Pauls Midlife Crisis / zeitlose Leiden des fast jungen W. / Emotion und Verstand - Gleichklang oder Gegensatz

Das Netz weiß fast alles

Das Netz weiß fast alles

Jede der beiden Beobachtungen wäre für sich allein belanglos gewesen, beide innerhalb weniger Tage zusammen fingen an, Paul unwillkürlich ins Grübeln zu bringen. Er wusste von der Vereins-Webseite, dass Madame, dort mit Photo, Namen und Email-Adresse aufgelistet, eine der Jugendgruppen trainiert. Was lag also näher, als nach diesem Namen spaßeshalber einmal im Netz zu fragen. Es gab eine ganze Reihe Treffer mit einer Fülle von Informationen. Adresse, Beruf, Ausbildung mit akademischem Grad, Lebenslauf, Alter, Familienstand, alles fein säuberlich aufgelistet.

Allein vom Augenschein hätte er nie auf eine Fachärztin getippt, stand bei ihrer Vorstellung auch nichts davon in der Vereins-Website, im Gegensatz zu den anderen, dort stolz mit Beruf und Titeln Aufgeführten.

Paul hatte sich dünkelhaft sein halbes Leben lang ernsthaft nur für absolute Alpha-Weibchen interessiert. Vielleicht lag es an der Erziehung durch die Mutter, die für sich und ihre Familienangehörigen immer eine Exklusivitätsstellung beansprucht hatte und ihren Kindern damit ein Gefühl der Außergewöhnlichkeit vermittelt hat. Mit Sicherheit lag es auch an Pauls, zumindest über das gewisse Etwas verfügenden Schwester Dietlind. Zur Schwester später noch mehr im Kapitel ‚jugendliche Prägungen’. Die Mädchen und später auch die Frauen, die Paul fesselten, standen folgerichtig immer auch im Zentrum allgemeinen männlichen Interesses, so dass sie bei der Vielzahl von Verehrern eine so große Wahl hatten, dass eine Entscheidung für einen davon schwer fiel und möglichst verzögert wurde oder auch ganz ausblieb. Dies sicherte zwar den Damen ihre Stellung, zermürbte aber die Verehrer, selbst wenn sie in der Gunst der betreffenden Damen eine durchaus aussichtsreiche Position einnehmen konnten.

Vielleicht spielten für Pauls Einstellung der Damenwelt gegenüber aber auch die vielen von Pauls Großmutter erzählten Märchen eine Rolle, wo der Held immer die Prinzessin bekommt, oder der Prinz die begehrenswerteste Frau. Über diese Großmama väterlicherseits gibt es selbst noch eine kleine Geschichte zu erzählen.