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Immerhin konnten wir nicht in die Zukunft sehen, aber am liebsten hätte ich die Zeit bis zu meiner Geburt zurückgedreht und mich von diesen 'Freunden' ferngehalten

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Immerhin konnten wir nicht in die Zukunft sehen, aber am liebsten hätte ich die Zeit bis zu meiner Geburt zurückgedreht und mich von diesen 'Freunden' ferngehalten.

Am Morgen stand ich auf und fühlte mich hellwach, obwohl ich eine kurze Nacht hinter mir hatte. Mich plagten Albträume, doch der größte Albtraum war gerade mein Alltag und das war ganz und gar nicht gut. Ich wollte nicht leben, aber dennoch leben. Keine Ahnung was das für eine Logik hatte, aber ich konnte nicht anders. Irgendwas, was ich gerade nicht kannte, hielt mich am Leben.
Hätte ich früher schon gewusst, dass das erst der Anfang meines ach so tollen Lebens ist.

In meiner Tasche hatte ich zum Glück noch meine Zahnbürste und etwas zum Anziehen. Ich zog mir meine blickdichte Strumpfhose an, dazu ein großes T-Shirt von Ali und irgendwelche alten Boots, die ich wohl bei Ali mal gelassen hatte. Einen dünnen Schnürgürtel band ich um meine Taille und schminkte mich nur etwas, während ich in meine Stiefel schlüpfte. Schwach konnte ich mich an die Stiefel mit diesen Nieten erinnern. Es war so lange her, dass ich hier war und er hatte sie immer noch? Ich hätte sie, wenn ich er wäre, gespendet, mir zurück gegeben oder weggeschmissen, aber wieso hatte er das nicht?

Während ich in die Küche lief, sah ich Ali schnarchend auf der Couch und musste lachen. Mit kleinen leisen Schritten ging ich auf ihn zu und merkte wie immer, wie wohl ich mich bei ihm fühlte. Ich fuhr ihm kurz durch seine Haare, trank etwas Wasser und ging dann direkt aus dem Haus in mein Auto.

Ich sah mich kurz im Rückspiegel an und von weitem merkte man schon, wie scheiße es mir ging, doch ich war gerade außen vor. Erstmal die Schule und meine Arbeit. Im Vordergrund stande jetzt gerade meine Schule und das würde sich nicht ändern.

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Gerade als ich mich mit meinem Bücherstapel in die Cafeteria setzte und lernen wollte, hörte ich die laute Stimme von Evin hinter mir.

,,Seh mal einer an. Die Bitch ist zum Nerd geworden.", sagte sie und alle lachten. Mein Blick ging automatisch zu Aslan, der auch grinste. Trauer und Enttäuschung machte sich in mir breit und ich fragte mich, wieso ich früher so naiv war und dachte, zwischen uns wäre etwas. Er hatte es wie die anderen Jungs nur auf mein Körper abgesehen und sich in mir zu versenken. Alle Jungs auf diesem beschissenen Planeten sind ekelhafte Arschlöcher, dabei war Aslan der Anführer.

Wütend umklammerte ich mein Stift und zischte: ,,Wenigstens tue ich jetzt was für meine Zukunft und nicht wie du meine Beine breitmachen."
Prüfend schaute ich an ihr runter und merkte etwas. Sie zieht sich an wie ich früher. Knapp und frei. Vielleicht ist sie in meine Fußstampfen getreten, aber dennoch wussten wir alle, dass ich unersetzbar bin. Ich grinste und wollte weiterlernen, doch Evin nervte mich wieder.

,,Ich habe von der Besten gelernt meine Beine breit zu machen.", provozierte mich Evin, setzte sich auf den Stuhl neben mich. Wieder lachten alle. Ey lachen die nur bei ihr?! Meine Sprüche sind doch viel besser? Und im Gegensatz zu ihr hatte ich doch Niveau!

,,Von der Besten?", kam es von mir, ich zog meine Augenbrauen hoch und Evin nickte stolz, ,,Also einer Prostituierten, die insgeheim deine Mutter ist. Aber keine Sorge, Schatz, wenn du mal Zeit in deinem Terminkalender hast, kannst du ja mit mir über deine Probleme reden. Wobei deine Probleme sind echt ernst, da solltest du dir einen Therapeuten suchen, aber nicht mal einer der Profis würde es mit dir Hure aushalten."

Die Mehrheit im Raum stieß ein "Ohhhh" aus und die anderen sagten noch dazu "Der war krass", während ich lächelnd die Menge anschaute, deren Blick auf mir und Evin klebten.

Schnaubend stand Evin auf und ging zu Aslan, um sich neben ihn zu setzen. Ich starrte Evin hinterher. Sie hatte ich als meine Schwester bezeichnet? Da sieht man, wer blieb und wer ging. Wieder fokussierte ich mich auf Geschichte, weil ich in diesem Fach bald eine Arbeit schreiben würde. Im Augenwinkel sah ich wie Aslan neben meinem Tisch stehen blieb und er mich musterte.

,,Wenn du mir jetzt eine Ansage machst, dann kannst du weiterlaufen. Ich muss lernen!", sagte ich kalt und klang zum Ende hin ratlos. Ich muss nachher arbeiten und würde morgen die Arbeit schreiben. Also hatte ich nicht mal Zeit zum Atmen. Schließlich blickte ich auf zu Aslan und mein Blick verankerte sich mit seinem. Ich hatte es vermisst mit ihm Zeit zu verbringen, ihn zu küssen, durch seine Haare zu wuscheln und mit ihm zu kuscheln.

Aslan sah mich an und dann auf mein Blatt. ,,Viel Glück beim Lernen.", sagte er ehrlich und lief direkt aus dem Raum raus. Verwirrt blickte ich ihm hinterher. Grade eben war er noch sauer und jetzt so süß. Ich verstand ihn einfach nicht, aber dazu hatte ich auch keine Zeit. In der Freistunde machte ich die Zusammenfassung fertig und lernte 1/4 davon auswendig. Mein Glück, dass wir nicht viele Themen hatten und dass Geschichte auch eines meiner Lieblingsfächer war.

Die nächsten Stunden Unterricht zogen sich und irgenwann fing ich einfach an Geschichte zu lernen. Also statt mich dumm in der Gegend umzuschauen, machte ich etwas Produktives.

Nach den zwei Stunden Gemeinschaftskunde, lief ich mit meiner Tasche aus dem Schulgebäude und dann zu meinem Auto. Innerhalb von 10 Minuten parkte ich mein Auto vor der Shishabar und ging rein. Wie immer begrüsste ich Ali mit Küsschen und sah, dass er viel zu tun hatte, weil meine Schule später geendet hatte und einer seiner Mitarbeiter ausgefallen ist. Natürlich sprang ich direkt ein und konzentrierte mich auf das Arbeiten. Die Kundschaft wurde immer mehr, weshalb ich mir gestresst durch die Haare fuhr und mich versuchte einzukriegen. Stattdessen ging mir immer wieder die Szene vorhin mit Aslan durch den Kopf und das machte mich ziemlich kirre, denn ich wusste nicht, was seine Absichten waren oder was sein nächster Rachezug wäre.

Die Romanze zwischen ihm und mir war schon längst zu Ende gewesen.
..dachte ich..

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Als die Lage etwas ruhiger wurde, setzte ich mich an einen runden Tisch und breitete meine Schulsachen darauf aus. Davor hatte ich Ali gefragt, ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn ich jetzt lernen würde, doch er hatte nur lächelnd abgewinkt.

Die nächste Stunde lernte ich intensiv und wenn der Laden voller wurde, griff ich Ali unter die Arme. Die Geschichtethemen wurden zum Ende hin leider immer schwerer und ich verstand nur noch die Hälfte, die ich zusammengefasst hatte. Lag das am Mangel vom Schlaf oder an der Situation, die mir jeden Atemzug raubte?

Bevor Ali den Laden schloss, legte ich meinen Kopf auf meine Schulsachen und stöhnte auf vor Müdigkeit. Mein Kopf pochte vom Lernen und es ging einfach nichts mehr rein. Ich war am Ende.

,,Lass uns hoch gehen.", sagte Ali und strich sanft über mein Hinterkopf.

Ich murmelte ein leises Okay, packte mein Schulzeug zusammen und lief ihm hinter her. In seiner Wohnung angekommen, packte ich meine Schulsachen für den nächsten Tag zusammen und freute mich, dass morgen wieder Freitag wurde.

In seinem Schlafzimmer zog ich mir wieder seine Klamotten an, weil sie echt bequem waren. Als er mit einem Kissen und einer Decke aus dem Zimmer wollte, hielt ich ihn davon ab und sagte ihm, dass er bei mir schlafen kann.

,,Sicher? Mir macht das nichts aus auf dem Sofa zu schlafen.", meinte er und sah mich unschlüssig an. Ich musste lächeln, weil er so süß war.

Ich klopfte auf die Bettseite, die neben mir leer war, steckte mein Handy ins Akku und spürte wie er sich neben mir nieder ließ. Kurz vorm Schlafen drehte ich mich auf die Seite und er zog mich an sich, sodass mein Rücken an seiner Brust war und seine Hände meine Hüfte umschlungen. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht schlief ich endgültig ein.

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Hello📍
թ.ร. ℓσтѕ σƒ ℓσνє

mala mentirosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt