Teil 39

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Sophie:

Als ich wieder einmal etwas Zeit habe, sitze ich mit einer Tasse Tee auf unserem neuen Sofa und schweife mit meinen Gedanken ab. Und wie so oft landen sie bei Yacine.
Seit unserem Kurzausflug in sein Ferienhaus in den Bergen ist nun schon fast ein Jahr vergangen.

Nach dem letzten Telefonat hat er uns schon zweimal besucht, und die Wiedersehen sind glücklicherweise sehr freundschaftlich verlaufen. Wir schreiben uns auch in losen Abfolgen Textnachrichten, und ich bin guter Dinge, dass er mich langsam als gute Freundin ansehen kann.

Für heute abend hat sich wieder mal Yacine zum Essen bei uns angemeldet. Wir freuen uns sehr auf seinen Besuch. Er hat gerade ein paar Tage spielfrei und nutzt die Zeit, um wieder mal zu seiner Familie zurückzukehren.

Als Jacques und ich noch in der Küche beschäftigt sind, läutet es an der Türe. Ich rufe: "Yacine, könntest du aufmachen, das wird unsere Architektin sein, die noch einige Pläne für die Praxis vorbeibringen wollte."

"Klar, ich geh schon", ruft Yacine zurück. Nach einiger Zeit kehrt er wieder ins Wohnzimmer zurück, im Schlepptau unsere Architektin, Pauline Bernard. Entschuldigend meint er: "Pauline und ich kennen uns von der Sportschule, und da habe ich sie hereingebeten, um mit uns einen Apéro zu nehmen." Jacques meint: "Ah, das das habe ich gar nicht gewusst, schön, Pauline, nehmen Sie doch Platz." "Gern", antwortet Pauline.

Wir plaudern ein wenig miteinander und erfahren, dass Pauline zur gleichen Zeit die Sportschule besucht hat wie Yacine. Ich frage sie: "Welchen Sport haben Sie denn betrieben?" Pauline meint: "Ich habe damals Basketball gespielt", und schmunzelnd fügt sie an: "Nur habe ich es leider nicht so weit gebracht wie Yacine mit dem Sport." Dieser entgegnet ihr: "Dafür sind Sie nun Architektin, das ist doch auch schön." "Ja, das stimmt, das ist wirklich ein toller Beruf... vor allem, wenn man so angenehme Kunden hat wie Sie..."

Wir plaudern noch eine Zeitlang weiter, und nach etwa einer halben Stunde verabschiedet sich Pauline wieder, und Yacine bringt sie zur Tür.

Der Abend ist sehr gemütlich, Jacques und ich erzählen Geschichten aus unserer neuen Praxis, und Yacine eröffnet uns, dass er erstmals das Aufgebot für die Nationalmannschaft erhalten hat, worauf wir natürlich anstossen.


Ein halbes Jahr später:

Es ist schon spät am Abend, und ich lese noch kurz meine Whatsapp, bevor ich mich schlafen lege. Erfreut sehe ich, dass Yacine mir wieder mal geschrieben hat und öffne die Nachricht: "Liebe Sophie, ich hoffe, dass es dir gut geht und ihr den Alltag geniessen könnt. Hör mal, Sophie, ich habe ein Problem, das ich sehr gern mit dir besprechen möchte.... lieber nur mit dir, nicht mit meinem Vater... und auch lieber nicht am Telefon... hättest du vielleicht Zeit, mich in nächster Zeit mal zu treffen? Toll wäre, wenn wir uns in meinem Ferienhaus in den Bergen sehen könnten, ich bin ab kommendem Sonntag eine Woche da... In Liebe, Yacine"

Ich lese die Nachricht einige Male durch und runzle die Stirn. Was er wohl mit mir besprechen möchte? Ob er Sorgen hat?

Ich nehme mein Handy zurück und schreibe: "Lieber Yacine, ich hoffe, dass nichts Schlimmes vorgefallen ist, das du mit mir besprechen möchtest. Aber du weisst, ich bin immer für dich da!
Ich habe nächste Woche ein paar Tage frei und könnte am Dienstagabend anreisen. Ich müsste dann am Donnerstag wieder zurück.
Lass dich umarmen und pass auf dich auf."

Postwendend kommt Yacines Antwort: "Super, Sophie, ich freue mich."

Dr. Sophie Marchand und Yacine VincentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt