LXIII

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Du gehörst nicht in mein Leben, Herr Güneş. Du bist nur noch mein Boss. Für immer..

Nachdem ich mich beruhigt hatte, ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee. Ich wollte meinen Gedanken entfliehen, doch wie würde ich das schaffen? Wie könnte ich in meinem Kopf einen Schalter einbauen, den ich je nach Bedarf, an- oder ausschalten könnte?

,,Machen sie mir auch einen?", ertönte die Stimme von Malik blitzartig, während er seine Tasse ins Spülbecken legte. Durch seine plötzliche Stimme, die hinter mir aufgetaucht war, zuckte ich stark zusammen und legte meine Hand auf mein schneller schlagendes Herz. Verdammt er sollte sich nicht so anschleichen!

Mit gesenktem Blick gab ich ihm einfach die Tasse, die ich gerade für mich gemacht hatte. Ich wollte einer Konversation mit ihm aus dem Weg gehen und ich hoffte, er spürte das. 

,,Danke.", murmelte er gedankenverloren und verschwand wieder. Ich atmete tief ein und aus, während ich mich wieder auf die Kaffeemaschine vor mir konzentrierte.

Schnell machte ich mir noch eine Tasse und merkte, dass er doch nicht verschwunden war, sondern sich nur etwas abseits hingestellt hatte. Mit Zucker und einem Schuss Milch in der Tasse ging ich an Malik vorbei zu meinem Büro. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, trank einen großen Schluck aus meiner Tasse und seufzte zufrieden. Die heiße Substanz fühlte sich wundervoll an. Dennoch zählte gerade nur eines:

Ran an die Arbeit!

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Herzhaft gähnte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Meine Rückenschmerzen verstärkten sich wohl durch das ganze Sitzen.
Ich war so vertieft in meine Arbeit gewesen, dass ich nicht mal bemerkte hatte, wie Malik im Türrahmen stand.

,,Ich mach Feierabend, also können sie auch gehen.", sagte er und lehnte sich müde an den linken Rahmen.

,,Ich mach nur noch das fertig. Dann geh ich auch.", sagte ich, sah nur kurz auf und machte weiter. Die Versuchung war zwar groß Malik anzustarren, da er echt sexy aussah.

,,Melek, es ist inzwischen 18 Uhr. Du hast nicht mal Mittagspause gemacht. Ich könnte verklagt werden, wenn das jemand herausfindet.", sagte er lachend und rieb sich gähnend über sein Gesicht. Erst neu fielen mir die dicken Balken unter seinen Augen auf und ich fragte mich unterbewusst, ob ihm eine Frau die Schlafenszeit nahm.

,,Schlafen sie nicht gut?", fragte ich, machte den letzten Punkt auf der Datei, ließ den Computer runterfahren und packte meine Sachen in meine Tasche. Nur aus dem Augenwinkel sah ich ihn.

,,Yunus raubt mir meinen Schlaf. Zur Zeit weint er nur noch. Man könnte denken er ist in einer Depri-Phase.", meinte er und atmete genervt ein und aus.

,,Sie können mich immer anrufen, wenn ich mich mal um ihn kümmern soll.", bot ich abermals an, ,,Sie sehen echt nicht gut aus." Ich schob meinen Stuhl an den Schreibtisch, sah mich nochmal um, um zu schauen, ob ich etwas vergessen hatte. Nachdem ich das auch fertig hatte, lief ich auf die Tür zu.

,,Mach ich und danke für das Kompliment.", ironisch lachte er und kratzte sich kurz am Hinterkopf. Ich machte einen letzten Schritt und hielt inne. Unsere Körper waren zu nah aneinander und meiner fühlte sich unter seinem Blick so elektrisiert an, dass ich mich nicht bewegen konnte. Am liebsten würde ich seine Haare aus seinem Gesicht streichen und ihn voller Gefühl küssen, doch das würde nicht mehr passieren. Es durfte einfach nicht mehr passieren.

,,Ich mein's ernst. Rufen sie mich an, wenn sie mal eine gegönnte Schlafruhe brauchen. Ich kümmer mich gerne um den Kleinen. Wirklich.", betonte ich nochmal, machte das Licht aus, schloss meine Bürotür zu und lief mit Malik zum Aufzug.

mala mentirosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt