Teil 42

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Sophie:

In den nächsten Monaten geniessen Jacques und ich unsere gemeinsamen Tage, die wir neben der Arbeit in der Praxis zusammen verbringen, in vollen Zügen.
Wir unternehmen viel zusammen, und auch die körperliche Nähe, Berührungen und Zärtlichkeiten kommen nicht zu kurz.

Yacine ist weiterhin viel unterwegs und widmet sich daneben seinem Musikstudium, das er nun etwa zur Hälfte absolviert hat.

Ich bin gerade dran, meinen letzten Patienten für heute zu verabschieden, als mein Handy klingelt. Gedankenverloren nehme ich er zur Hand und melde mich. Es ist Yacine, und ich frag ihn: "Hey, Yacine, schön, dass du dich meldest. Wie geht es dir?" Seine Stimme tönt irgendwie ergriffen, als er antwortet: "Danke, gut. Du, Sophie, ich bin seit heute Mittag Vater." Mir fällt vor Überraschung fast das Handy aus der Hand und meine Gedanken überstürzen sich: "Gratuliere, Yacine, das ist ja wunderbar. Aber es ist doch noch einen Monat zu früh, geht es euch allen gut?" Yacine bestätigt: "Ja, es ist alles etwas schnell gegangen. Aber dem kleinen Louis geht es gut, und auch Pauline erholt sich gerade gut von der Geburt."

"Oh, das freut mich, wie lange bleibt ihr denn im Spital?" Yacine meint: "Wie würden gern heute abend nach Hause, wenn wir das OK von den Ärzten bekommen. Ihr könnt gern jederzeit vorbeikommen." Ich erwidere ergriffen: "Danke, Yacine, das freut mich. Wir kommen euch gern morgen nachmittag besuchen."

Als ich aufgelegt habe, streckt Jacques seinen Kopf zur Tür herein und fragt: "Kommst du auch bald heim, Sophie?" Ich schaue ihn an und eröffne ihm: "Jacques Vincent, du bist heute Grossvater geworden." Sein Gesichtsaudruck wechselt von überrascht zu ungläubig und dann zu erfreut. Er tritt ins Zimmer und schliesst mich in seine Arme.

Als wir am nächsten Nachmittag zu Pauline und Yacine kommen, schläft der kleine Louis gerade. Wir setzen uns ins Wohnzimmer, und Pauline und Yacine erzählen, wie sie die Geburt erlebt haben und wie Louis' erster Tag verlaufen ist. Nach einiger Zeit meldet sich Louis, der langsam Hunger bekommt. Yacine holt den Kleinen, und ich bin ergriffen vom Bild dieses grossen Vaters mit dem kleinen Häufchen Kind auf den Armen. Er wechselt dem Kleinen die Windeln, und es wirkt noch etwas ungelenk. Yacine meint leicht verlegen: "Das muss ich noch ein wenig trainieren, da hab ich glaub noch Potential." Ich erkläre ihm lächelnd: "Das kommt schon, es ist schliesslich noch kein Meister vom Himmel gefallen."

Das Stillen klappt schon von Anfang an recht gut, und nach seiner Mahlzeit fragt mich Pauline, ob ich ihn mal halten möchte. Erfreut nehme ich das kleine Häufchen auf meinen Arm, und Louis schaut uns neugierig an. Ich habe das Gefühl, ich halte einen kleinen Yacine in Miniformat in den Händen, er hat die gleichen wunderschönen Augen wie sein Vater, und seine dunklen Härchen krausen sich ebenso wie bei Yacine. Louis gibt einen wohligen Laut von sich und ist schon bald auf meinen Armen eingeschlafen.

Dr. Sophie Marchand und Yacine VincentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt