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꧁༺♡          TAYLOR               ♡༻꧂

«Taylor es reicht jetzt!«
Er nimmt Jeffs Stimme nur gedämpft wahr, zwischen den ganzen anderen Geräuschen in der Halle.
Er drischt wie ein Geisteskranker ohne Sinn und Verstand auf den Bocksack ein, der gefährlich hin und her taumelt.
Immer wieder fliegen seine Fäuste, jedes Mal ein bisschen fester und schneller.

»Ich hab gesagt, du sollst aufhören», Jeff packt ihn an den Schultern und wirbelt ihn zu sich rum, mit hochrotem Kopf schaut er Jeff fest in die Augen.
Sein ruhiger Ausdruck veranlasst ihn seine Fäuste zu öffnen und die Körperspannung zu lockern, seine Arme sinken an ihm runter.
Er atmet dreimal mit geschlossenen Augen tief durch, eh er seinen Kumpel schief angrinst. 

«Junge was ist denn bloß los mit dir? Du drehst ja völlig durch. Das kann ja nicht normal sein», Jeff schüttelt den Kopf und wirft Taylor eine Flasche Wasser zu, die er gekonnt mit einer Hand auffängt.
Völlig erschöpft und Schweiß überströmt lässt er sich auf die Matte fallen und leert diese, ohne einmal abzusetzen.
Er fühlt sich gleich viel besser, im Schneidersitz setzt sein Kumpel sich zu ihm und schaut ihn ratlos an.
«Erzähl schon. Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?«

Wie soll er es ihm erklären, wenn er selbst keine Ahnung hat, was mit ihm nicht stimmt?
»Welche Frau ist schuld, dass Du so die Kontrolle verlierst?»
Kontrolle verlieren? Genau, dass was Taylor nie wollte. Seufzend dreht er den Schraubverschluss der Flasche zu und stellt sie zwischen seine Beine.

»Als Kind habe ich mir nichts sehnlichster gewünscht, als geborgen aufzuwachsen und geliebt zu werden.
Heute ergreife ich die Flucht, wenn mir jemand zu nah kommt. So eine Panik, die mich komplett einzunehmen scheint, frisst mich beinah auf. Ich bin nicht normal.»
Jeff sein Gesichtsausdruck ist verständnisvoll, sowieso hat er Taylor immer verstanden.
Er ist sowas wie sein Ersatzvater geworden in all den Jahren und kennt ihn genauso gut wie Alex.

»Du wurdest von der eigenen Mutter enttäuscht, die ihr Kind eigentlich mehr Lieben sollte als sich selbst.
Dabei hätte sie Dich beinah umgebracht in ihrer Wut auf die Welt. Meinst Du nicht da ist es normal Angst zu haben?»
Er fühlt sich alles andere als normal, all das ist Jahre her und sollte doch irgendwann auch mal vorbeigehen.
»Du glaubst also ich hab einen Mutterkomplex?»

Jeff lacht laut auf und Taylor schaut ihn verwirrt an. Das soll die Erklärung für alles sein?
»Du hast doch kein Mutterkomplex«, sagt er noch immer lachend, bis seine Miene wieder ernster wird.

»Du musst einfach lernen, dass Du mittlerweile erwachsen geworden bist. Tief in Dir drin wünschst Du Dir heute noch genau das gleiche wie damals. Dabei muss man aber auch manchmal die Kontrolle abgeben und genau das ist, was Du nicht kannst. Denn in diesem Punkt wurdest Du verletzt. Das es bei Dir nicht um ein nicht bekommendes Spielzeug geht, ist uns beiden klar.«
Ist das wirklich so?
Wünscht er sich das?
Selbst wenn er tief in seinem inneren zu suchen beginnt, findet er nichts.

«Also deshalb haue ich immer ab, wenn es ernst wird? Weil ich Angst habe es nicht mehr selbst kontrollieren zu können?»
Langsam dämmert ihn was Jeff zu sagen versucht.
Er lässt sich auf den Rücken fallen und starrt an die weiß gestrichene Decke.

«Genau Junge, öffne dich deinem gegenüber, nur dann kannst Du verstanden werden und auch nur dann könnt ihr gemeinsam einen Weg finden.»
Das ganze hört sich so leicht wie eine Feder an, dabei gleicht die Last auf seiner Schulter einen 40 Tonnen schweren LKW.
Jeff täschelt sein Knie und steht seufzend von der Matte auf, um nach seinen anderen Schützlingen zu schauen.

Schon immer war er genau wie Alex einer seiner tiefsten Verbündeten, damals als der Horror im Heim losging, war er für ihn da und wenn er ihm nicht vertrauen kann, wem dann?

Only one Time - Ein einziges Mal (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt