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꧁༺♡          TAYLOR               ♡༻꧂

»Taylor, warte doch mal.»
Jetzt hat er diesen Pisser auch noch an den Hacken, dabei kann er froh sein, dass er ihn im Club nur vom Hocker geschubst hat und ihm den Barhocker nicht über den Schädel gezogen hat.
Dylan ist verdammt leichtsinnig ihm ausgerechnet jetzt hinterherzurennen.

Aber Taylor hat nicht vor stehenzubleiben, denn er könnte für nichts garantieren, wenn er es täte. Sein ganzer Körper zittert und das Blut kocht wie Suppe in seinen Adern. Er will einfach nur hier weg, weg von alldem.

»Komm schon jetzt warte doch mal», er spürt Dylans Hand an seiner Schulter und ihm brennen alle Sicherungen durch.
Ohne Vorwarnung holt er aus und seine Faust trifft ihn direkt aufs rechte Auge. Er hat keine Kontrolle mehr über sich oder seinen Körper.

»Scheiße Mann bist Du völlig durchgeknallt?» Dylan taumelt, aber hält sich noch gut auf den Beinen, zu gut wie Taylor findet und er geht voller Zorn direkt einen weiteren Schritt auf ihn zu.
Dylan hält schützend seine Hände vors Gesicht und weicht zur Seite aus.

»Sorry okay? Wir sind doch Freunde.» Taylor lacht laut auf, der Wahnsinn steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Freunde besitzt er nur einen, der hier vor ihm ist nichts weiter als eine erbärmliche miese Lachnummer und sein Sorry nützt ihm jetzt auch nichts mehr.
Ohne mit der Wimper zu zucken, trifft seine Faust ihn erneut.
Sein Kopf fliegt zur Seite, er schlägt hart auf dem Asphalt auf und spuckt zwei Zähne aus.

»Halt einfach Dein verficktes Maul», wenn er jetzt nicht geht, dann käme er in den Knast, denn bestimmt würde er Dylan noch mehr verletzen. Also versucht er seine Wut unter Kontrolle zu bekommen, dreht sich um und läuft einfach weiter.
Er wollte sich wirklich zusammen reißen und nie wieder jemanden schlagen, für sie hätte er das getan, aber sie ist nicht mehr da, also spielt auch das keine Rolle mehr.

Taylor weiß nicht was er als Nächstes tun soll, alles erscheint ihn sinnlos. Sein Leben hatte noch nie einen Sinn und jetzt noch viel weniger. Er läuft durch die Stadt in den Wald hinein, bis der Schweiß von seiner Stirn in seine Augen tropft und die Lunge brennt, trotzdem ist er nicht bereit zu stoppen. Er braucht die Stille, die der Wald ihm gibt. Desto weiter er läuft, umso ruhiger wird es. Nur das Hämmern in seinem Schädel wird immer lauter. Bis er es fast nicht mehr aushalten kann.

Er hat keine Ahnung wie lange und wie weit er gelaufen ist. Irgendwann bleibt er stehen, es ist stockdunkel fast schwarz wie seine Seele. Er ist, umsäumt von Bäumen, die sich wie Geister vor ihm erstrecken. Er ist so tief im Wald gelandet und versteht nicht was geschehen ist.
Wie ein Film spielt es sich immer wieder in seinem Kopf ab.
Nochmal und nochmal, bis er glaubt umzukippen.

Zum aller ersten Mal war er glücklich in seinem Leben, ein Wort und alles ist wie durch ein Donnerschlag zerstört. Die Bilder von Romys tränen verschleierten Blick geben ihm dem Rest.
Er wollte sie glücklich machen und nicht zum Weinen bringen.

«Fuck», brüllt er in die Nacht und schlägt seine Faust gegen die Rinde eines Baums.
Sie knackt und der stechende Schmerz, der sich bis in die Schulter zieht, lenkt ihn für einen Augenblick von dieser leere in seiner Brust ab.

Kraftlos sackt er auf den Boden zusammen und vergräbt sein Gesicht in den Händen.
Er schmeckt das Salz seiner eigenen Tränen auf den Lippen.
Noch nie hat er sich so gefühlt.

Nicht mal als sein Vater tot auf einer Bahre von ihm weg getragen wurde.
Nicht als sie seine Mutter in die Psychiatrie brachten und er ihr zum letzten Mal in die Augen sah.
Nicht als dieses Mädchen vor seinen Augen vergewaltigt wurde und auch nicht als Jeff starb.

Das jetzt ist tausendfach schlimmer als all das zusammen, was er bisher je erlebt hat.
Taylor bewegt sich erst wieder, als die Sonne längst aufgegangen ist. Die ganze Nacht hat er einfach nur da gesessen, in die Dunkelheit gestarrt und nachgedacht. Nicht das ihm seine Gedanken irgendwie geholfen hätten.
Sein Blick wandert zu seiner Hand die stark angeschwollen und tief blau ist. Taylor versucht sie zur Faust zu ballen, aber bekommt keinen einzigen Finger bewegt, wahrscheinlich ist sie gebrochen.

Only one Time - Ein einziges Mal (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt