30- Tränen

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Johnson

,,Der Puma bin ich." begann sie. ,,Der Tigerkopf ist mein Bruder und der Babylöwenkopf meine Schwester."

Was? Sie hatte Geschwister?

,,Bruder? Schwester?" hackte ich irritiert nach. 

,,Mein großer Bruder heißt Caleb und meine kleine Schwester heißt Helen. Sie wohnen aber nicht hier." Ihr Blick war von mir weg gerichtet und starrte leer die Wand an.

,,Wo dann?" 

Sie seufzte ,,Zu Hause, wo wir aufgewachsen sind, denk ich."

,,Denkst du?" 

Sie seufzte erneut. ,,Ich hatte seit über drei Monaten keinen Kontakt mehr mit ihnen. Leider. Ich bin von zu Hause weg, weil" kurz war sie ruhig und schien nach Worten zu suchen. ,,weil ich einfach weg wollte."

,,Und warum hattet ihr keinen Kontakt?" Bevor sie antworten konnte, nahm ich sie in meine Arme und brachte sie näher an mich ran damit sie sich nicht alleine fühlte, denn sie strahlte großes Unwohlsein aus.

,,Meine Eltern wollten nicht, dass ich gehe, also wollte ich es plötzlich machen und damit sie meine Geschwister nicht beschuldigen können, etwas gewusst zu haben, habe ich nichts gesagt." Sie zog ihr Shirt wieder runter und legte dann einen Arm auf meiner Brust ab. ,,Und jetzt fühl ich mich schlecht, weil ich nichts gesagt habe und bringe es nichts übers Herz mich zu melden."

,,Glaubst du sie sind sauer auf dich?"

,,Meine Geschwister? Ich weiß es nicht. Viellicht. Aber ich denke schon, immer hin habe ich sie dort alleine gelassen." Der Wolf in mir wurde unglaublich traurig sie so fertig zu sehen.

,,Sie sind bestimmt nicht sauer, wenn du einen Grund hattest weg zu gehen. Du bist trotzdem ihre Schwester." Ich gab ihr zärtlich einen Kuss auf den Kopf. Erdbeerduft.

,,Und deswegen hätte ich bleiben müssen. Es war so feige abzuhauen."

,,Warum bist du denn abgehauen?" Langsam, aber sicher hatte ich wirklich das Gefühl, dass sie sich öffnete.

,,Habe mich einfach nicht mehr zu Hause gefühlt." Sie schüttelte sich kurz und die verzweifelte Ausstrahlung wurde schwächer, als würde sie ihre Gedanken verdängen. ,,Ist ja auch egal. Hast du noch irgendeine andere Frage?"

,,Ehrlich gesagt," ich überlegte kurz ,,ja. Weißt du noch wo du das Bild von der Luna Stephanie gesehen hast und sehr geschockt reagiert hast? Warum?" 

Ich hatte mich getäuschte. Ihre verzweifelte Ausstrahlung ging nicht zurück. Jetzt war sie vollkommend da und nahm den Raum ein. Ich spürte förmlich wie sie sich wieder entfernte und begann zu verschließen, gerade wo ich das Gefühl hatte ihr näher zu kommen. Ihr Geist wurde wie bei letzten Mal schon nervös, hektisch irgendwie verstreut und chaotisch. 

Fühlte es sich so an zu fühlen was der andere fühlte, wenn man Seelenverwandt war?

Sie richtete sich auf. ,,Ich hab sie nur," schwer räusperte sie sich und ihre Stimme kam danach gebrochen ,,verwechselt." 

,,Ja?" Mir war klar, dass das nicht stimmte, aber sie wollte nicht reden, also akzeptierte ich das.

Sie nickte und startete einen Versuch von mir weg zu kommen, aber ich hielt sie fest. Ich konnte nicht zulassen, dass sie sich jedes Mal abschottete. Energisch drehte sie sich in meinen Armen, aber ich ließ sie nicht los.

,,Ich hab dich lieb, Puma." und augenblicklich stoppte sie ,,Was auch immer los ist, du musst da nie mehr alleine durch okay? Ich bin für dich da."

Ganz langsam schien sie die Umarmung zu akzeptieren und lehnte sich wieder zurück. Ihre Muskeln entspannten sich. ,,Ich vermisse sie." flüsterte meine Prinzessin ganz leise und müde.

,,Ich kann mir gar nicht vorstellen wie sehr." gab ich zu und lehnte meinen Kopf an ihren und genoss ihre nähe, trotz der Umstände.

Etwas heißes und nasses traf meinen Arm, wodurch ich zusammen zuckte. 

Sie weinte. Still. Leise. Möglichst so, dass keiner es merkte. Doch ich bemerkte es.

Zärtlich strich ich ihr die Tränen von der Wange und küsste ihren Haaransatz. ,,Bitte wein nicht." Ich wollte nicht, dass sie traurig war. Ich musste wissen, womit dieses wunderschöne Mädchen in meinen Armen so kämpfte, dass sie zu zerwühlt wirkte, um ihr zu helfen. Irgendetwas würde ich tun können. 

,,Danke, dass du für mich da bist." brachte sie nach einer Ewigkeit mit erschöpften Stimme rüber und schaute hoch in meine Augen.

Es gab eine unheimliche Leere und Traurigkeit in diesen braunen Augen, die vorhin nicht da war, sondern erst bei diesen Themen aufkam. 

Wie sehr wünschte ich mir gerade diese Schatten aus ihrem Gesicht zu nehmen und aus dem nächsten Fenster zu werfen, damit sie wieder lächeln konnte.

,,Ich bin immer für dich da, kleine Mate." Meine Mundwinkel zogen sich ganz leicht nach oben, während ich mit meinem Daumen unter ihren Augen die Letzte Träne wegwischte. ,,Meine kleine Mate." Und tatsächlich lächelte auch sie minimal und wirkte ein wenig ruhiger.

,,Kannst du mich nach Hause bringen?"

,,Ich trag dich bis vor die Haustür und wenn Anita mich reinlässt dann auch rein," sagte ich selbstsicher und ergänze ein sanfteres ,,okay?"

Sie nickte und streckte sich zu mir nach oben, um mir einen heißen Kuss auf meine Wange zu geben. Nicht nur einen, sondern zwei. Und in Sekunden schnelle raste mein Herz. Ich wollte sie gerade alles andere, als nach Hause bringen.



Puma- His MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt