Teil 33

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Jacques:

"Das ist richtig, aber vorher machen wir noch kurz einen Ultraschall, weil du ja doch einige Zeit nicht mehr beim Untersuch warst." Ich führe den Ultraschallstab, der ein wenig dicker und länger ist als mein Finger, wieder sehr sorgfältig ein, und diesmal stöhnt Sophie leicht. Sofort halte ich an, bevor ich den Stab noch langsamer einführe. "Sehr gut machst du das", lobe ich sie. Wir schauen uns den Bildschirm gemeinsam an, was sie etwas ablenkt.
Ich muss ihr nichts erklären, sie kann die Bilder ja selber interpretieren und meint nach einer Weile: "Das sieht soweit alles gut aus." "Genau", bestätige ich ihr, als ich den Stab langsam wieder aus ihrer Scheide raus ziehe. "Jetzt machen wir noch einen Abstrich, dann hast du es auch schon geschafft", sage ich zu ihr und nehme das Spekulum zur Hand. Ich sehe ihren ängstlichen Blick und nehme ihre Hand in meine: "Wenn es weh tut, drückst du einfach meine Hand, und ich mache sofort eine Pause."
Sie nickt, und ich beginne, das Spekulum sachte einzuführen. Sophie drückt meine Hand, und ich mache eine kurze Pause, bevor ich weiter fahre. So tasten wir uns Schritt für Schritt vor, bis das Spekulum ganz in ihrer Scheide drin ist. "Ich werde das Spekulum jetzt noch etwas öffnen, einfach schön entspannen, Sophie", informiere ich sie und beginne mit dem Öffnen. Sophie stöhnt: "Aua, das spannt jetzt aber ganz schön." "Ich weiss, Kleines, ich weiss. Ein klein wenig muss ich es noch öffnen, damit wir den Abstrich machen können. Atme tief ein und aus." Sophie nimmt einen tiefen Atemzug, und beim Ausatmen öffne ich das Instrument nochmal ein Stück. "Ahhhh, Jacques, bitte nicht weiter", fleht Sophie.
Es tut mir leid, dass ich noch ein wenig weiter öffnen muss, aber da muss Sophie jetzt einfach durch. "Noch ein letztes kleines Stück, schön locker lassen, Sophie, es ist gleich geschafft", ermahne ich sie. Sie wimmert leise, und ich weiss, dass die Dehnung jetzt etwas viel ist für sie. Sie klammert sich mit den Händen an den Seiten des Stuhls fest. "Schön, tief atmen, Sophie, es ist gleich vorbei." Ihre Brust hebt und senkt sich, während ich sorgfältig die Abstriche nehme und zur Seite lege."
Sophie stöhnt: "Geht es noch lange?" "Nur noch ein letzter kleiner Abstrich, dann hast du's geschafft." Nachdem die Abstriche gemacht sind, schliesse ich das Spekulum wieder und ziehe es sorgfältig heraus. Sophie stösst einen tiefen Seufzer aus, sie drückt meine Hand fest und ich schliesse sie in meine Arme und drücke sie lange an mich.

Sophie:

Ich liege in Jacques Armen und bin nur unendlich froh, dass jetzt alles überstanden ist. Er hat das wirklich toll gemacht, so einfühlsam und voll Verständnis. Ich fühle mich ihm sehr nahe in diesem Moment und geniesse die Nähe seines Körpers. Er lässt mich wieder los und streicht mir über die Wange. Etwas verlegen stehe ich auf und kleide mich wieder an.

Jacques fragt mich: "Und, war es schlimm?" Ich nehme seine Hand und sage ihm: "Ja, aber du hast es so erträglich wie möglich gemacht, ich danke dir." "Sehr gern geschehen, Sophie, du kannst von jetzt an alle Untersuchungen bei mir machen." Ich meine etwas verschmitzt: "Du meinst die letzten zwei in meinem Leben?" Doch Jacques entgegnet mir: "Eigentlich müssten wir das jetzt jede Woche einmal üben, dann gewöhnst du dich daran." "Bloss nicht, das reicht mir alle zehn Jahre!" Er lächelt und drückt mich an sich.

"Du, Jacques, weisst du, was ich mir schon öfters überlegt habe?" "Nein, aber du wirst es mir gleich sagen." "Weisst du, wir führen ja so etwas wie eine Beziehung nun miteinander. Und du verzichtest wegen mir darauf, Sex zu haben, ich meine Geschlechtsverkehr. Aber das muss dir doch sicher fehlen, ich meine, du bist ein sehr attraktiver Mann und hättest sicher viele Möglichkeiten?" Jacques schaut auf mich herab und meint: "Da sprichst du tatsächlich etwas an. Gern erkläre ich dir das später, lass uns nach Hause gehen, du willst doch heute nicht mehr zurückfahren?"
Ich schaue ihn überrascht an und meine: "Doch, das hatte ich eigentlich vor." "Musst du denn morgen arbeiten?", will er wissen. "Nein, das zum Glück nicht." "Gut, dann lade ich dich hiermit ein, bei mir zu übernachten, ich habe ein ganz gemütliches Gästezimmer." Ich hänge mich bei ihm ein und meine: "Sehr gern, das ist wirklich grosszügig von dir."

Wir bestellen uns daheim chinesische Nudeln und sitzen nach dem Essen mit einer Tasse Tee auf dem Sofa.

"Du hast mich heute ja noch etwas gefragt, Sophie, und ich möchte dir die Antwort nicht schuldig bleiben", beginnt Jacques.
Ich schaue ihn fragend an, und er fährt fort: "Wie du weisst, hat der Freitod meiner Frau damals die ganze Familie durchgerüttelt, am meisten natürlich Yacine." Ich nicke zustimmend. Und er meint: "Ich habe mich vor allem darauf fokussiert, weiter zu funktionieren und - so gut es ging - für meine Jungs da zu sein." Ich nehme seine Hand und drücke sie. Er fährt fort: "Leider bin ich auch nicht ganz schadlos aus der Situation herausgekommen, seit diesem Ereignis bin ich... hmmm, also seither leide ich an einer erektilen Dysfunktion." Er schaut mich abwartend an. Ich weiss im ersten Moment nicht, was ich sagen soll.

"Das tut mir leid für dich, Jacques", erwidere ich dann mitfühlend, und füge an: "Weisst du, ich habe mich noch nie eingehend mit diesem Störungsbild beschäftigt. Was heisst das denn für dich genau?"
Er räuspert sich etwas und erklärt dann: "Nun, was du sicher weisst, mein Penis wird nicht mehr richtig steif, und deshalb ist jegliche Art von Penetration unmöglich." Als ich nicke, fährt er fort: "Allgemein aber weniger bekannt ist, dass man mit dieser Störung trotzdem Sexualität noch erleben kann, beispielsweise sind Samenergüsse und sogar Orgasmen immer noch möglich. Das heisst, man könnte sogar ein Kind auf natürlichem Weg zeugen." Ich sage: "Das habe ich in der Tat nicht gewusst. Dann kannst du dich auch weiterhin selbst befriedigen?" Jacques lächelt und meint: "Ja, das kann ich in der Tat." Ich schaue ihn verschmitzt an und frage: "Und, tust du?" Er meint gelassen: "Ab und zu."

Nach kurzem Überlegen frage ich ihn: "Heisst das in diesem Fall, dass du seither auch keine sexuelle Beziehung mehr eingegangen bist?" "Hmm, ja, so ist das." Ich vermute: "Obwohl du wahrscheinlich genug Gelegenheiten dazu gehabt hättest." Er bestätigt mir: "Ja, manchmal war es recht schwierig, den Frauen zu erklären, warum ich mich nicht auf eine Beziehung einlassen wollte, ohne meine ganzen Probleme offen darzulegen." Ich möchte wissen: "Hast du mal eine Therapie gemacht?" "Ja, das habe ich, aber ich habe im Wesentlichen herausgefunden, dass ich mich schuldig fühle, weil ich meine Frau damals nicht retten konnte. Und das hätte ich wohl auch ohne Therapie herausgefunden." "Ja, das glaube ich dir", pflichte ich ihm bei. 

Es entsteht eine lange Pause, nach der mich Jacques fragt: "Sophie, könntest du dir vorstellen, mit mir eine Beziehung einzugehen? Ich meine, eine Beziehung mit viel Berührungen, Körperkontakt, Zärtlichkeiten, eine Beziehung, in der du willkommen und angenommen bist, aber eben auch eine Beziehung ohne Geschlechtsverkehr?" Ich schaue ihn mit einem warmen Blick an, stelle meine Tasse auf das Tischchen und umarme ihn: "Ja, Jacques, ja, das kann ich sehr gut."

Dr. Sophie Marchand und Yacine VincentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt