•| Kapitel 17*

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Die Tribüne war bis zum Rand gefüllt und die Spieler waren mitten im Geschehen. Ich erkannte die beiden Teams ''home'' und ''guests'' und musste fast lachen. Welcher Mensch würde seine Mannschaft denn ''home'' nennen? Oder ''guests''?

Wie unkreativ.

Gerade wollte ich umdrehen, da sah ich Plakate auf der Tribüne, die von Menschen, vermutlich Fans, gehalten werden. Doch die Menschen feuerten weder das Team ''home'' noch das Team ''guests'' an. Ein paar feuerten die blue bulls an, andere feuerten irgendwas anderes an, was ich von dieser Entfernung aber nicht erkennen konnte. Verwirrt darüber, wer denn jetzt spielte, sah ich mich um.

Dann fiel es mir auf. Wie konnte ich denn nicht bemerken, dass home und guests nicht die Namen der Teams waren? Ich gab mir einen imaginären facepalm und fing über meine Dummheit an zu grinsen. Ich hatte lange nicht an so etwas dummes gedacht.

Schließlich drehte ich mich um und wollte wieder weg, doch so weit kam ich nicht. Nach wenigen Schritten knallte ich bereits an etwas an. Zuerst dachte ich, ich wäre gegen einen Menschen geknallt, so wie es in den ganzen Büchern und Filmen auch geschah, dann realisierte ich, dass ich einfach nur gegen eine Säule gelaufen war.

Meine Hand an meiner Stirn reibend, fing ich an, vor Schmerz zu stöhnen. Da wäre mir ein Mensch lieber, dachte ich mir und ging dieses mal auch wirklich aus der Schule raus und tatsächlich schaffte ich es auch, ohne weitere Vorkommnisse. Heute war ja auch wirklich genug passiert, von meiner Periode zu schweigen.

Meine Hände fanden ihre eigenen Wege zu meinen Jacken Taschen und da es nicht besonders warm war, schauderte es mir. Ich wusste nicht, wie viel Uhr es war, doch schätzte ich, dass es nach sechs Uhr abends war. Leider konnte ich auch nicht sagen, wann ich das Haus verlassen hatte, doch endlich fiel mir die Sache ein, die ich auf dem Dachboden vergessen hatte. Die formelsammlung!

Seufzend hielt ich inne, als ich ein Rascheln an meiner Jacke wahrnahm. Neugierig betastete ich meine Schwarze Lederjacke um dann festzustellen, dass ich Geld fand. Ich nahm das Geld raus, auf meine Hand, was mehr oder weniger sieben Dollar waren, und entschied mich dann dafür, zu einem Cafe zu gehen, damit ich mir irgendwas warmes kaufen konnte.

Gesagt getan, wenige Meter weiter, kam ich bei meinem gewünschten Cafe an und kaufte mir eine heiße Schokolade, fragte nach einem Stift und einem Blatt Papier und setzte mich daraufhin an einen der leeren Tische. Da ich nichts besseres zu tun hatte überlegte ich mir, was ich auf das Blatt schreiben wollte.

Ich dachte nach. Und wie sollte es anders sein, so kreisten meine Gedanken rund um das Geschehene heute. Ich bekam meine Tage, bin fast zu spät gekommen, hab eine geklatscht bekommen und jemandem eventuell die Nase gebrochen, die Polizei hat mir von einem gesuchten Täter erzählt, der die kleine Schwester meines Feindes töten wollte und ich habe das Tagebuch meiner verstorbenen Mutter auf mysteriöse Weise auf meinem Dachboden gefunden. Aber das schlimmste heute war nicht die Backpfeife oder die Tatsache, dass meine Mutter mir ihr Tagebuch vererbte, von dem ich nichts wusste, nein. Das schlimmste an diesem Tag war, das mein eigener Bruder, mein leiblicher Bruder, zugesehen hatte, wie mich jemand geschlagen hatte. Zugesehen und nichts unternommen hatte.

Desto länger ich darüber nachdachte, desto schwieriger war es für mich, meine Tränen zurück zu halten. Die Hoffnung, meinen alten Bruder zu bekommen, zerfiel in tausende Stücke. Der Traum, mit meiner leiblichen Familie zu leben zersplitterte in mehr als tausende Stücke.

Gerade verließ eine Träne mein Auge, da kam auch die Bedienung und brachte mir meine heiße Schokolade und verschwand, ohne mich eines Blickes zu würdigen und ehrlicherweise war ich mehr als nur glücklich, dass er oder sie mich nicht ansah. Ich schloss meine Augen. Dachte an nichts anderes, als an dieses leere Papier vor mir da kamen auch einige Wörter und Sätze in falscher Ordnung in meine Gedanken, die ich langsam anfing aufzuschreiben.

HaileyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt