Teil 41

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Sophie:

Nach einer kurzen Pause biete ich ih spontan an: "Ich müsste natürlich auch mit deinem Vater noch sprechen, aber ich von meiner Seite könnte mir gut vorstellen, euch bei der Betreuung des Kindes zu unterstützen."

Yacine schaut mich lange an und seufzt dann: "Ach, Sophie, das ist so liebe von dir. Aber wie wird es nur weiter gehen? Ich habe mir zwar schon vorgestellt, irgendwann mal Kinder zu haben, aber jetzt, so ganz plötzlich Vater zu werden, ich glaub, das schafft mich ziemlich." Tränen stehen ihm in den Augen, und ich nehme ihn in den Arm und flüstere zuversichtlich: "Ich sage nicht, dass es ein Spaziergang wird, aber irgendwie wird es gehen, ganz bestimmt."

Wie ich Yacine versprochen habe, berede ich die Situation daheim mit Jacques. Ich bin froh, dass er nicht eingeschnappt ist, dass Yacine zuerst mit mir geredet hat. Im Gegenteil, es scheint ihm sogar recht zu sein. Er ist natürlich überrascht, dass er so unerwartet Grosssvater wird, aber ich habe das Gefühl, dass bei ihm die Freude überwiegt.

Yacine:

Pauline und ich haben uns für das Kind entschieden. Als ich ihr mitgeteilt habe, dass sich Sophie und Jacques auch an der Betreuung beteiligen würden, hat sie sich bereit erklärt, von einer Adoption abzusehen. Ich bin wirklich erleichtert, das hätte mir, glaube ich, das Herz gebrochen.

Als ich grad vom Training nach Hause fahren will, erreicht mich eine Nachricht meines Vaters: "Lieber Yacine, Sophie und ich möchten dir vorschlagen, dass wir uns mit dir und Pauline mal zusammensetzen um zu besprechen, wie wir die Betreuung eures Kindes aufteilen könnten. Natürlich nur, falls ihr das möchtet. Lieber Gruss, Jacques."

Ich bin hoch erfreut über dieses Angebot, und auch Pauline ist sofort dazu bereit, dass wir uns mit den beiden treffen.

So sitzen wir einige Tage später in Paulines geschmackvoll eingerichteter Wohnung. Ihr Bauch ist schon deutlich gerundet, und die Schwangerschaft steht ihr gut. Wir haben uns vom Pizzaservice beliefern lassen, so dass wir keinen grossen Aufwand fürs Kochen betreiben müssen.

Pauline erzählt uns, dass sie mit dem Arbeitgeber vereinbaren konnte, dass sie nur noch sechzig Prozent arbeiten muss nach der Geburt und dem Mutterschaftsurlaub. Das bedeutet, dass sie mindestens zwei Wochentage das Kleine betreuen könnte.

Sophie fragt mich: "Und wie sieht es bei dir aus, Yacine, weisst du schon, wie es bei dir weiter geht?"
Ich antworte ihr: "Ja, ich habe mir natürlich auch schon meine Gedanken gemacht. Ich studiere ja momentan zu sechzig Prozent, und das möchte ich - wenn irgend möglich - auch weiterführen, bis ich in etwa drei Jahren dann abschliesse."
Mein Vater pflichtet mir bei: "Ja, das macht auf jeden Fall Sinn. Das ist ja auch die Grundlage für deine berufliche Zukunft. Hast du dir denn auch schon überlegt, wie es mit dem Sport weiter geht?" "Ja", antworte ich, "ich bin im Gespräch mit einem Club hier in der Nähe, ich wäre dann nur noch Halbprofi und könnte an ein paar Abenden trainieren und hätte vor allem an den Wochenenden Spiele. Das Krafttraining könnte ich ausserdem individuell gestalten, so dass ich nur die Hallentrainings fix hätte. Und klar, mit der Nati wäre ich dann nicht mehr unterwegs."

Pauline ergänzt: "Yacine und ich haben uns gedacht, dass wir beide je zwei Wochentage das Kleine betreuen, und uns ausserdem die Wochenenden teilen."

Sophie fasst in ihrer pragmatischen Art zusammen: "Das bedeutet, dass ihr je zwei Wochentage macht, wir würden den fünften übernehmen, und Yacine, ich nehme an, du wärst auch froh um Unterstützung an den Wochenenden, an denen du für den Sport unterwegs bist."

Ich nehme ihre Hand und meine: "Das wär natürlich toll, wenn ihr dazu bereit wärt." "Klar, das weisst du doch, das machen wir wirklich gern." Zögernd füge ich dann hinzu: "Ihr müsst das natürlich nicht alles gratis machen, wir würden euch gern auch etwas dafür geben." Doch Jacques meint mit dem Brustton der Überzeugung: "Du weisst, dass wir nicht gerade am Hungertuch nagen, unser Lohn wird die Zeit mit dem Kleinen sein."

Mein Vater fügt noch hinzu: "Ausserdem müsst ihr bedenken, dass es immer wieder Unregelmässigkeiten geben wird: Das Kleine kann mal krank sein, oder jemand von uns vieren fällt mal aus. Mit Kindern muss man extrem flexibel sein, und wir werden uns sicher auch manchmal gegenseitig unterstützen müssen." Ich meine lachend: "Ja, diesbezüglich hast du die meiste Erfahrung." "Und ob", pflichtet mir mein Vater bei, "auch wenn es schon ein paar Jährchen zurückliegt.""Und ihr wisst ja", fügt Pauline an, "dass sich meine Eltern ebenfalls riesig auf ihr erstes Enkelkind freuen und uns in diesen Situationen sicher auch unterstützen werden."

Dr. Sophie Marchand und Yacine VincentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt