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Wir waren uns so nah. Mein Blick glitt zu seinen Lippen runter und wir kamen uns immer näher.

Bevor unsere Lippen aufeinander trafen, flüsterte ich leise ein "Du hast einen Freund". Mein Herz klopfte stark gegen meine Brust und ich zitterte. Ich hatte Angst etwas Falsches zutun und würde versuchen allem, was falsch war, aus dem Weg zu gehen, doch wie sollte ich das schaffen? Nicht ich rannte Luca hinterher, sondern er mir! Er klingelte bei mir, nicht ich bei ihm! Aber immer war ich die, die die Tür öffnete und ihn somit herzlich einlud. Wieso machte ich immer alles falsch?

Ich versuchte Lucas Blick aus dem Weg zu gehen, setzte mich wieder gerade hin, schleckte an meinem Eis und fokussierte mit meinem Blick den Steinboden. Viele harte Kaugummis klebten an der Oberfläche und irgendwie schaffte dies, meine Aufmerksamkeit zu erwecken.

,,Ich mach Schluss für dichmit ihm. Küsst du mich dann?", fragte er mich so, als wäre es ein Zuckerschlecken einem Menschen das Herz zu brechen. Empört schaute ich auf und mein Mund klappte leicht auf. War das Lucas wahres Gesicht? Grinsend kam er mit seinem Gesicht mir näher und starrte dabei meine Lippen an. Was war nur in ihn gefahren!

,,Luca nein. Ich mach doch keine Beziehung kaputt. So eine bin ich wirklich nicht.", zischte ich sauer, weil er dachte, dass ich jetzt wirklich mit ihm rummachen würde. Wie billig schätzte er mich ein? Er wollte angeblich mit seinem Freund Schluss machen, nur wegen einem Kuss meinerseits? Luca war wirklich auf den Kopf gefallen!

Ich stand auf, schmiss meine halbe Waffel weg und lief in einen Laden, um mir Süßigkeiten zu kaufen. Irgendwo musste ich meine Wut rauslassen. Das würde ich gerne bei ihm machen, indem ich ihn schlug, doch das wäre falsch. Ich sollte mich lieber abreagieren und das würde klappen, wenn ich mich mit den Süßigkeiten beschäftigte.

Halbherzig griff ich nach einer Tüte und stopfte wütend die Köstlichkeiten in diese. Mit der Tüte bewaffnet, merkte ich wie Luca einfach neben mir her lief. Hatte er nicht bemerkt, dass ich gerade keine Lust auf ihn hatte? Oder war er einfach nur schwer vom Begriff?

Einen scharfen Blick widmete ich ihm, weshalb er schluckte und aus dem Laden lief. Lange sah ich ihm hinterher, doch riss meinen Blick von ihm, um zur Kasse zu gehen und zu bezahlen. Als ich die Tür zum Ausgang aufstieß und die frische Luft tief ein- und ausatmete, sah ich wie Luca auf der Bank saß, bei der wir vorher waren. Seufzend lief ich in seine Richtung und merkte wie er in seinen Gedanken versunken an etwas dachte, doch an was?

Als ich vor ihm stehen blieb, legte ich sanft meine Hand auf seine Schulter und sah auf ihn herab. Er gab keinen Mucks von sich und reagierte auch nicht auf meine Aussage. Plötzlich war es, als wäre meine ganze Wut verpufft und ich hatte nur noch Sorge um ihn in meinem Kopf.

,,Ich gehe jetzt, Luca. Komm, steh auf.", versuchte ich ihn zu überreden, doch das klappte auch nicht. Ich kniete mich vor ihm nieder, meine Hände legte ich auf seine Wangen und starrte ihm tief in seine Augen, die einfach nur leer und trostlos wirkten. Dieser Junge strotzte nur vor Geheimnissen, die meine Aufmerksamkeit erweckten. Was verheimlichte er mir?
Wie betreten stand er auf und lief neben mir nach Hause. Aus meinem Augenwinkel bemerkte ich, wie er seine Hände in seine Taschen vergrub und zu Boden schaute. Kein Mal sah er auf. Als ich meinen Blick von ihm nahm, merkte ich wie die Ampel vor uns von grün auf rot schlug und Luca nicht vor hatte stehen zu bleiben. Ich packte nach seinem Arm und zog ihn - so gut wie ich konnte - zurück.

,,Was ist mit dir los?", stellte ich die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.

,,Es ist nichts.", seine Stimme war leiser als sonst und irgendwie schaute er mir anders in meine Augen. Nicht kälter oder abweisender. Nein, irgendwie verletzt und nachdenkend. War es wegen dem Fast-Kuss?

mala mentirosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt