•| Kapitel 23*

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Ein weiterer Abend war vergangen.

Gestern hatte das Gespräch doch tatsächlich eine sehr merkwürdige Wendung genommen. Allem Anschein nach hatte er mich bloß deshalb verfolgt, weil er wissen wollte, ob ich die echte Hailey war. Dumme Frage, selbst wenn ich sie nicht wäre, wer würde sich denn die Chance entgehen lassen, sowas zu behaupten? Ganz davon zu schweigen, das nicht jeder auf die Gala eingeladen war.

Doch leider konnte ich ihn nicht ausfragen, denn Lexian und Diego kamen schließlich mit Jaxon und Max auf mich zu und wollten vermutlich bedrohlich wirken um den Typen einzuschüchtern, und so sah es auch aus. Ich hätte mir vermutlich in die Hose gemacht, wenn ich die jungs nicht kennen würde. Und da stellte ich mir wieder einmal die Frage, wieso ich nur männliche Bodyguards hatte.

Ein weiblicher Bodyguard würde so viele Vorteile mit sich bringen, doch brauchte ich keinen mehr und nie im Leben würde ich auch nur daran denken, meine jungs zu ersetzen. Wir waren mittlerweile eine Familie geworden und diese Familie liebte ich mehr, als ich mich selbst liebte. Aber das war doch normal, oder nicht?

Während der restlichen Zeit auf der Gala war nichts spannendes passiert. Erst dachte ich, dass ich von Marry und ihren Freunden genervt werde, doch sah ich niemanden mehr, den ich aus der Schule kannte. Glücklicherweise. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn sich jemand den ich kannte, als ein Fan von mir outen würde.

Vermutlich hätte ich Mitleid. Spätestens, ich dachte nicht einmal, dass es so weit kommen würde, am Ende dieses Schuljahres würde ich mein Geheimnis offenbaren. Ob offiziell oder inoffiziell, die Schule würde es irgendwie mitbekommen, wenn Hailey Sucre von der Oberfläche verschwinden würde. Außerdem wollten die Lehrer immer wissen, was man nach der Schule für eine Arbeit nachgehen wollte und auch wenn mir die Antwort nicht schwer fiel, konnte ich sie nicht offenbaren. Ich bräuchte, und das war mir leider bewusst, dauerhafte Überwachung.

Doch wollte ich darüber nicht so viel nachdenken, ich würde versuchen so lange wie möglich mein Geheimnis zu bewahren und spätestens auf der Abschlussfeier meine nicht existierenden Freunde für immer verabschieden. Ich konnte schließlich nicht ewig ein Doppelleben führen, das war scheiße anstrengend. In der Schule durfte ich auf die Hailey als Sängerin nicht reagieren oder nichts sagen, was nicht öffentlich zugegeben wurde und als Sängerin durfte ich Sachen wie meinen echten Nachnamen nicht äußern. Irgendwie hatte ich Angst, beide leben aus Versehen miteinander zu vermischen.

Nun ja, dass alles waren Gedanken von gestern, schließlich war es heute und somit ein neuer Tag mit neuen Gedanken. Ich hatte heute nicht besonders viel vor. Ich musste Lisa Nachhilfe geben, ein Lied weiterschreiben und mich für morgen vorbereiten. Sarah hatte mir geschrieben, dass ich morgen ein Fotoshooting für ein Magazin hatte, was ich für meinen Teil nicht kannte. Sarah war wirklich eine wundervolle Person, aber ein wirklich schlechter Manager, fiel mir auf.

Welcher Mensch würde seiner Klientin im fast schon letzten Moment Bescheid geben, dass man ein Shooting hatte?

Seufzend suchte ich weiter. Ich hatte wirklich eine große Menge an Kleidern, viel mehr als ich brauchte, aber irgendwie keine gute Kombinationen für Outfits. Letztendlich entschied ich mich für irgendeine enge hellblaue und zerrissene Jeans und ein roten Pullover, dessen Ärmel nicht meinen kompletten Arm verdeckten. Irgendwie sah ich mit dem outfit so aus, wie eine Mischung aus Hailey aus der Schule und Hailey der Sängerin, fiel mir auf. Zumindest so lange, bis ich meine Perücke auf und mein Make-up in meinem Gesicht saß. Ausnahmsweise hatte ich keine Lust auf irgendeinen Spruch, denn keiner würde meine jetzige Situation beschreiben können: Lustlosigkeit.

Ich hatte gerade auf gar nichts Lust. Es war wieder so ein Tag, an dem ich einfach nichts machend in meinem Bett liegen bleiben und nachdenken wollte. Aber jeder hatte doch solche Tage, oder etwa nicht? Jeder brauchte schließlich eine Pause, doch die war mir heute leider nicht gegönnt. Ich musste Nachhilfe geben, nur wegen einem blöden Missgeschick! Dabei hatte mich niemand gefragt, wie es zu wirklich abgelaufen war.

HaileyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt