Kapitel 79

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VICTORIA POV

"Ich weiss auch nicht, wie das passieren konnte.." beendete Jason seinen Vortrag über diesen Kuss. "Und du kommst damit nach einer Woche?" ich verlagerte mein Gewicht auf einem Bein. "Ich dachte, Justin würde mich umbringen."
Ich sah ihn verwirrt an. "Warte, das heisst, Justin weiss davon?"
"Ich habe es ihm sofort gesagt." gestand Jason und krazte sich am Kopf. Ich nickte stumm. Vielleicht hat Justin endlich eingesehen, dass es ihn nichts angeht, was ich mache und vorallem mit wem. "Freunde?" Jason reichte mir seine Hand. "Freunde." bestätigte ich.
"Cool." er lächelte schief.
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"Bieber, sie wählen ihr Team." sagte Hope zähneknirschend.
Justin nickte und stellte sich vor die Sportklasse.
Mädchen starrten ihn mit verträumten Gesichtern an, aber sein Blick blieb stur auf mir gerichtet.
"Victoria?" sagte er und räusperte sich. "Ja?" stotterte ich völlig benommen. Von allen Seiten hörte ich hohe Stimmen, die sich gerade den Arsch über mich ablästern. Wie eingebildet ich doch sei und selbstverliebt. Ich ignorierte aber diese Stimmen einfach. Justin kicherte leise. "Mrs Morraira, worauf warten sie?" knurrte Hope. Ich zuckte kurz zusammen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Justin eine Weile schon angestarrt hatte.
"Sorry, was?" fragte ich und wendete mich an Justin. "Ich hab' dich gerufen." "Wieso?" fragte ich verwirrt. Cas, die neben mir stand stupste mich mit dem Ellbogen an. "Psst, du bist mit ihm im Team."

Ah! Deshalb...

"Uhm, ups." ich lief peinlich berührt auf einen grinsenden Justin zu. Seine Hände in der grauen Jogginghose. Mein Blick fiel auf die perfekt trainierten Oberarme, welche unzählige Tattoos zierten. Kurz atmete ich tief ein, da ich umbemerkt die Luft angehalten hatte.

"Baby, wenn du nicht willst, dass dein Freund eifersüchtig wird, dann solltest du mich nicht so sehr anstarren." flüsterte er mir zu und sprach das Wort 'Freund' spottend aus. Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Ich starre dich ganz sicher nicht an." verteidigte ich mich.
"Das sieht Aiden aber anders." er kicherte. Ich wagte einen Blick zu Aiden, der uns alles andere als erfreut ansah. Ich biss mir verlegen auf die Unterlippe. "Das kann dir egal sein." keifte ich.
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"Was war das mit Justin?" fragte Aiden mich, nach dem Sportunterricht. "Was meinst du?" stellte ich mich dumm. Er verdrehte die Augen. "Du weisst, was ich meine."
Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. "Nichts. Lass uns bitte nicht darüber reden." flehte ich ihn an. Aiden blieb stehen und packte meinen Arm. "Langsam, da habe ich das Gefühl, du liebst mich nicht." Ich runzelte die Stirn. "Was?" fragte ich verwirrt, "du bildest dir da etwas ein." erklärte ich schnell. Aiden schüttelte den Kopf. "Ich hab deinen Blick gesehen. Du siehst ihn anders an, als mich."
"Er ist mein Ex-Freund. Klar, dass ich ihn anders ansehe, als andere. Ich mag ihn noch nicht mal." ja, ich log. Natürlich mag ich Justin noch. Vielleicht sogar mehr, als mir lieb wäre.
"Ach kommschon, tu nicht so, als hätte ich keine Augen im Kopf!" Aiden warf seine Arme in die Luft. "Tu ich doch gar nicht!" sagte ich überfordert. Aiden schnaubte. "Ich muss los."
Er lief davon. Einfach so. Ich blieb regungslos stehen und sah ihm nach, bis er in sein Auto stieg und mit quietschenden Reifen wegfuhr.
'Und wie soll ich jetzt nach Hause kommen?' heute morgen hat mich Aiden abgeholt. Cassie ist schon weg und ich stehe jetzt blöd auf dem Parkplatz und das ohne meinen geliebten Smart.
Ein kurzer Blick auf meine silberne Armbanduhr verriet mir, dass der Bus gerade weggefahren ist. Na klasse.
"Vicky, alles klar?" rief mir jemand zu. Ich entdeckte Jeremy, der mir mit einem breiten Grinsen entgegen kam. Ich setzte ein falsches Lächeln auf und nickte. Sofort verzog er sein Gesicht. "Was los?" fragte er, sobald er mich umarmt hatte. Ich strich mir eine Strähne, die mir ins Gesicht fiel hinter mein Ohr und seufzte. "Du kennst mich zu gut."
Jeremy richtete den Rucksack, der auf einer Seite seiner Schulter platziert war und gab mir mit dem Kopf durch ein kurzes Nicken zu verstehen, dass ich weiter sprechen sollte.
"Aiden und ich haben uns nur gestritten. Nicht's weiter." erklärte ich schulterzuckend. Jeremy runzelte die Stirn, nickte schliesslich und legte einen Arm um mich. "Komm, ich fahr' dich nach Hause."
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"Bist du schon wieder alleine?" fragte Jeremy und schloss die Tür hinter sich. "Ja. Cas ist einkaufen gegangen, soweit ich weiss." ich nahm ein Glas, welches ich schliesslich auf dem kleinen Tisch im Wohnzimmer abstellte. "Willst du was trinken?"
"Ja, Wasser wär cool." nickte er. Ich öffnete die Flasche und füllte das Glas mit Wasser. Ein kurzes 'danke' gab Jeremy von sich, bevor er einen Schluck davon nam. Nachdem er das Glas wieder auf dem Tisch abstellte, lehnte er sich zurück und sah mich nachdenklich an. Nervös spielte ich mit meinen Händen. Schon seit Ewigkeiten war ich mit Jeremy nicht mehr ganz alleine. Vorallem nicht Zuhause. Automatisch kamen mir die alten Erinnerungen hoch.

"Bitte denk nicht daran vertrau mir. Ich tu dir nichts." hauchte er und drückte mein Kinn hoch, damit ich ihm in die Augen sehe.

Ich schluckte schwer. "Woher weisst du.." "Wie schon gesagt, ich kenne dich gut genug." er schmunzelte leise. Stumm nickend leckte ich mir über die Lippen. "Hör zu, ich weiss zwar nicht, was das für ein Streit mit dir und Aiden war, aber vielleicht solltest du mit ihm reden?" es klang eher wie eine Frage. Ich spitzte nachdenklich meine Lippen und sah in seine blauen Augen.

Ich mag dieses beruhigende, klare türkis blau, welches in seinen Augen immer schimmert, sobald er sich anfängt sorgen um mich zu machen. Es gibt mir das Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit.
"Er denkt, ich liebe ihn nicht." seufzte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Armen, die sich auf meinen Knien abstützten. Alles in allem stitze also zusammengerollt da, wie eine Kugel.
Jeremy strich mir mit seiner Hand beruhigend über den Rücken. "Hat er einen Grund das zu denken?" fragte Jeremy plötzlich, nachdem es eine Weile still war. Ich hob langsam den Kopf und sah erneut in seine blauen Augen.

Mit dieser Frage, hätte ich jetzt nicht wirklich gerechnet. Und diese Frage, hatte ich mir auch selbst nie gestellt. Hat er das? Hat er Grund dazu so etwas zu denken? Hat er Grund eifersüchtig auf Justin zu sein?
Ich öffnete meinen Mund, wollte etwas erwiedern, konnte es aber nicht. Ich wusste nähmlich die Antwort nicht, was mich gerade etwas geschockt hat. Sollte ich nicht mit einem 'nein, er hat sicher keinen Grund eifersüchtig zu sein' antworten? Ja, das sollte ich. Aber das komische daran war ja, dass ich das nicht konnte.
"Ich nehme das als ein ja." murmelte Jeremy und verzog unsicher das Gesicht. Ich sah ihn verzweifelt an, "lass mich raten; es ist wegen Bieber?"
Ich sah auf die weisse Wand, die sich gegebüber von mir befand und dachte nach. "Ich.. Ich weiss nicht." antwortete ich ehrlich. Ich wusste es im Moment wirklich nicht. Ich meine, ich war mir bis jetzt eigentlich ziemlich sicher, dass ich nur Aiden liebe. Dass ich Justin nur als guten Kumpel sehe. Aber jetzt, jetzt bin ich irgendwie verwirrt und unsicher.

"Victoria, ich weiss, Justin ist ein eingebildetes Arschloch, den ich gerne mal eine reinhauen würde, aber wenn du ehrlich zu dir bist, dann weisst du, dass du ihn liebst."
Sofort zuckte bei seinen letzten Worten zusammen.

'dass du ihn liebst'

"Quatsch!" ich fing an laut zu lachen, "ich liebe ihn doch nicht! Hah!"

"Ach du Scheisse, du solltest dringend mal über Schauspielunterricht nachdenken." spasste Jeremy.
"Vielleicht hast du recht.. Wie läuft es eigentlich mit dir und Julie?"
Sofort blickte Jere auf den Boden und versuchte ein verlegenes Lächeln zu unterdrücken. Seine Wangen färbten sich leicht rosa. Dann schüttelte er energisch den Kopf und sah mir wieder mit ernstem Blick in die Augen. "Glaub bloss nicht, dass du jetzt dass Thema wechseln kannst, Kleine!" sagte er mit strenger Stimme.

'Einen Versuch war es aber wert.'

"Oh, Jeremy! Was tust du denn hier?" quiekte Cassie, die durch die Eingangstür mit zwei Einkaufstüten hereinkam. Jeremy räusperte sich. "Er hat mich nach Hause gebracht." erklärte ich ihr kurz. Sie nickte und lief in die Küche, wo sie wahrscheinlich die Sachen einräumte.
Jeremy erhob sich und lief auf die Tür zu. "Ich sollte jetzt gehen. Wir sehn' uns morgen." er umarmte mich kurz. Ich nickte. "Danke."
"Kein Ding." Jere drehte sich um und öffnete die Tür. Gerade, als er rauslaufen wollte, blieb er stehen und drehte sich kurz zu mir. "Bitte versprich mir eines; belüg dich und deine Gefühle nicht selber. Vielleicht wird es irgendwann mal zu spät."
Dann schloss sich die Tür. Ich blieb stehen und starrte geradeaus.

'Hat Jeremy etwa recht?'

Bad Jay 1 - OdolivanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt