Wie er meinte, war ich wirklich blöd. Blöd zu glauben, dass ich ihm wirklich so nahtreten konnte und das unsere ,,Beziehung" schon so innig dafür war.
Kurz war es still, bis ich fragte wie es dem kleine süßen Jungen ging. Malik zog seine Augenbrauen zusammen, aber Sekunden danach wurde ihn wohl klar, über wen ich sprach, denn seine Mimik entspannte sich und er sah aus, als wäre ein Licht bei ihm aufgegangen, bevor er sagte: ,,Meinem Sohn Yunus geht's sehr gut sogar."
Mein Mund klappte auf und ich konnte es mir nicht verdrücken, dass ich so geschockt war. Es war doch ganz normal, dass manche Menschen schon Kinder hatten, also wieso reagierte ich so? Vielleicht weil es hieß, dass Malik eine Freundin oder gar eine Frau hat..
,,Dein S-so-s-..", ich versuchte es auszusprechen, doch es war schwerer als gedacht. Meine Geschockheit stellte sich wohl auch über meine Sprache. Was hatte ich denn gedacht? Dass dieser heiße und mächtige Mann single war? Dass er auch so wie ich Interesse an dem jeweils anderen hat? Dass ich richtige Chancen hätte?
,,Sohn.", sagte er kurz und knapp. Ich bemerkte, wie seine Augen nur noch Kälte ausstrahlten und dass er die Schutzmauern aufgestellt hatte, aber wieso? Was ging ihm so nah? Scheiße ich hatte alles zwischen uns, wegen diesem halben Panikanfall, kaputtgemacht. Ich war so dumm, weil ich nicht daran gedacht hatte, dass ich ihm wehtuen könnte. Er war doch auch nur ein Mensch und meine Reaktion war unter aller Sau, oder?
Ich nickte nur leicht und starrte auf meine Finger. Immer mehr fragen kamen in mir auf, aber ich wollte nicht noch einmal in ein Fettnäpfchen treten und ihm somit eine noch schlechtere Laune machen. Er hatte wahrscheinlich schon genügend erlebt, also sollte ich nicht darauf rum reiten und zu ihm oder seiner Vergangenheit Abstand halten.
,,Was liegt dir auf der Zunge?", kam es plötzlich von ihm, während ich mein Blick nicht hob. Seinen stechenden Blick könnte ich auch durch eine Mauer spüren und irgendwie fing ich mich an unwohl zu fühlen. Schon wieder war ich mit ihm in eine Situation geraten, in die man nicht geraten sollte, wenn man sich so kurz umarmte, doch dann traf mich eine Erkenntnis mitten ins Herz: Ich hatte ihn vorher so umarmt, obwohl er verheiratet war. Ach man bin ich ein schlechter Mensch!
,,Du bist bestimmt verheiratet.", murmelte ich leise und starrte immer noch auf meine Finger. Für mich war es beschämend jetzt meinen Kopf zu heben und seinem Blick standhaft zu bleiben. Ich wusste, dass meine einzige Chance gerade war, meine Beine in die Hand zu nehmen und die Flucht zu ergreifen, denn das alles würde nicht gut enden.
,,Sie ist bei der Geburt meines Sohnes verstorben.", sprach er so kalt, dass ich Gänsehaut bekam und ein Schatten lief über mein Rücken. Wie konnte ich ihn nur nach seiner Frau fragen?! Hätte ich nicht einfach eins zu eins zusammen zählen können? Oder wär ich diesem Thema einfach weiterhin aus dem Weg gegangen, nein, Meleks Neugier stand wie immer über allem! Gott wie ich das hasste.
Mein Blick glitt zu ihm und kurz trafen sich unsere Augen, doch er wendete sich schnell von mir ab. Ich musterte ihn und jetzt verstand ich, wie er erfolgreich wurde. Vor mir saß ein gefühlsloser und kalter Mensch, der vor Emotionen und Trauer strotzte, aber er tat alles, dass so wenig wie möglich jemanden zu zeigen. Das war wohl neben dem Talent seine Erfolgsstrategie. Eigenwillig hob ich mein Arm und legte meine Hand auf seine. Er schaute meine Hand an, die auf seiner lag, schaute mir dann in die Augen und entzog sich meinem Griff. Belustigung, welche gespielt war, spiegelte sich in seinem Blick wieder und ich wusste, was er sich dachte: wie lächerlich das war, das müsste ich mir nicht geben. Es würde aber nichts bringen, das Thema herunter zu schlucken und dieses Thema zu vereinfachen. Der Tod würde uns alle irgendwann einholen, ohne nach Erlaubnis zu fragen oder die Person zu fragen, was sie als letztes noch tun will. Nein, das Leben war kein Ponyhof und wenn wir Glück hätten, dann würden wir Mitten im Leben von unseren Liebsten entrissen werden, oder anhand dem Beispiel der verstorbenen Frau von Malik wurde klar, dass sie sich wohl monatelang auf ihren Sohn gefreut hatte und ihn letztenendes nicht mal in dem Arm halten kann. Die arme.
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mala mentirosa
Teen Fiction❝ Lügen sind dazu verurteilt, irgendwann an's Licht zu kommen. ❞ ••• Melek führt ein Leben, wie es im Buche steht. Zumindest halbwegs. Während sie tagsüber der religiöse Engel ist, der ihrem Namen gerecht wird, ist sie nachts jedes Mal auf's Neue...