Bloß die letzten Töne der Nationalhymne waren im Moment zu hören. Es war Tradition vor jedem Football Spiel die Nationalhymne zu singen und das ich diese Ehre heute haben durfte bedeutete mir unglaublich viel.
Wenige Zuschauer standen und noch weniger Menschen knieten sich für die Hymne hin. Die meisten saßen jedoch bequem auf ihren Plätzen und zeigten keine Regung und so auch Cameron. Erst gestern hatte ich erfahren, wieso die Menschen früher standen und heute saßen, während jemand die Nationalhymne sang.
Cameron hatte mir erzählt, dass man kein Stolz für ein Land zeigen wollte, indem man aufstand, wenn das Land farbige Menschen unterdrückte. Da lagen Leichen in den Straßen, und Menschen bekamen bezahlten Urlaub und kamen mit Mord davon und das fanden die Spieler eben nicht lustig. Verständlich aber ich musste zu meinem Leidwesen stehen, da ich diejenige war, welche sang. Auch wenn ich spätestens nach der einen Sache mit Zayden und Ophelia auch gar keinen Respekt mehr für dieses Land übrig hatte.
Dabei musste ich darauf aufpassen, dass ich mich nicht überstrapazierte, denn ich wurde schneller erschöpft als sonst. Die Müdigkeit und die Trägheit verfolgten mich seit einiger Zeit, vielleicht waren es sogar Wochen, doch seit wenigen Tagen wusste ich auch wieso. Ich war schwanger. Und das, laut meinem Frauenarzt, anscheinend bereits sogar einige Wochen, demnach war ich in der Frühschwangerschaft, welche von Müdigkeit, Übelkeit und weiteren Problemen begleitet wurde.
Bisher wusste Cameron noch nichts davon, doch das wollte ich die nächsten Tage ändern. Vielleicht sagte ich es ihm auch zu seinem gewonnenen Spiel heute, das wusste ich noch nicht. Natürlich ging ich davon aus, dass Cameron das spiel gewann, keine Sekunde zweifelte ich an seinem können, oder an dem seiner Mitspieler des Teams.
Dad motivierte mich hauptsächlich dazu es ihm heute zu sagen, da es auch seine Idee war, einen Schwangerschaftstest zu holen. Als ich ganz aufgelöst vor ihn stand, hatte er mich auch vorsichtig gefragt, ob ich es behalten wollte und ob er mich zum Arzt fahren solle.
Ein tosender Applaus ließen mich erschrocken zusammenfahren. Ich hatte ganz vergessen, dass ich bereits zu Ende gesungen hatte und es nun an den football Spielern lag eine gute Show abzulegen. Sofort bedankte ich mich für den Applaus und lief die Bühne anschließend runter, zu meinem Vater und Max, welche mich dort unten begrüßten und gratulierten. Auch Max wusste es mittlerweile, doch meinerseits ungewollt. Er und Dad redeten einfach viel zu viel und da kam es von Dad eben raus, doch ich nahm es ihm gar nicht übel.
,,Das hast du großartig gemacht kleines.", wurde ich von Max in den Arm genommen, woraufhin ich mich glücklich bei ihm bedankte.
,,Das stimmt Schätzchen, du warst toll aber sag, geht es dir gut? Du siehst blass aus. Kann ich dir was bringen? Ein Wasser?", fügte Dad hinzu und sah mich aus seinen besorgten Augen an.
,,Nein, alles gut. Ich bin bloß ein wenig erschöpft Dad. Lasst uns jetzt dem Spiel zusehen.", lächelte ich meine Müdigkeit weg und ging los.
***
Das Spiel verlief relativ ausgeglichen, mal führten wir, also die Los Angeles Rams und mal führten die Gegner, deren Namen ich mir irgendwie nicht im Kopf halten konnte.
Gerade spielten die Spieler im letzten Quarter, dementsprechend wurde das Publikum auch ungeduldiger. Momentan stand es nämlich gut für unser Team, doch was für Punkte wer erzielt hatte wusste ich nicht. Zwar hatte ich gegoogelt wie football funktioniert, doch irgendwann hatte ich keine Lust mehr und gab es auf. Ich wusste, dass es einen Touchdown gab und einen Quarterback. Und ich wusste das ein Spiel 60 Minuten dauerte, also vier Quarter, in dem nach dem ersten und dritten die Seiten gewechselt wurden. Den Rest behielt ich nicht mehr in meinem Kopf, doch zu meiner Verteidigung gab es wesentlich mehr Dinge in meinem Leben, die mich weitaus mehr interessierten.

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Hailey
Teen Fiction,,Ich kann niemandem vergeben, der sich nicht entschuldigt." Hailey Sucre wurde schon oft in ihrem Leben verletzt. Sei es, dass ihr Vater sie verlassen hat, dass ihre Mutter ums Leben kam oder dass sie und ihr jüngerer Zwillingsbruder voneinander ge...