Zhennan x Samuel {Chao Yin Zhan Ji}

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Übersicht:
⋆ Thema: Sad + TRIGGER WARNING
⋆ Wörter: 1112
⋆ Geschrieben: 10.04.2020
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Zhou Zhennan*

Viele meinen, dass es mir gut geht. Dass ich ein tolles Leben habe und so weiter. Doch das ist nur, was andere Leute von mir denken. Oder vielleicht ist es nur, was ich will. Dass die anderen es genau so sehen. Weil für mich leichter scheint, wenn die anderen so denken würden. Leichter als die Wahrheit zu sagen. Um nicht verurteilt oder ausgelacht zu werden. Und das Gefühl ausgeschlossen und einsam zu sein. Das Gefühl zu haben, nicht normal zu sein. Aber die Wahrheit... ich bin an einem Punkt meines Lebens, an dem ich es satt habe etwas vorzutäuschen. Ich habe es satt mich alleine zu fühlen. Ich habe es satt zu leben. Sicher denken die meisten, dass ich nur Aufmerksamkeit suche. Aber nein. Ich meine es komplett ernst. Schlussendlich schert es keinen einen Dreck was ich denke.

«Zhennan? Ist etwas? Du siehst so traurig aus», riss mich plötzlich Samuel aus den Gedanken, weswegen ich kurz den Kopf schüttelte und mich schnell versuchte zu orientieren. Ich war in der Schule und es war gerade Mittagspause. Obwohl ich keinen Hunger habe, sass ich in der Kantine und kritzelte mit einem Flitzer irgendwelches Zeugs auf meinem Arm. Samuel setzte sich gegenüber von nieder und legte sein Tablett voll mit Leckereien auf den Tisch. Genervt verdrehte ich die Augen und zog die Kapuze meines Hoodies tiefer ins Gesicht. «Mir geht es gut», murmelte ich. «Das glaube ich nicht. Komm, sag doch die Wahrheit», drängte Samuel und nahm mir den Stift aus der Hand, damit ich mich auf ihn fokussieren soll. «Ich sag doch, mir geht es gut», erwiderte ich brummig und liess mein Kopf laut auf dem Tisch knallen. Etwas zu laut, weswegen sich alle mit gerunzelter Stirn zu mir umdrehten. «Sorry», nuschelte ich. «Geniess dein Essen», meinte ich daraufhin und sah kurz zu meinem besten Freund hinüber. «Danke», grinste Samuel und begann zu essen.

«Samuel, willst du nicht zu uns?», hörte ich auf einmal einige Jungs fragen, welche auf uns zukamen. Ich sah auf und konnte Jin, den beliebtesten Jungen der Schule erkenne. Er war mit seiner Clique unterwegs und sah herablassend auf mich herab. «Nein, geht schon. Ich esse mit Zhennan», meinte Semuel und winkte dankend ab. «Komm, lass diesen Freak doch einfach in Ruhe und komm zu uns», sagte Jin und setzte sich auf dem Tisch hinter uns hin, sodass ich die Clique im Rücken hatte. «Er ist kein Freak», konterte Samuel.

Er verteidigte mich immer. Ab und zu erlitt er wegen mir auch einige Niederschläge, wird von den anderen Leuten nicht angenommen oder gar verprügelt. Er beschützte mich, obwohl eigentlich ich der sein sollte, welcher ihn beschützen sollte. Er war jünger und war trotzdem viel selbstbewusster und gelaunter als ich. Wird er noch lange mitmachen?

«Denk an das was ich dir letztens gesagt habe», sagte Jin. Als hätte sich bei Samuel einen Schalter umgelegt, sah er kurz auf sein Essen, dann zu mir und danach zu Jin. Ohne ein Wort zu sagen nahm er sein Tablett, erhob sich und lief zu Jins Clique. Ich sah ihm gar nicht hinterher, sondern liess mein Blick starr auf den Tisch.

Also ist wohl heute der Zeitpunkt gekommen...?

Schwer schluckte ich. «So ein Looser», lachte eine von diesen Typen. Auch ein leises Lachen von Samuel war zu hören. Krampfhaft versuchte ich meine Trauer zu unterdrücken, doch als ich spürte, dass mein Hoodie nass wurde, erhob ich mich und zuckte erschrocken zusammen. Die ganze Cafeteria füllte sich mit Gelächter und ich bemerkte, dass Jin mir seine Cola über den Kopf leerte.

«Oh mein Gott, wie peinlich».

«So ein Opfer».

«Wenn mir so etwas passieren würde, wäre ich jetzt am liebsten im Erdboden versunken».

Zu viel Stimmen, zu viele Gesichter, zu viele Blicke, zu viele Orte...

Ich fühle mich nirgends wohl. Ich war nun auf mich allein gestellt und konnte mich an nirgends halten. Sogar Samuel Lachte leise. Logisch, was hätte ich mir dabei denken sollen.

Schnell rannte ich aus der Cafeteria und sprintete die Treppen zu Schuldach hoch. Es war verboten hoch zu gehen, doch dieser Ort war der einzige, wo keine Leute waren. Angekommen setzte ich mich auf den Boden hin und atmete tief durch. Die frische Luft tat ab und zu gut und beruhigte mich normalerweise. Doch mein Puls raste schneller, meine Schmerzen wurden stärker und meine Tränen waren kurz davor zu fliessen. Leicht grinste ich und hatte das Gefühl los zuschreien.

Manche werden sagen, dass sei nur ein Schrei nach Hilfe, aber das ist falsch. Man schreit nur nach Hilfe, wenn man glaubt, es gibt Hilfe um die man schreien kann. Doch nun realisierte ich es. Seit Wochen sah ich Samuel immer mit Jins Clique. Zwar war Samuel in dieser Zeit noch bei mir, doch anstatt mit mir die Freizeit zu verbringen, war er immer bei ihnen. Ich hatte es zu spät bemerkt und nun hatte ich ihn verloren.

«Ausser dich habe ich niemanden, Samuel», nuschelte ich und stand wieder auf. Danach schlenderte ich langsam zu Gelände und hielt mich daran fest, wobei ich mich leicht nach vorne beugte um zu schauen, wie tief ich fallen könnte.

Ich weiss, Schmerz ist nur kurzzeitig und die Entscheidung die man macht sind endgültig. Dabei gibt es keine zweite Chance oder Wiederholung. Wenn ich jetzt falle, sind es die anderen, die nun mit dieser Entscheidung leben müssen...

«Was mache ich nur?», lachte ich und beugte mich tiefer runter, als versuche ich den Grund zu fassen.

Nur noch ein kleines Stück und-

Ich kniff erneut und warf mich zurück auf die Beine, bevor ich mich hinsetzte. Ich kicherte und legte mich ausgestreckt auf dem Boden hin. Tränen rangen meine Wange runter und ich hatte das Gefühl zu ersticken.

«Zhennan...» Lachend drehte ich mein Kopf zum Geräusch. «Samuel?»

«Was machst du hier?», fragte er und kam auf mich zu. «Was machst du hier», konterte ich und setzte mich wieder auf, ehe ich meine Tränen abwischte. «Ich habe dich gesucht».

«Warum bist du nicht bei Jin?»

«Warum sollte ich?», fragte er und kam mir entgegen. Mein Blick wandte sich wieder von ihm ab. «Du hast mich ausgelacht. Blossgestellt, in Stich gelassen...», antwortete ich. «Ich habe einen Fehler gemacht und-»

«Nein. Sag nichts. Ich möchte es nicht wissen okay... es tut mir leid», entschuldigte ich mich. «Ich glaube du solltest mich alleine lassen. Bei mir hast du nur Pech», sagte ich. Ohne Vorahnung umarmte mich Samuel fest und drückte mich an sich. «Dummkopf, hör auf. Ich möchte bei dir bleiben», redete mir Samuel ein und umarmte mich noch fester. «I-Ich bekomme keine Luft», röchelte ich. «Ou, es tut mir leid».

Er liess mich los und zog meine Kapuze runter, woraufhin er mich durch meine klebrigen Haare fuhr. «Bitte lass mich nicht mehr allein». 

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