegte. Levi starrte sie an. Hangi stand langsam auf.
"Es mag heute vielleicht nicht funktionieren", sagte sie und mit ihrem sachlichen Ton brachte sie den Aufklärungstrupp dazu, leisezu sein, "Aber dafür vielleicht irgendwann"  Levi starrte sie an.
Das Beben des Bodens wurde immer heftiger.
"Sie sind hier!", unterbrach Armin Sie alle. Zwischen den Bäumen tauchten die riesenhaften Körper der Titanen auf.
"Das schaffen wir nie", rief Reiner und schluchzte, "Alles war umsonst!" Hangi straffte die Schultern.
"Das war es nicht", sagte sie ruhig, "Onjankopon, wie lange brauchst du, um das Schiff flott zu machen?"
"Weniger als eine Stunde", sagte er, "Aber Hangi" er starrte sie an, "So viel Zeit haben wir nicht" sie sah ihn an.
"Doch die haben wir", sie zückte ihre Klingen, "Ich werde sie aufhalten, ihr entkommt" Schweigen. Sie alle wechselten einen Blick.
Keiner wollte Hangi sterben sehen. Aber sie konnten es sich nicht leisten, jetzt auf das Leben des einzelnen zu zählen. Langsam salutierten sie alle.
Sie alle, mit Ausnahme von Levi.
"Und jetzt macht, dass ihr dieses Schiff flott bekommt", sagte Hangi, "Armin ist jetzt offiziell der neue Kommandant des Aufklärungstrupps. Macht mich stolz" sie verschwand, um ihre restliche Ausrüstung zu holen.
Levi beeilte sich, sie einzuholen.
"Hangi", rief er. Sie drehte sich nicht um, während sie ihre 3DMA an festzog.
"Glaubst du", fragte sie und schnürte einen Riemen an ihrem Oberschenkel zu, "Das sie uns alle zusehen?" Sie zögerte, "Dass wir endlich stolz unseren gefallenen Kameraden gegenüberstehen können?"
"Hör auf so einen Scheiß zu reden", murmelte Levi, nur um dann ein wenig versönlicher hinzuzufügen, "Du hörst doch schon so an wie er" sie drehte sich um.
"Es tut mir leid, Levi", sagte Hangi, "Das ich es dir verschwiegen habe" Levi starrte sie perplex an, dann zog er einen Riemen an ihrer Schulter fester.
"Verdammt, Vierauge!" Sie lächelte traurig.
"Ich weiß, Levi", sagte sie und trat einen Schritt vor, "Ich spüre, das meine Zeit gekommen ist. Und" sie stoppte und sah ihn an, "Ich will so cool wie möglich sterben, also lass mich so raus gehen" Levi presste die Lippen zusammen. Schloss die Augen.
Und dann ballte er die Hand zur Faust und legte sie auf ihr Herz.
"Opfere dein Herz", murmelte er und lief an ihr vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen.
"Das habe ich dich noch nie sagen hören", rief Hangi ihm hinterher.
"Levi", sagte Pieck, "Steig ein, wir müssen startbereit sein" er stieg ins Flugzeug, gerade, als Hangi sich in die Luft schwang.
Ich spüre, es ist Zeit zu gehen
Auch Levi hatte es gespürt und er war sich mehr als sicher, dass sein Vorrat an Glück langsam aufgebraucht war.
Das Flugzeug setzte sich in Bewegung. Er sah aus dem Fenster, wie Hangi zwei der kolosalen Titanen getötet hatte. Eine kleine Gestalt, die es mit Riesen aufnahm.
Den Ring in seiner Faust presste er seine Hand auf seine Brust.
Er würde nicht mehr nach Hause zurück kehren. Er würde hier sterben.
Es tut mir leid, Greta.
Es tut mir so unglaublich leid.

PoV Greta:

Das Beben zu ihren Füßen klang noch immer, während Greta sich gerade ans Fenster lehnte und das Gesicht in die Abendluft hielt. Die Sonne ging schon fast unter und sie Strich sich gedankenverloren über den Bauch.
Trauer hüllte sie ein, auch wenn sie nicht wusste, woher die kam. Sie zupfte fast wie beiläufig an ihrem Herzen.
Sie schlang die Decke enger um sich und wollte schon das Fenster schließen, als eine Welle des Schmerzes über sie lief.
Greta stützte sich an der Fensterbank ab und stieß einen kleinen Aufschrei aus. Das war nichts besonderes, schließlich war sie seit neun Monaten schwanger und ihr Baby besaß keinerlei Skrupel, seine Mutter sogar im Schlaf zu treten. Allerdings spürte sie in diesem Moment Wasser ihre Schenkel hinablaufen.
Oh nein.
"Historia!", schrie sie, "Carla!" Die Tür wurde aufgerissen und Carla starrte sie an. Ihre blonden Locken fielen ihr ins Gesicht, als sie sich vorbeugte und versuchte, den Schmerz wegzuatmen.
"Das Baby kommt"

Love and InstinctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt