8- Bewusstlos

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Puma

Mittwoch, Donnerstag und Freitag verbrachte ich in meinem Bett. Ich hatte mir irgendwas eingefangen, als ich mit den Kindern im Wald war. Ich hoffte, dass diese wenigstens einigermaßen gesund waren.

Ich hatte Dienstagabend sogar den Filme Abend ausfallen lassen müssen, so schlecht ging es mir. Kiki hatte deswegen ganz schön rumgemeckert und wollte wissen wo ich war. Aber als ich ihr dann erzählt hatte, dass ich die Kinder in das große Haus im Wald gebracht habe, war sie still geworden.

Wenigstens hatte ich es Donnerstag geschafft mich einiger Maßen aufzurappeln und angefangen allerlei Werwolfsgeschichten zu lesen.

Was mich wirklich schockte war, dass die meisten Dinge die in diesen Geschichten erzählt wurden Teilweise mit meiner Situation zusammenpassten. Wie das Haus im Wald, die Spuren oder Emi und Patrick.

Allerdings fand ich keine Erklärung für das Gemurmel und die Blicke die mir im großen Haus zugeworfen wurden. Ich wurde angestarrt von allen die dort lebten und als wäre das nicht schon gruselig genug, lief mir jeded Mal bei der Vorstellung, dass das alles Werwölfe waren, die mich zerfleischen könnte, eine Gänsehaut den Rücken runter.

Ist sie es

Ihre Austrahlung

Sie muss es sein

Es ging mir nicht aus dem Kopf. Was musste ich sein? Ich kam nicht drauf.

Ich war irgendwie traurig als ich Freitag nicht in den Kindergarten ging. Ich wollte hin, die Kinder sehen und ich wollte Romi was über das Haus fragen.

Aber ich lag immer noch flach und hustete rum.

Samstag fühlte ich mich endlich besser und konnte zu meiner Schicht ins Cafe gehen.

Zwar hustete ich noch ein bisschen und meine Nase lief fast ununterbrochen, aber so erschöpft wie die letzten Tage war ich nicht mehr.

._._._._._._.

Ich servierte einem Pärchen ihre Bestellungen und starrte dabei wie eine Irre auf die Uhr. Ich wollte endlich hier weg.

Das war tatsächlich der erste Tag an dem ich endlich nach Hause wollte um mich in mein Bett zu schmeißen und Kakao zu inhalieren.

,,Was kann ich ihnen bringen?" ich nahm meine letzte Bestellung für den heutigen Tag auf. Vor mir saß die junge Frau mit den roten Locken von letzter Woche.

,,Nur einen Kaffe bitte. Schwarz" freundlich lächelte diese.

,,Sehr gerne" erleichtert endlich gehen zu können eilte ich zu Markus ,,Einen schwarzen Kaffe bitte, danke" und ehe er was erwidern konnte lief ich zu meinem Fach und holte mein Zeug raus.

Ich legte die Sachen auf einen Stuhl an der Theke, meine Arbeitskleidung hatte ich bereits zu meinem normalen Outfit gewechselt.

Schnell schnappte ich mir den Kaffe und brachte ihn dem Rotschopf. Ich bekam ein 'Danke' bevor ich mir meine Jacke schnappte und gehen wollte.

,,Warte, wie heißt du?" hielt sie mich auf.

,,Puma" antwortete ich knapp.

Kurz blickte sie leicht überfordert drein bis sie sich wieder fing. ,,Julia, schön dich kennen zu lernen. Aber wie ich sehe hechtest du schon weiter, also bis bald"

,,Ja Tschüss" und schon war ich aus der Tür raus, sah aber noch wie sie ihr Handy rauszog und telefonierte.

Ich beschloss noch einen kurzen Spaziergang zu machen. Nur einen kurzen, denn heute hatte ich keinen Tee dabei.

Mir war richtig kalt, als ich an der Bank auf der ich immer saß ankam. Langsam bereute ich meine Entscheidung doch spazieren zu gehen.

Neben der Bank konnte ich ein Schneeglöckchen erblicken. Es hatte sich durch die Schneedecke an die frische Luft gekämpft.

Es hatte ein Ziel gehabt. Die frische Luft zu fühlen.

Man konnte sich dieses Schneeglöckchen wie einen kleinen Krieger vorstellen. Natürlich nicht mit Schwert und Lanze, aber genauso stark.

Von dem Moment an von dem er beschloss zu wachsen, investierte er alles dafür und ließ sich von niemandem runtermachen, von niemandem verunsichern, dass er es nicht schaffen würden.

Und er schaffte es. Der kleine Krieger erreichte sein eines Ziel.

Die Vorstellung eines kleinen Schneeglöckchens, das sauer und ehrgeizig einen Kampfruf schrie, war irgendwie niedlich.

Das Schneeglöckchen und ich hatten allerdings nichts gemeinsam.

Ich hatte nie ein bestimmtes Ziel vor den Augen. Viel zu lange lebte ich quasi willenlos vor mich her.

Meine ganze Kindheit lang wurde ich darauf gedrillt gut zu sein, perfekt zu sein.

Mit vierzehn erkannte ich dann was meine 'Eltern' eigentlich versuchten. Sie versuchten meine Geschwister und mich zu Vorzeigekindern zu machen, als wären wir so wie wir sind nicht gut genug.

Ich beschloss, dass ich irgendwann wegrennen würde.

Ich hatte endlich ein Ziel im Kopf. Ich investierte nicht alles hinein, aber einiges. Und aufhalten konnte mich niemand, denn niemand wusste von meinem Plan.

Nicht Mal meine Geschwister.

Wie es ihnen wohl ging?

Schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus. Ich zog mein Handy aus meiner Tasche, schon auf meinem Startbildschirm war ein Bild von uns dreien.

Oft blickte ich es an. Ich laß das Bild bei jedem anschauen. Wir lächelten in die Handykamera. Hinter uns konnte man einen See erkennen und einen strahlend blauen Himmel.

Es war einiger dieser wenigen Sommertage an denen wir unbeschwert waren. An denen wir uns frei fühlten.

Ich vermisse sie.

Jede einzelne Woche.

Jeden einzelnen Tag.

Jede einzelne Stunde.

Jede Minute.

Jede Sekunde.

Mit jedem Atemzug wurde meine Sehnsucht nach ihnen größer.

Dabei konnte ich mich einfach bei ihnen melden. Den Kontakt wieder aufnehmen. Aber ich hatte so ein schlechtes Gewissen.

Sie hassten mich jetzt bestimmt.

Sie hassten mich bestimmt dafür, das ich einfach gegangen war ohne etwas zu sagen, das ich sie alleine gelassen hatte.

Das ihre eigene Schwester nie gesagt hatte das sie gehen würde, das sie sich einfach abgewendet hatte.

Ich hatte sie im Stich gelassen.

Der Gedanke tat weh.

Ich stand auf. Ich würde mir darüber jetzt nicht weiter den Kopf zerbrechen.

Langsam und geschlagen, schritt ich den Weg zurück.

Auf ein mal wurde mir heiß und kalt. Aber ich ignorierte es.

Sie hassten mich, denn ich hab sie im Stich gelassen.

Dieser eine Satz schwirrte in meinem Kopf herum.

Und auf einmal wurde mir immer schneller heiß und kalt. Ganze Hitze Wellen überkamen mich.

Ich blieb stehen und stützte mich an einem Baum ab.

Mir wurde schwummerig und vor meinen Augen begann alles zu verschwimmen.

Ich kippte um.

Der Schnee brannte an meinen Wangen und an meinem Kopf.

Das letzte, was ich spürte war Schmerz der meinen ganzen Körper durchzog.

Dann wurde alles schwarz.

Huch. War gestern etwa Dienstag? Hoppala. Ich bin krank geschrieben, also Gnade bitte.

Peace out Wolufa


Puma- His MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt