39- Pavianpopos

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Puma

,,Ich bin hier Caleb. Du bildest dir nichts ein." Ich umfasste seinen Rücken und drückte mich an ihn. 

Leise begann er zu schluchzen und zuckte dabei zusammen. Sein einer Arm griff langsam um mich und zog mich heran. Seine Fingerspitzen bohrten sich mit leichtem Druck in meine Seiten. ,,Ich dachte ich seh dich nie wieder." Seine Stimme war voller Schmerz und klang gebrochen. Nicht so stark wie die gerade eben. ,,Ich dachte wirklich du wärst für immer weg."

,,Niemals." Ich küsste ihn auf seinen Kopf. ,,Ich geh nie wieder."

,,Wehe wenn." Er ließ mich nicht mehr los. Irgendwann legte auch Helen ihre Arme um uns und wir genossen es einfach wieder zusammen zu sein. Es verging eine Ewigkeit in der wir nichts anderes taten.

Unendlich viele Tränen rannen meine Wangen herunter. Freudentränen. Seit langem war ich nicht mehr so glücklich gewesen.

,,Wo warst du die ganze Zeit?" Unterbrach mein großer Bruder irgendwann die Stille.

,,In so einem kleinem kleinen Ort, ein großes Stück weg von hier." Ich gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn, ehe ich und somit auch Helen ihre Arme lösten.

Sein Blick war durchgehend auf mich gerichtet. Gleichzeitig sah er besorgt, glücklich und überfordert aus. Überfordert mit der Situation, glücklich über meine Rückkehr und besorgt darüber, wie es weiter geht.

Ich war genauso glücklich und überfordert und doch war ich nicht so besorgt über die Zukunft. Es war ziemlich sicher, dass ich meine Geschwister zu uns holen würde. Ich ging sogar fest davon aus, dass sie auch eine Wohnung oder ein Zimmer bekamen. 

,,Wie hast du uns gefunden?" Caleb hatte sich zurück gelehnt und beobachtete mich weiter.

,,Ich hab dir doch gesagt, dass ich mich mit der Frau wegen der Wohnung treffe." beantwortete Helen die Frage lachend.

,,Achso stimmt." er kratze sich am Kopf.

,,Und dann auf einmal." setzte Helen fort. ,,Rufe ich die Frau an, weil sie spät ist und höre ein Handy klingeln. Ich drehe mich um und dann steht da plötzlich unsere Schwester."

,,Ich hätte einfach mitkommen sollen." Ein Lächeln stahl sich auf Calebs Lippen.

Ich stand auf. ,,Ja, hättest du. Ehm, könnt ich aufs Klo?"

,,Klar, die hell blaue Tür da drüben." Helen erhob sich ebenfalls, deutete auf die Badtür und ging dann in die Küche.

Als ich vor dem Spiegel stand, nahm ich Taschentuch befeuchtete es und versuchte meine verweinte Schminke wegzuwischen.

Ein verdächtiger Gedanke schlich sich in meinen Kopf.

Johnsons wusste von nix. Er wusste nicht, wo ich war. Er macht sich sicherlich bald Sorgen.

Meine Hand verschwand in meiner Jackentasche und zog mein Handy hervor. Ich hatte keine ungelesene Nachricht und auch keinen verpassten Anruf. Wahrscheinlich dachte man ich wäre spazieren oder so etwas. Wahrscheinlich dachte man noch gar nichts, da meine Abwesenheit noch nicht komisch war.

Meine Finger huschten über meinen Bildschirm und gaben den Code ein. Ich war gerade dabei Johnson anzurufen, als das Display schwarz wurde und das Logo erschien.

Och nein. Es ging jetzt aus? Ehrlich? Musste das sein? 

Ds brauchte man dieses Ding für 2 Sekunden und da verabschiedete es sich direkt. 

Wie sollte ich Johnson denn jetzt Bescheid sagen? Wie sollte ich irgendwem denn jetzt Bescheid sagen? 

Ich blieb noch bis Montag früh hier. Wahrscheinlich war es gar nicht so schlimm, wenn ich eine Nacht nicht da war. Hoffte ich zumindest.

Mein Handy ließ ich zurück in meine Tasche gleiten und verkreuzte meine Finger, um irgendwie Glück auszudrücken, damit sich niemand all zu große Sorgen machte.

Anschließend wischte ich das letzte bisschen Mascara aus meinem Gesicht und kehrte ins Wohnzimmer zurück. 

Mein Bruder begrüßte mich mit einem Lächeln und meine Schwester drückte mit ein Stück Kuchen in die Hand. ,,Selber gebacken." 

,,Ohhh." sagte ich genüsslich, als ich ein Stück aß. ,,Neues Hobby?" 

,,Kann man so sagen." Grinste sie. ,,Weißt du, wir hatte heute noch was vor. Unzwar wollten wir in den Zoo gehen, weil wir noch nie im Zoo waren." 

,,Ich war noch nie im Zoo, Helen, ihr seit schon Mal in Zoo gegangen." korrigierte Caleb sie.

,,Jaja." winkte meine kleine Schwester kopfschüttelnd ab. ,,Also du kommst jetzt mit, hab ich beschlossen."

Ehe ich mich versah standen wir lachend in der Warteschlange für den Kartenkauf. 

Wir unterhielten uns über alles mögliche, so wie als wäre ich nie weggewesen. Trotzdem war es neu, aber dennoch gewohnt mit ihnen zu reden, denn nun stand keiner von uns unter dem früheren Druck und es ging uns allen dem entsprechend gut. 

Mein Körper schüttete dauerhaft Glücksgefühle aus, die von jedem einzelnen Lachen meiner Schwester und meines Bruders nur bestärkt wurden. Es fühlte sich an, wie als wäre ich ein Papierflugzeug, welches entspannt durch den blauen Himmel flog und neben wunderschönen weißen Wolken in allerlei unterschiedlichen Formen vorbeizog. Einfach wie Freiheit.

Helen hatte sich bei mir untergehackt und wollte permanent in das Raubtierhaus um endlich mal einen lebenden Puma zu sehen. Sie witzelte die ganze Zeit darüber, dass sie zwar schon eine kannte, aber gerne noch etwas elegantere Pumas kennenlernen würde. 

Caleb wollte ebenfalls zu den Raubkatzen und blieb dann auch direkt fasziniert vor dem Löwengehege, dass durch einen Graben und Zaun von uns getrennt war, stehen.

Danach liefen wir an den Tigern und zu Helens erfreuen an einem Puma vorbei, bis wir uns kurze Zeit später auf eine der Bänke vor dem Paviangehege setzen.

,,Ich war schon lange nicht mehr so glücklich." erklärte Caleb unerwartet. ,,Ich bin so unendlich froh darüber, dass du wieder da bist. Das glaubst du mir gar nicht."

,,Doch. Ich auch." Meinen Kopf lehnte ich an seine Schulter an. ,,Irgendwie ist der ganze Moment einfach schön und man will ihn anhalten." Ich spürte nur wie er nickte.

,,Der Moment ist nicht schön," begann Helen ,,Ich schau mir gerade Pavianpopos an. Könne wir bitte zu den Pinguinen?"

Ich lachte auf und auch mein Bruder schmunzelte. ,,Na dann, los." Und Sekunden später begaben wir uns, wie das kleine Kind im Kopf meiner Schwester es wollte in Richtung der Pinguine."

._._._._._.

,,Aber du bleibst jetzt schon die Nacht hier oder?"fragte mich Helen leicht panisch, sobald wir die Wohnung betraten.

,,Ich bleib denk ich bis Montag hier, aber wo soll ich denn sonst schlafen, du Genie?"

Sie gab sich mit der Antwort zu Frieden und begann in der Küche etwas am Herd zu machen. Ich tippte auf Abendessen.

Die restliche Zeit bis zum schlafen gehen verging wie im Flug und wir einigten uns darauf, dass ich auf dem Sofa schlief. Mein Bruder bestand zwar darauf selber dort zu schlafen, aber ich gewann die Diskussion schlussendlich doch.

Mitten in der Nacht wachte ich auf und bemerkte, dass mir jemand einen Kuss auf die Stirn gab. Ich lag gemütlicher, als vorher und hatte eine andere Decke. 

,,Geh nie wieder einfach so weg." hörte ich auf einmal meinen Bruder flüstern und darauf verließ er den Raum. 

Langsam realisierte ich, dass mein Bruder mich gerade vom Sofa in sein Bett getragen hatte und er nun auf meinem ursprüglichen Platz schlief. Und genau deswegen war er mein Bruder. Ich wollte aufstehen und mich beschweren gehen, allerdings wurde meine Augenlider wieder sehr schwer und ich driftete in den Schlaf ab, mit dem letzten Gedanken hoffend, dass sich Johnson nicht zu viele Sorgen machte.



Puma- His MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt