42- John?

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Puma

Genau in diesem Moment in dem ich das realisierte, fuhren wir um eine Ecke und mein Herz wurde auf einmal ganz schwer. Ich machte mir unendliche Sorgen.

Was wenn Johnson jetzt was passierte?

Ich wollte nicht, dass ihm was passierte. Ich wollte ihn nicht verlieren.

Natalie beschleunigte nochmal und während wir vor dem Haus hielten, hupte sie erneut und einige Rudelmitglieder liefen zu uns nach draußen, um die Kinder schnell reinzuholen.

Ein junger Mann half mir auszusteigen und drängte mich mit Natalie hinter uns ins Haus. Es ging alles viel zu schnell und ich schaffte es nicht eine einzige Frage zu stellen.

Alle die an mir vorbei liefen fragten, ob alles okay sei oder ob ich irgendwas brauchte, als ich nur das Bedürfnis verspürte mich um die Kinder, die mit uns im Auto saßen zu kümmern und herauszufinden wie es Johnson ging.

Mein Herz pochte wirklich schnell und hoffte einfach nur, dass nichts schlimmes passierte. 

Auf einmal schnappte sich jemand meine Hand und zog mich mit. Natalie. Sie brachte mich in ein Büro.

,,Was war das alles gerade?" keuchte ich auf, da wir endlich zum stehen kamen.

,,Wir wurden von einem Verlorenen angegriffen." Sie kramte irgendetwas auf dem Schreibtisch.

,,Soweit waren wir schon, aber was ist das?" meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Ich verstand gerade nichts.

,,Verlorene sind, wie schon gesagt Rudellose, die ihre Mate verloren haben. Sie haben ihr Rudel verloren, was an sich nicht schlimm ist, aber in so einem Wolf, wie wir gesehen haben, endet, wenn gleichzeitig noch die Mate umgebracht wird."

Ich blieb still sitzen. Also hatte ich mir das Leid in seiner Stimme nicht eingebildet, sondern tatsächlich seinen Schmerz über den Verlust seiner Mate gehört. Eine Gänsehaut jagte meinen Rücken runter. Er musste durch die Hölle gegangen sein, als seine Mate gestorben ist oder sogar umgebracht wurde.

Eine Strähne meines Haars fiel in mein Gesicht. Ich starrte leer zu Boden. Nicht nur, dass ich Angst um Johnson hatte oder mir um die Kinder sorgen machte, nein, auch mein Mitleid für den Verlorenen überrannte mich.

,,Puma?" Natalie hatte aufgehört hektisch ihre irgendwelche Blätter durchzugehen und schaute mich besorgt an. ,,Was beschäftigt dich?"

,,Zwei Sachen," begann ich ,,Wie geht es Romi und dem Rest?"

Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. ,,Ihr Eltern kümmern sich um sie, du musst dir keine Sogen machen, sie sind in guten Händen. Wahrscheinlich haben sie sich nur vor dem Zusammenstoß erschreckt und durch die dunkeln Scheiben und dem Sonnenschutz gar nichts gesehen."

Ich atmete ein wenig erleichtert aus. Das war besser, als wenn sie unter sich wären, aber ich wollte trotzdem bei ihnen sein. Ich hoffte inständig, dass sie nichts gesehen hatten. Alleine mich hatten seine wütenden Augen gefesselt und ich war eingeschüchtert von ihnen.

,,Und die zweite Sache?" Unterbrach Natalie meinen Gedankengang mit erwartungsvollem Blick.

,,Johnson war gerade da oder? Er ist an uns vorbei gesprintet und hat sich auf den Wolf geschmissen." Ich schaute ängstlich auf,

Sie seufzte ,,Ja, er war da, aber es geht im sicher gut."

,,Nur sicher?" hakte ich panisch nach.

,,Wenn es ihm nicht gut gehen würde, wüsste ich Bescheid." Sie stand auf und hatte mehrere Blätter in der Hand. ,,Ich muss die hier gleich ausfüllen, wenn Johnson und der Rest wiederkommen. Willst du nicht so lange zu hochgehen? In Johnsons Zimmer meine ich."

,,J-ja. Ja, okay."

Still begleitete sie mich zum Fahrstuhl, der mit einem Bing aufging.

Momente später war ich oben und stand in einem leeren großen Zimmer. Instinktiv lief ich ins Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Das raue Kissen von der Terasse lag an der Seite. Ich nahm mir eine dünne Decke aus dem Schrank und zog mir einen von seinen Pullis an.

Sein Geruch stieg mir in die Nase. Angenehm und vertraut.

Ich war immer noch unglaublich aufgewühlt, doch umso mehr ich mich in das Bett kuschelte, umso besser ging es mir.

In meinen Gedanken erinnerte ich mich an das eine Mal zurück, wo wir hier gekuschelt hatten. Wieder umhüllte mich ein wundervolles Gefühl. Es war eins der schönsten Dinge, die mir je passiert waren. Ich hatte einfach sorgenlos dagelegen, umschlossen von seinen Armen und in meinem Kopf hatte Frieden geherrscht.

Ich hatte ihm hier außerdem meine Tattos gezeigt. Er wusste also genau, dass ih Geschwister hatte. Somit würde ich kein Problem haben, ihm zu sagen, wo ich war, sondern nur dass ich weg war. Nun ja, es war kein Problem, dass ich weg war. Es war ein Problem, dass ich weg gewesen war ohne etwas zu sagen.

Ich fühlte mich schlecht deswegen. Im Nachhinein war es einfach nur unreif gewesen zu gehen ohne was zu sagen. Immerhin hatte ich Menschen hier, die sich Sorgen gemacht hatten. Ich wusste genau, dass ich in diesem Moment verwirrt war, allerdings hätte ich trotzdem meine Gefühle sortieren müssen, ehe ich Hals über Kopf irgendwo hinfuhr.

Ein Wolfsheulen durchbrach die Stille, die in diesem Raum geherrscht hatte. 

War Johnson wieder da?

Ich hoffte es wirklich. Hatte er bemerkt, dass ich in dem Auto war am dem er vorbeirannte? Wusste er überhaupt, dass ich hier war? 

Draußen hörte man lautes Reden aus der Entfernung, jedoch verstand ich kein Wort und konnte auch keine Stimme identifizieren. 

Ich schloss meine Augen und lauschte Aufmerksam mit meinen Ohren. Warum konnte ich keine super Ohren haben?

Ich seufzte laut und welzte mich einmal um, sodass ich auf die Tür blicken konnte. Was wenn Johnson verletzt war? Schwer verletzt. Würde mir dann jemand Bescheid sagen? Wer außer Natalie wusste denn, dass ich hier oben war und konnte sich um sowas kümmern? Was wenn der fremde Wolf alle schwer verletzt hatte? Und was wenn-

Meine Gedanken stoppten abrupt, als ich Schritte hörte. Mein Herzschlag beschleunigte sich, mir wurde warm und ich riss meine Augen auf.

Ich stützte mich auf einem meiner Arme ab und starrte gebannt auf die Tür. Die Schritte kamen näher, aber es rührte sich nichts. Nach einigen Sekunden in denen ich die Luft angehalten hatte und die Schritte verstummt waren, fragte ich leise: ,,Johnson?"

Die Tür wurde aufgeschoben und Johnson stand dahinter. Er war regungslos. Sein Gesicht spiegelte Chaos und Freude wieder.  Seine Augen waren groß und glasig, während seine Augenbrauen verzogen waren. 

Es war so leise, dass ich seinen Atem hören konnte, als sein Brustkorb sich schnell hob.

Langsam erhob ich mich vom Bett und legte meinen Kopf schief. ,,John?" Meine Stimme war leise, ein wenig verwirrt und sehr süßlich. Er sollte sich bewegen oder irgendwas machen. Irgendwie überforderte mich diese Leere. 

Ich strich mein Oberteil glatt und spürte, wie er jede meiner Bewegungen genaustens beobachtete. Mein Blick fand seinen. Wir sahen uns einfach nur an. 

Ganz leicht zog ich meine Mundwinkel nach oben und lächelte, als er sich plötzlich aus seiner Starre löste und mit großen Schritten auf mich zu kam.

Er war so energisch, dass ich mich fast schon erschreckte, als er seine Hand hob. Aber er legte sie mir nur ganz sanft an meine Wange und schaute von oben auf mich runter. ,,Du gehst nie wieder einfach so weg." nuschelte er und beugte sich langsam vor.

Puma- His MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt