Erwachen

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PoV Levi:

Levi erwachte erst am nächsten morgen, er war überrascht, dass er solange geschlafen hatte. Nich überraschter war er, als er die Decke über ihm bemerkte. Er sah sich im Raum um und sah Greta auf seinem Sessel lümmeln. Sie hatte ihre Stiefel ausgezogen, die Beine über die eine Lehne drapiert und arbeitete an irgendwelchen Papieren.
Seinen Papieren.
"Was machst du da?", knurrte er. Sie warf ihm einen Blick zu.
"Wusstest du, dass du schnatschst?", erwiderte sie. Keine Antwort.
"Nicht sehr laut, aber schon merklich"
"Greta", unterbrach er sie, "Was machst du da?" Sie stöhnte entnervt.
"Deine Arbeit", sagte sie, "Mal wieder" Levi schnalzte mit der Zunge.
Mal wieder?!
"Halt dich aus meinem Papierkram heraus!", knurrte er. Greta ließ die Papiere sinken.
"Mach nicht so ein Theater", antwortete sie, "Ich habe lediglich die Sterbeurkunden bearbeitet"
"Die kannst du nicht bearbeitet haben. Dafür brauchst du meine Unterschrift ", sagte er. Sie warf ihm einen erneuten Blick zu.
"Es sind nur vier Buchstaben", winkte sie ab, "War keine allzu große Herausforderung"
"Greta!", knurrte er. Sie schwang ihre Beine von der Lehne und setzte sich ordentlich in den Sessel. Dann knallte sie ihm die Papiere auf den Tisch.
"Bitte!", sagte sie harsch, "Ich habe mir die Nacht umgeschlagen und dein Geschnarsche ertragen, also wage es ja nicht, mich jetzt dafür anzuschnauzen!" Er schnalzte mit der Zunge. Er hatte nicht darum gebeten, dass sie das tat.
"Dann geh jetzt schlafen", knurrte er nur.
Greta verdrehte die Augen.
"Mir geht's gut", antwortete sie, "Außerdem wieso seid ihr beide eigentlich hier, anstatt bei den Vorbereitungen für Historias Lrönung zu helfen?"
"Weil du das halbe Hauptquartier zerstört hast", knurrte Levi. Er wusste selbst nicht, wieso er so genervt war. Vielleicht die Tatsache, dass sie ihn schlafend gesehen hatte und wie ein Baby zugedeckt hatte. Vielleicht auch einfach, weil sein Körper so viel Schlaf nicht gewöhnt war.
"Eigentlich ist das nur deine Schuld gewesen", erklärte Greta. Levi hob ruckartig den Kopf.
"So?", knurrte er. Greta nickte entschieden und schlüpfte in ihre Stiefel.
"Hättest du mich nicht gezwungen, zurück zum Hauptquartier zu gehen, hätte ich die Garde nie getroffen und hätte sie nie alle abschlachten können, wodurch es nie zu so einem Chaos gekommen wäre!" Levi schnalzte mit der Zunge.
Sie stand auf und zupfte ihre Bluse zurecht.
"Ich geh mich waschen", sagte sie und verließ ohne sein Einverständnis sein Büro. Sie machte ihn noch wahnsinnig! Mit ihrer Weigerung sich an irgendeine Form des Respekts zu halten. Oder mit dieser Decke, die nach wie vor nach ihr roch, obwohl sie heute gar nicht darin geschlafen hatte. Herrgott nochmal!
Levi war zu dem Schluss gekommen, dass es schlicht sein Ackermaninstinkt war, der ihn dazu zwang, ihr nachzurennen und sie zu beschützen. Es passte einfach. Den stärksten Hinweis sah er, am Tag ihrer ersten Begegnung, als die Brücke in die Luft geflogen war und er ihren blutigen, zerschundenen Körper durch die Trümmer getragen hatte und Hangi so lange angebrüllt hatte, bis sie sie versorgt hatte. Nein, er hatte keine Gefühle für sie. Hatte sich diese Art des Empfindens vor Jahren schon verboten, die Lücke in seinem Herzen mit Schmerz verödet. Wieso sollte gerade sie etwas daran ändern?
Erwin erschien im Türrahmen. Greta hatte die Tür nähmich nicht wie jeder andere zugemacht, sondern sperrangelweit offen gelassen.
"Sie ist gerade an mir vorbei gestürmt", informierte Erwin Levi und legte die Fingerspitzen aneinander.
"Wenn ich dir einen Tipp geben darf, Levi,", fügte er hinzu, "Da es in näherer Zukunft nicht so aussieht, als würdest du sie wieder loswerden, währe ich netter zu ihr. Wie ich Greta einschätze, macht sie einem das Leben zur Hölle, wenn sie wütend wird" und wie sie das tat. Levi hatte selten so einen rachsüchtigen Menschen kennengelernt und er war bei seinem Onkel aufgewachsen.
"Zieh dich um, wir müssen zu Historias Krönung", war das letzte, was Erwin sagte, doch als Levi zur Tür sah, fiel ihm die kleine grüne Uniform auf, die Erwin an den Harken gehängt hatte.
Er seufzte und streifte seine eigene Uniform um, dicker fester grüner Stoff. Kleidung, die er normalerweise nicht gewählt hätte. Levi zog den Gürtel zu und nahm die zweite Uniform, um sie Greta zu bringen. Greta stand am Fenster zu ihrem Zimmer und starrte nach draußen, während sie ihr Haar kämmte. Ihre Haare waren viel zu lang zum Kämpfen, die welligen Soitzen streiften ihre schmale Taille. Ein Punkt, bei dem Levi normalerweise darauf gepocht hätte, es abzuschneiden. Doch er mochte ihr Haar. Mochte es, wie sich das Licht darin verfing.
Sie drehte sich zu ihm um.
"Zieh dich um, wir reiten zu Historias Krönung", murmelte er. Greta strich sich eine Strähne hinters Ohr uns kam auf ihn zu, nahm ihm die Uniform ab.
"Sie wird zu groß sein", sagte sie und inspizierte den Stoff.
"Zieh sie einfach an", erwiderte Levi. Greta warf ihm einen schmallippigen Blick zu.
"Dann verschwinde aus dem Zimmer!", erwiderte sie
Levi schnalzte mit der Zunge und schloss die Tür hinter sich, nur um sich an den Türrahmen zu lehnen und die Arme vor der Brust zu verschränken. Greta brauchte lange. Sehr lange.
"Hey", knurrte er und klopfte an die Tür, "Beeil dich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"
"Du bist ein Stinkstiefel", ertönte es gedämpft hinter der Tür. Levi schnalzte mit der Zunge. Als Greta nach wie vor nicht auftauchte, klopfte er nochmal gegen die Tür, diesmal heftiger. Mit einem Ruck wurde die Tür geöffnet und sie funkelte ihn an.
"Bin doch schon fertig", sagte sie. Sie hatte ihr Haar zu einem ordentlichen Knoten im Nacken festgesteckt. Levi wäre es lieber gewesen, sie hätte es offen gelassen.
"Was heißt hier schon?", erwiderte er. Sie liefen nebeneinander den Gang entlang.
"Soll ich jetzt mit ungeputzten Zähnen vor die Tür gehen?", antwortete sie. Innerlich zuckte Levi zusammen.
"Du sollst nicht rumtrödeln", knurrte er. Sie schnaubte und strich einen unsichtbares Staubkorn von ihrer Uniform.
"Wärst du früher aufgewacht, wäre ich auch früher fertig gewesen", rief sie.
"Du schläfst normalerweise viel länger als ich. Und das obwohl du dich Soldatin nennst!", knurrte er. Sie sog scharf die Luft ein.
"Was hat das damit zu tun?", echauffierte sie sich.
"Disziplin. Ordnung. Regeln, an die man sich hält", antwortete er.
Ein Räuspern ließ sie beide innehalten.
"Kommt endlich", wie Erwin sie an, "Es ist ein langer Weg" Stumm folgten Levi und Greta ihm. Kurz bevor sie aus dem Haupttor gingen fasste Levi ihr Handgelenk. Sie funkelte ihn an. Er strich ihr eine Locke, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte zurück in den Zopf. Dann gingen sie zu den Pferden und ritten den Weg entlang zu Historias Krönung.

Die Menge applaudierte der neuen Königin, die Oben mit demütig gesenkten Haupt kniete, während Erwin ihr die Krone aufs Haupt drückte. Doch während aller Augen auf Historia gerichtet waren, sah Levi Greta an und konnte nicht gegen das Bedürfnis ankommen, sich ihre Züge ins Gedächtnis einzuprägen, die Grübschen in ihrer Wange, sowie das Sonnenlicht, dass ihre grünen Augen zum Leuchten brachte.

Love and InstinctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt