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Irgendwie tat das weh, ihn so reden zu hören, aber wenn er wollte, dass ich ging, dann sollte ich gehen.

Oder?

Ich nickte kurz, nahm meine Tasche und ging auf das Gebäude zu. Insgeheim hoffte ich, dass er mich zurückrufen würde, doch das tat er nicht. Stattdessen raste er mit quietschenden Reifen davon und ließ mich da stehen. War es nicht das, was ich wollte? Wollte ich nicht, dass er ging? Seufzend sah ich seinem Auto hinterher und bemerkte erst danach, dass er schon längst weg war. Hoffentlich würde ich ihn nie wieder sehen..

Oben in meiner Wohnung angekommen, vollzog ich meine Abendroutine und machte mir zum Abendessen Instant Nudeln. Mein Handy steckte ich in mein Akkukabel und pflanzte mich auf die Couch. Ich drückte auf den An-Knopf und lauschte mit einem Ohr zu, während ich aß.

Immer wieder fiel mir die Szene von vorhin ein und ich fragte mich, wie der Tag verlaufen wäre, wenn ich seine Bitte zum Abendessen angenommen hätte. Wären wir jetzt im Restaurant und würden die Zeit zusammen genießen?
Hätte ich doch nur 'ja' gesagt! Jetzt würde ich mich den ganzen Tag lang Fragen, was wäre wenn und würde im Unwissen schlafen gehen.

Die Nachrichtensprecher redeten über Verschiedenes Politikzeug, weshalb ich auf Netflix drückte. Grummelnd lehnte ich mich zurück und suchte mir einen Film raus.

Morgen würde ich nicht meine Mails checken, eine weitere Enttäuschung könnte ich nicht wegstecken. Nein, ich würde morgen anfangen meine Sachen zu packen. Ab nach "Hause"!

Bis 2 Uhr Abend schaute ich verschiedene Filme und konnte mich nach dem Letzten kaum noch aufraffen und in mein Bett gehen, also schlief ich auf der Couch ein.

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Nächster Morgen. Stöhnend setzte ich mich auf und spürte den ziehenden Schmerz von meinem Rücken zu meinem Nacken. Lange bewegte ich mein Rücken und meinen Nacken, damit die Schmerzen verschwinden würden, doch das passierte nicht. Die Schmerzen blieb gleich und am liebsten würde ich weiterschlafen, weil das besser war, als diese Schmerzen zu spüren.

Mit dem Gedanken ging ich in mein Bad und sah mich an. Mein Hautton hatte eine ungesunde Farbe angenommen, meine Augenringe waeen gelb-blau-grün -lich und meine Haare standen mir an allen Seiten ab. Alles in einem sah ich furchtbar aus und fühlte mich genauso.

Der Hintergedanke, dass ich mich gestern geduscht hatte, doch jetzt eindeutig eine Dusche brachte, ließ mich nicht los. Letztenendes stellte ich mich unter die Dusche und entspannte mich unter dem Wasserstrahl. Meine Muskeln entspannten sich und mein Kopf schaltete für einen kurzen Moment aus. Die Sorgen, dass ich praktisch pleite war und nicht wusste wohin, ließen mich los. Zumindest für ein paar Minuten und das tat mehr als gut.

Ohne über die Zeit nachzudenken, blieb ich unter der Dusche bis meine Haut schrumpelig wurde und das Wasser nicht mehr angenehm war. Das Einshampoonieren meiner Haare hatte mir sehr viel Kraft in meinen schwachen Armen genommen. Ich würde mich gerne jetzt in mein Bett schmeißen und weiter schlafen.

Nur die Zeit, die ich schlief, holte mich aus meiner Realität raus und im Traum konnte ich entscheiden, was passierte, während keine Grenzen herrschten.
Ich wollte einen tollen Job? - ich bekam es im Traum.
Ich wollte ein Haus, welches ich mir selbst erarbeitet hatte? Ich bekam es.
Ich wollte endlich frei und unabhängig sein? - Ich war es.
Ich wollte mit meiner Vergangenheit abschließen? - Es passierte.
Ich wollte einfach nur leben? - Der Traum sollte in Erfüllung gehen.
Ich wollte irgendwann heiraten, Kinder bekommen und glücklich sein? - Es passierte.

mala mentirosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt