LVIII

236 35 91
                                    

Was war denn los mit ihm?!

Ich schaute auf meine Uhr. 12:56 Uhr. Gelangweilt switchte ich zwischen den verschiedenen Sendern im Fernseher rum und  zucke zusammen, als mein Handy klingelte. 

Halbherzig nahm ich den Anruf meines Vermieters entgegen und machte mich schon bereit auf die Schimpfattacke, doch das einzige was von ihm kam, war nur ein verständnisvolles Gerede, als ich ihm erzählte, dass ich jetzt bei Günes Holding arbeitete und somit die Miete noch nicht bezahlen konnte. Ich wusste zwar nicht, wieso er plötzlich so nett war, als ich das mit der Firma erwähnte, aber mir war es nur recht. Ein Problem weniger auf meiner Liste voller Sorgen.

Nach dem ich das Telefonat beendet hatte und mehrere Minuten noch verduzt auf mein Handydisplay schaute, fragte ich mich, was in ihn gefahren war, dass er nett und zuvorkommend war. Genau das Gegenteil von dem, wie ich ihn kannte. Ich zuckte leicht zusammen, als die laute und schrille Klingel in meiner ganzen Wohnung ertönte. Erwartete ich Besuch? Verwirrt stand ich auf und näherte mich der Tür. Vielleicht war es ein Einbrecher? Doch welcher Einbrecher klingelte tagsüber an die Haustür? Ein ganz schlechter Neuling im Beruf eines Einbrechers

Genervt von meinen Gedanken schaute ich im Türspoiler, wer vor der Tür stand. Ohne weiteres Überlegen riss ich die Tür auf und blickte einem grinsenden Luca entgegen.

,,Heeeeey meine Lieblingsnachbarin.", sagte Luca hyperaktiv und gab mir bei dem Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange. Wieso hatte er so gute Laune und belagerte mich damit? 

,,Wieso bist du so fröhlich am Morgen?", zischte ich, schloss die Tür und holte ihm irgendwas zu trinken, weil er sich auf die Couch gesetzt hatte und den Fernseher angemacht hatte. Der fühlt sich ja echt wohl hier. Langsam ging ich auf ihn zu und legte das Glas Wasser vor ihm auf den Couchtisch. 

,,Ich würd eher fragen, wieso du so schlecht gelaunt bist.", er zwinkerte mir zu und drückte weiterhin in den ganzen Sendern rum. Gerade dachte ich, dass er wirklich etwas Gutes raussuchen würde, wurden meine ganzen Hoffnungen zerplatzt und wir landeten letztenendes auf dem Sportkanal, wo Fußball gerade als Wiederholung lief. Ich verdrehte meine Augen, setzte mich neben ihn und lehnte mein Kopf auf seine Schulter. Müde gähnte ich und schloss meine Augen. Irgendwie war mein Leben viel zu anstrengend und am liebsten würde ich meinen ganzen Problemen irgendwie entfliehen, doch wie? Wie könnte ich alles stehen und liegen lassen und einfach gehen? Wobei.. keiner würde mein Fehlen bemerken oder es bekümmern. Ich war für meine Eltern sogar eine Plage, also wie viel war ich den anderen Wert? Ich seufzte, als ich bemerkte, dass mein Selbstmitleid immer größer wurde und ich in dem schwarzen Loch - in dem ich Monate festsaß - nicht entfliehen könnte. Vielleicht sollte genau so mein Leben laufen; einsam und allein würde ich versauern und keiner würde auf meiner Beerdigung auftauchen, doch war das wirklich so? Würde jemand mein Tod bekümmern?

,,Wieso schaust du das bei mir?", seufzte ich und starrte den Ball an, der immer wieder zueinander gekickt worden ist. Spannend. Fußball war nie mein Ding gewesen und ich verstand auch nicht, wie man soetwas mögen konnte. Sie spielten sich den Ball zu und die Zuschauer betrachteten das stundenlang, obwohl da sogar Shoppen spannender war und ich hasste shoppen. 

,,Hab mich mit meinem Freund deswegen gestritten.", sagte er, als wäre es Normalität und legte seine Hand auf seine Oberschenkel. Vielleicht hatte man zu viele Vorurteile Schwulen gegenüber und wie sie sich anzogen. Luca sah aus wie ein waschechter Hetero. Irgendwie war das heiß. Er machte den Fernseher lauter und plötzlich klingelte mein Handy. Ich stand schnell auf und ging ran also stand ich jetzt mitten in der Küche und mein Blick lag auf Luca, der dem Spiel gerade zu nach fieberte. 

,,Melek?", ertönte die Malik's Stimme und ich musste unterbewusst lächeln, weswegen ich ein "Hm?" nuschelte. Brauchte er mich wieder für irgendwas oder wieso meldete er sich? Eine angenehme Gänsehaut legte sich über meinen ganzen Körper und ich merkte, wie sehr ich seine Stimme vermisst hatte. Dieses kratzige und raue in seiner Stimme gab mir das Gefühl von Geborgenheit und ich könnte ihm sogar lange zu hören, wenn er eine langweilige Geschichte erzählte.

mala mentirosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt