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꧁༺♡          TAYLOR               ♡༻꧂

Er kann einfach nicht schlafen, die Couch ist zwar gemütlich, aber die immer wiederkehrenden Gedanken halten ihn wach.
Nachdem anstarren der weißen Raumdecke des Wohnzimmers, entschließt er sich aufzustehen und sich einen Tee zu machen.

Nur in Boxershorts bekleidet, wühlt er in den Schränken, um eine Teesorte zu finden, die ihm beim Einschlafen helfen könnte.
Müde reibt er seine Augen und setzt sich auf den Küchentresen.
Für einen Tisch ist in diesem kleinen Raum kein Platz.

Küchenmöbel sind in U Form aufgestellt, die Arbeitsplatte hat bereits einige Kratzer.
Die cremefarbenen Schränke sind zwar nicht groß, doch für die paar Sachen die er und Alex brauchen reichen sie aus.
Am Ofen funktionieren nur noch drei Platten, da sie aber nicht vorhaben etliche Menschen zu bekochen verhungern sie deswegen nicht.

Das bereits sprudelnde Wasser veranlasst ihn wieder aufzustehen und es über den Teebeutel zu schütten.
Mit seiner Tasse schlürft er ins Wohnzimmer zurück, schaltet die kleine Stehlampe an und setzt sich auf die Couch zurück.

Gedankenverloren betrachtet er die Wand, an der der Fernseher steht, wo einzelne Fotos hängen. Alle zeigen ihn und Alex in besseren Zeiten.
An einem stehen sie am Gartenzaun und geben sich eine Ghetto-Faust. Er war 9 und Alex zwei Jahre älter.
Das Bild entstand ungefähr zwei Wochen bevor das Unglück geschah und seine Mutter die Häuser in Brand setzte.

Die Schreie voller Schmerz in der sonst so stillen Nacht, sind ihm bis heute im Gedächtnis geblieben, wahrscheinlich werden sie ihn sein ganzes Leben lang verfolgen.

Er nimmt den Blick von den Bildern, trinkt seinen Tee aus und versucht seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Es ist selten, dass er sich erlaubt in der Vergangenheit zu wühlen, doch manchmal hat er keine Wahl, es passiert ohne das er es darauf anlegt.
Taylor ist ein gebrandmarktes Kind und wird es auch immer bleiben, egal wie sehr er sich bemüht dieses zu ändern, daran gibt es nichts zu rütteln.

Er bringt seine Tasse in die Küche zurück, schlendert ins Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht laufen zu lassen. Manchmal hat man die Hoffnung trübe Gedanken einfach abwaschen zu können.
Auf dem Weg zurück hört er ein Schluchzen aus seinem Zimmer, sie weint.

Ihre Laute halten ihn zurück und er dreht um. Er muss sich sicher sein, dass es ihr gut geht, sonst wird er selbst keinen Schlaf finden können.
Kurz vor der Tür hält er inne, atmet tief durch und klopft an der Tür, bevor er leise die Klinke runterdrückt.
«Romy», flüstert er in das dunkle seines Zimmers. »Alles okay bei dir?»

«Ja», schnieft sie und an ihrer vom weinen belegten Stimme, weiß er das nichts okay zu sein scheint.
Er geht näher an das Bett und findet im Dunkeln den Schalter seiner Nachttischlampe.
Romy reibt sich die Augen bei dem blendenden Licht und blinzelt ihn an.

Er lächelt leicht bei ihrem Anblick. Sie liegt auf dem Bauch und ihr Kopf, wie der rote Haarschopf ist das einzige, was unter der Bettdecke hervorschaut.
Ihre rot verweinten Augen lassen erneut die Wut auf den Typen aufkochen, der ihr das angetan hat.

»So schlimm?» Fragt er und setzt sich dabei auf die Bettkante.
»Ach ich weiß auch nicht. Ich bin etwas durch den Wind, hab einfach keine Ahnung wie es weitergehen soll.»
Sie wischt sich die Tränen verschmierten Wangen am Handrücken trocknen und setzt sich mit angewinkelten Beinen an die Wand gelehnt hin.

Sie schaut zu Taylor der mit freien Oberkörper auf der Bettkante sitzt. Er ist gut gebaut, goldbraun und mehrere schwarze Tattoos schmücken seinen Körper.
Er scheint zu spüren, dass sie ihn so ungeniert betrachtet und schnell nimmt sie ihren Blick von dem Adler auf seiner Brust und schaut ihn an.

»Weißt du ich hätte nie gedacht, das es mit Dennis und mir mal zu Ende geht. Jetzt habe ich keine Ahnung wie es für mich weiter gehen soll. Ich habe keine bleibe und meine ganzen Klamotten sind noch in der Wohnung.»

Ihre Stimme bebt noch von der ganzen Heulerei. Sie wollte sich nicht so hängen lassen, doch alle ungeweinten Tränen haben sich jetzt ihren Weg nach außen gesucht und beinah fühlt sie sich jetzt etwas erleichtert, als sei ein Sack Ballast von ihrem Herzen heraus gepurzelt.

»Wir fahren morgen gemeinsam Deine wichtigsten Sachen holen. Du kannst so lange hier bleiben wie es eben nötig ist.»

So nett sein Angebot auch gemeint sein mag, kann sie es schlecht annehmen. Es ist nicht ihre Art vor Problemen davonzulaufen und sich bei ihr fremden Menschen einzunisten.
Er muss die Skepsis in ihrem Blick gespürt haben denn er zieht die Augenbrauen zusammen bevor er ihr schließlich antwortet.

»Wir sind jetzt doch Freunde vergessen? Die helfen sich doch in Notlagen, oder?»
Wieso schafft er das sie ihm glaubt? Einfach so?
»Okay, Freunde.»

Er kann nicht sagen, wieso es ihn beinah freut, das sie sein Angebot doch annimmt, doch der Gedanke, dass sie sich diesem Kerl nochmal allein stellen muss bereitet ihm eine Gänsehaut.

Blind tastet er nach dem Lichtschalter, schaltet die kleine Lampe wieder aus und greift nach ihrem Arm, wo er sanft einmal mit den Fingern rüber streift.
»Gute Nacht.»

Sie hört seine Schritte in der Dunkelheit und beißt sich auf die Unterlippe. Der Gedanke allein sein zu müssen frisst sie innerlich auf. Sie braucht jetzt einfach einen Freund an ihrer Seite, der sie tröstet.
»Warte», sie kann seinen Umriss erkennen wie er in seiner Bewegung innehält, während sie weiter auf ihrer Lippe rum beißt.
»Kannst Du vielleicht heute Nacht hier bleiben?»
Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals als er sich in ihre Richtung dreht.

Er denkt sich verhört zu haben und schluckt schwer. So etwas hat er schließlich noch nie gemacht, einfach so neben einem Mädchen zu schlafen wäre etwas ganz neues für ihn.
Die Nähe, die so etwas mit sich bringt, macht ihm beinah Angst. Er nimmt sie mit ins Bett, um sie zu vögeln nicht, um zu kuscheln oder nähe zu schenken, wie sie es jetzt von ihm verlangt.
»Was?» Fragt er deswegen nochmal nach, wobei seine Stimme nur ganz leise ist.

»Ich will einfach nicht allein sein, bitte.»
So gern er auch am liebsten die Beine in die Hand nehmen würde, kann er ihre Bitte bei ihr zu bleiben nicht abschlagen. Das er solche Nähe eigentlich nicht zulässt kann sie ja nicht wissen und wenn er sich vorstellt, dass sie allein die ganze Nacht weint ist es nichts was ihn schlafen lassen könnte.

Sie spürt wie die Matratze sich unter seinem Gewicht nach unten drückt und er sich neben sie legt.
Die Wärme, die sein Körper ausstrahlt, hat sofort eine beruhigende Wirkung auf sie.
Bevor sie sich zurück ins Kissen sinken lässt beugt sie sich zu ihm rüber, um ihn einen freundschaftlichen Kuss auf die raue Wange zu drücken.

»Danke», flüstert sie in die Stille hinein.

Only one Time - Ein einziges Mal (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt