Kapitel 75

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"Psst, sie heisst Yovanna." flüsterte mir Cassie zu. Ich räusperte mich. "Yovanna." korrigierte ich mich schnell. Sie lächelte mich breit an und umarmte mich. Wiederwillig umarmte ich zu zurück. "Ihr kennt euch?" fragte Julie überrascht. Ich nickte stumm.
"Ja, Victoria ist die halb Schwester von John, den besten Freund von meinem Freund, Justin. Den kennst du ja." plapperte Yovanna darauf los. "Woh, woh, wooh, was?!" mischte sich Cassie ein und sah Yovanna mit weit aufgerissenen Augen an. Erst jetzt registrierte ich, was sie vorhin gesagt hat. "Was?!" fragte ich etwa 1 Minute später. Ich lächelte sie falsch an, als mir bewusst wurde, dass ich das 'was' fast geschrien hatte. Yovanna nickte lächelnd. "Ich dachte er hätte schluss ge..." Cassie wurde unterbrochen. "Nein, das war ein Missverständniss." versicherte Yovanan. Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke. "Alles okay?" Yovanna legte eine Hand auf meinem Rücken, und klopfte mir dann drauf. "Ja." krächzte ich und räusperte mich schliesslich. 'Wie blöd kann man denn sein? Wer verschluckt sich an seiner eigenen Spucke?!' zischte mein Unterbewusstsein. Ich gab mir dieses Mal recht. "Lieber Erdbeere oder Kirsche?" fragte Julie in die Runde. Ich hob meine Augenbraue. "Na, die Cocktails.." sagte Julie, als sie meinen fragenden Blick sah. "Ah.." murmelte ich. Ich war immernoch etwas benommen und überfordert mit der ganzen Situation. "Ich will Kirsche." sagte Cassie. "Ich auch." fügte ich leise hinzu. Julie nickte und lief auf die Minibar zu.
Ich setzte mich auf ein Sitzkissen und starrte die Wand an.
Heisst das, Justin hat mich die ganze Zeit angelogen? Er hat das alles nicht einmal ernst gemeint. Er.. Er hat mich wirklich angelogen.. "Ich bring ihm um.. Ich..." Cassie sah wütend zu Yovanna, die sich angeregt mit einem der Mädchen unterhielt. "Cas.. Alles okay. Raste blos nicht aus." ich legte meine Hand auf ihre Schulter. "Der Typ wird schon sehen, was er davon hat. Er soll in der Hölle schmoren, wenn ich ihn mir vorgeknöpft habe." sagte sie und ihr Blick sah todernst aus. "Uhm, du weisst schon, dass er einen ganzen Kopf grösser ist als du und, dass er eher dir etwas antun kann und nicht du ihm." "Ooh, das glaubst auch nur du. Wir werden ja sehen, wer hier wem etwas antun wird!" sagte sie aufgebracht und fuchtelte wild mit ihren Händen rum. Ich seufzte. "Bitte, beruhige dich. Es ist doch jetzt egal.." klar, es war mir nicht egal. Am liebsten würde ich.. Ach keine Ahnung, was ich tun würde. Aber das ist doch sowieso egal. Ich habe Aiden. Mehr brauch' ich nicht. Justin kann mir egal sein.
"Okay. Ich tu mal so, als ob ich dir glauben würde, dass es dir egal ist, obwohl ich weiss, dass dies nicht der Fall ist. Aber glaub mir.. Irgendwann, da wird's ihm leidtun." versprach mir meine beste Freundin. Ich musste kichern. "Was auch immer."
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Der Rest der 'Party' verlief ziemlich entspannend. Ich hielt mich jedoch im Hintergrund.
Nun liege ich in einem Bett im Gästezimmer und starre die Decke an. Ich kann nicht schlafen, obwohl ich mehr als nur müde bin. Wahrscheinlich, weil ich mich hier gerade selber bemitleide. Wie konnte ich blos auf so jemanden wie Bieber reinfallen? Ich hätte doch wissen müssen, dass er das sowieso nicht ernst meint. "Cas?" ich richtete mich auf und rüttelte meine beste Freundin, die neben mir lag. "Hm?" murmelte sie und gähnte. "Ich kann nicht schlafen." flüsterte ich verlegen. Ich sah ihre Silhouette, als sie sich aufrichtete und mich durch die Dunkelheit ansah. "Ich war gerade eingeschlafen." ihre Stimme klang belustigt. Mein Glück ist es, dass Cassie nicht so ein Morgenmuffel ist, wie ich. Ich könnte jeden, der sich mir nach dem Schlafen in den Weg stellt umbringen, während sie schon in der Frühe gut gelaunt ist und die ganze Zeit lacht. Sie schaltete die kleine Lampe, die neben dem riesen Bett auf einem Nachttisch'chen stand an. "Lass uns in die Küche, ich hab' hunger." sagte Cas und wie auf Komando hörte ich laut ihren Magen knurren. "Wir wissen noch nicht einmal, wo die Küche ist." "Naund? Wir suchen sie eben." Cassie zuckte mit den Schultern und rieb sich ihre Augen. Ich spitzte nachdenklich die Lippen. "Hast du mal bemerkt, wie gross dieses Haus ist?" zischte ich verwirrt. Erneut zuckte sie mit den Schultern. "Ich hab' hunger. Los, lass uns gehen. Oder ich gehe alleine." sie stand auf und lief auf die Tür zu. Ich stöhnte genervt auf aber folgte ihr schliesslich. Immer wieder fing sie an zu kichern. "Wieso lachst du?" flüsterte ich und schlich so leise es ging auf Zehenspitzen durch den kilometerlangen Flur. "Das ist ja so aufregend." "Ja totaaaal" Ich zog sarkastisch das a in die länge. Plötzlich blieb sie stehen und drehte sich um. Im Flur war es stock dunkel, sodass ich direkt gegen sie lief. "Warum gehtst du nicht weiter?!" fragte ich mit hoher Stimme. "Hör zu, ich weiss, dass dich das mit Yovanna ziemlich mitgenommen hat, aber glaub' mir. Du hast keinen Grund traurig zu sein. Sie hat gelogen." versicherte sie mir. Kurz biss ich mir auf meine Unterlippe. "Das ist doch jetzt egal." "Ich mein ja nur.." sagte sie und nahm meine Hand, um mich mit zuschleppen. Ich ging ihr nach und seufzte immer wieder. Dieses Mädchen hat echt unnötige Ideen. Ich frage mich, woher sie immer nur auf sowas kommt. "Ich versteh jetzt langsam, warum Fredo und die Jungs immer wieder einbrechen.." ich unterbrach sie. "Wag es nicht auf die Idee zu kommen mal mit ihnen so etwas illegales zu machen." ich sah sie streng an. Obwohl sie mein Gesicht wahrscheinlich nicht mal richtig sehen konnte. "Jaja. So doof bin ich auch nicht." zickte sie mich an, "aber es wäre sicher ziemlich aufregend."
Ich beschloss einfach die Diskussion zu beenden und lief voraus.
Langsam lief ich jede einzelne Stufe die Treppe runter. "Warte auf mich!" rief Cassie flüsternd. Ich musste anfangen zu lachen. Die ganze Situation ist mehr als nur bescheuert. Wir schleichen hier ernsthaft durch eine..- nennen wir es mal 'Villa' - und das mitten in der Nacht, nur um eine Küche zu finden? "Wieso lachst du?"
Ein kleines quieken verliess meine Kehle, als ich Cassies Stimme direkt an meinem Ohr hörte. "Schleich dich nicht so an mich ran!" aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare.
"Pssst!!" sagte Cassie lauter und legte eine Hand auf meinen Mund. Ich knurrte und fing an zu zappelt. Als sie mich immernoch nicht loslassen wollte, kam mir eine andere Idee. Ich leckte ihre Hand mit meiner Zunge ab und wartete auf eine Reaktion. Nichts. "Dein Ernst? Du weisst ganz genau, dass mich das nicht abschreckt." kicherte sie. Ich seufzte genervt. "Hör mal.." flüsterte sie. Ich runzelte die Stirn. Für einen Moment war es still. Wie aus dem Nichts war eine leise Stimme zu hören. Cas liess mich los und nahm mein Handgelenk in ihre Hand. Leise schlichen wir auf einen Raum zu, der sich als ein kleines Badezimmer herausstellte. Wir hörten jemanden sprechen. Was die Person sagte, verstanden weder ich noch Cas. Es war eine Mädchen Stimme das ist jedenfalls sicher.
"Das ist Yovanna." flüsterte Cassie aufgebracht. Ich biss mir auf die Unterlippe. Wir blieben noch eine Weile stehen. "Mach' ich. Okay..." hörten wir sie zum Schluss sagen, bis sie auflegte. Wir rannten wie auf Kommando in irgendeinen anderen Raum, damit wir nicht erwischt werden. Hinter mir schloss Cassie ganz leise die Tür. Ich schaltete das Licht an und atmete tief aus. "Oh man.." "Das war knapp." beendete Cassie meinen Satz. Ich nickte und schluckte. "Okay, findest du auch, dass sie etwas zu verbergen hat?" "Nur, weil sie mit jemanden geredet hat, heisst das doch nichts.." ich band mit meine Haare zu einem Dutt. "Doch. Glaub mir, die führt etwas im Schilde.." Cas tippte mit dem Zeigefinger nachdenklich auf ihr Kinn. "Was auch immer, das kann uns ja egal sein. Wir haben nicht's damit zutun." sagte ich schulterzuckend. Cassie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Es geht aber um Justin." "Ach, hör mir auf mit diesem Bieber!" "Du kannst nicht sagen, dass er dir einfach so egal ist." sprach sie, als sei es das selbstverständlichste auf der Welt. "Doch, genau das will ich damit sagen. Ich bin mit Aiden zusammen, schon vergessen?!" "Ja, klar. Belüg dich nicht selber. Ich kenne dich gut genug. Ich kenne dich sogar besser, als du dich selber." sie verschrenkte ihre Arme. "Können wir einfach die Küche suchen und dann schlafen gehen?" ich wechselte ergeben das Thema. Ich hatte weder Lust, noch Zeit mich darüber mit ihr zu unterhalten. Es ist mitten in der Nacht und eigentlich wollte ich ja schlafen. Ausserdem werde ich ziemlich sentimental um diese Uhrzeit.. 'Hätte ich sie nicht geweckt, wäre es nicht mal so weit gekommen.' mischte sich meine innere Stimme ein. Ich gebe mir hier ernsthaft selber Schuld an dem ganzen?! Wer hatte denn die Idee die Küche zu suchen?!
"Vicky?! Haaalllooo lebst du noch?!" Cas fuchtelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte kurz zusammen. "Ich bin müde." klagte ich und fing an zu gähnen. Sie verdrehte die Augen. "Lass uns einfach schnell die Küche finden und dann können wir ja schlafen gehen."
Ich verdrehte die Augen und folgte meiner besten Freundin wieder nach draussen. Auf in den Kampf!
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"Das schmeckt fantastisch!" stöhnte ich, als ich in die frischen Brötchen biss. Julie lachte. "Ich weiss."
Gestern - oder besser gesagt heute Nacht ist nicht mehr viel geschehen. Ausser, dass ich mir den kleinen Zeh an irgendeiner Komode angeschlagen habe, was immernoch ziemlich weh tut, ist nichts spektakuläres passiert. Als wir nach endlos langem Suchen keine Lust mehr hatten, beschlossen wir einfach aufzugeben und wieder zurück in 'unser' Zimmer zu laufen. Cassie hatte mich zwar die halbe nacht voll gejammert, weil sie hunger hatte, aber nach einiger Zeit bin ich eingeschlafen, sodass ich nicht mehr viel davon mitbekam.
Nun sitzen wir alle zusammen an diesem grossen Tisch im Esszimmer und essen Frühstück.
"Mrs Hamillton? Ein gewisser Herr ist hier. Er wartet vor der Haustür."
Julie runzelte die Stirn, legte ihre Serviette auf dem Tisch ab und lief kurz weg.
Ich dachte mir nicht's dabei, sondern ass genüsslich mein Brötchen. Schritte waren zu hören, was der Grund war, dass ich aufhörte zu essen. Ich drehte mich um, und blickte direkt in braune Augen. Wunderschöne braune Augen.
Mein Mund klappte auf.
"Da bist du ja!" Yovanna umarmte ihn stürmisch. "Das ist mein Freund, Justin." stellte sie ihn allen Mädchen vor. Ich konnte neidische Blicke erkennen. 'Wenn ihr alle bloss wüsstet..' dachte ich mir. Justin räusperte sich und sah mich weiterhin an. In seinen Augen sah man verwirrung. "Ach, und ich habe Victoria und Cassandra hier getroffen. Ist das nicht ein riesen Zufall?" sprach sie und schenkte mir dabei ein breites Lächeln. 'Noch falscher kann ein Mensch nicht lächeln'
Als ich mich endlich von der kurzen Schockstarre gelöst hatte, stand ich auf und lief mit gehobenem Kinn stolz auf Justin zu. Er sah mich unsicher an. 'Renn lieber weg, Bieber' dachte ich mir voller Hass, jedoch zeigte ich es von Aussen nicht. Ich lächelte übertrieben.
"Justin! Wie schön dich wieder zu sehen!" sagte ich mit hoher Stimme und zog ihn in eine ironisch gemeinte Umarmung, die er sofort erwiederte.
Unauffällig zog ich seinen Duft ein. Der Duft nach Aftershave, Zigaretten und etwas, was ich nicht genau erklären kann, stieg mir in die Nase. Er roch gut. Sehr gut. So, wie halt ein Justin Bieber riecht. Mein Handy klingelte und ich drückte Justin weg, um ran zu gehen.
"Ah, hey Aiden." sagte ich laut, damit auch alle in diesem Raum verstehen, mit wem ich rede. Und, neeein, das mache ich nicht extra, nur um Justin eifersüchtig zu machen. "Hey Baby. Wann kann ich dich endlich wieder sehen?" fragte Aiden mich mit gequälter Stimme. Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu glühen und kicherte. "Bald. Ich mach' mich gleich auf den Weg nach Hause." versicherte ich ihm. "Beeil dich! Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch, Aiden. Bye." ich sah während dessen die ganze Zeit zu Justin. Ich weiss nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, ihm etwas beweisen zu müssen. Ich kann auch ohne ihn glücklich sein!
Ich bemerkte, wie Justin sich anspannte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt.
"Ich muss los. Mein Freund wartet auf mich."
Nachdem ich mich von allen Mädchen verabschiedet hatte und mich für den tollen Abend bedankt habe, lief ich aus der Villa und fuhr mit Cassie nach Hause. "Das nächste Mal, solltest du es nicht so übertrieben mit dem Versuch Justin eifersüchtig zu machen. Das war so offensichtlich. Sogar Julie musste schmunzeln." "Ich weiss nicht, wovon du redest." sprach ich locker.
"Ja, klar." sagte sie und schüttelte lachend den Kopf. "Naja. Aber hast du seinen Blick gesehen, als er dich bemerkt hat. Und später, als du mit Aiden telefoniert hast? Unbezahlbar! Einfach genial!" quiekte sie und klatschte sich in die Hände. Ich schmunzelte.
Mir gefällt der Gedanke, dass Justin eifersüchtig ist..
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Wahrscheinlich endet die Story bald. Ich überlege gerade, ob ich eine Fortsetzung schreiben soll, oder nicht. Habt ihr Meinungen dazu? :)

Bad Jay 1 - OdolivanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt