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Den Rest des Tages verbrachte ich auf meinem Zimmer, räumte die wenigen Dinge weg die ich in meiner Tasche bei mir trug und studierte dann den Plan, welchen mein Vater wohl von dieser komischen Frau vom Empfang bekommen hatte. Unter anderem befand sich darin mein Stundenplan (na toll), eine lange Liste von Hausregeln an die ich mich scheinbar zu halten haben sollte, ein etwas unübersichtlicher Gebäudeplan, den Tagesablauf mit Frühstückszeiten etc. und eine kurze Einsicht von den Zuständigen dieses Hauses. Auch die Frau vom Empfang war darin aufgelistet. Frau Budlow also.

Die Nacht war erholsamer gewesen als erwartet, weshalb ich am nächsten Morgen schon fast gut gelaunt aus dem Bett stieg, auf die Uhr sah und mich dann fertigmachte. Nachdem ich mein Zimmer verlassen hatte, hörte ich bereits Stimmen. Vermutlich von den anderen Bewohnern dieses Hauses. Eine gute Orientierung hatte ich nicht, doch aufgrund der Stimmen konnte ich den Weg zum Speisesaal ohne große Vorfälle finden. Doch sobald ich den Raum betrat, wurde plötzlich alles still. Als könnte man eine Stecknadel fallen hören. Kennt ihr diese Momente in denen ihr einfach nur im Boden verschwinden möchtet? Genau jetzt war einer dieser Momente. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, als ich mich nun dem Buffet widmete. Glücklicherweise schienen einige von ihnen mein Auftauchen nicht als ganz so besonders anzusehen, weshalb die Gespräche kurz darauf wieder begannen und mein Erscheinen schon bald vergessen war.

An einem freien Tisch am Ende des Raums ließ ich mich schließlich nieder und begann zu frühstücken. An einem Sonntag fand kein Unterricht statt, daher hatte ich an dem heutigen Tag genug Zeit, um mich auf diesem Gelände mal um zu sehen. In meinen Gedanken vertieft bemerkte ich nicht, dass sich jemand meinem Tisch genähert hatte. Erst als eine Hand meinen Arm berührte zuckte ich leicht zusammen und hob meinen Kopf. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken" entschuldigte sich der junge Mann direkt und ein Schmunzeln trat auf seine Lippen „Ich wollte nur fragen, ob der Platz hier noch frei ist" fragte er und deutete kurz auf einen der anderen Stühle die an meinem Tisch standen.

Ein wenig überfordert nickte ich „Ja.. klar" und er ließ sich mir gegenüber auf einen der Stühle fallen. „Und? Weshalb bist du hier?" Ich schluckte den letzten Bissen herunter um ihm ordentlich antworten zu können. Mit vollem Mund spricht man nicht, hätte jetzt meine Mum gesagt. Doch er schien meinen verwirrten Blick bemerkt zu haben, weshalb er zu lachen anfing „Oh tut mir leid, das fragt man keinen Neuling" sagte er, bevor ich überhaupt die Chance hatte auf seine Frage zu antworten. Er lehnte sich etwas nach vorne und sah mir nun direkt in die Augen. Ein helles grün traf mein braun. „Du hast aber niemanden umgebracht, oder?" fragte er dann leise mit einem verschmitzten Lächeln. Ich verschluckte mich fast als er das sagte. „N-Nein!" wieder ein Lachen seinerseits „Ich kenne den Grund nicht aber wie kannst du sowas denken?!" fragte ich wobei ich ihn mit einem etwas ernsten Blick ansah. „Schon gut, ich wollte nur auf Nummer sichergehen" lachte er leicht und sah sich dann kurz im Raum um. „Man kann sich da ja schließlich nie sicher sein." Seine Stimme schien einen ernsten Unterton zu haben, als er das sagte.

„Aber nun würde ich gerne wissen wie du heißt, damit ich weiß, wie ich die Dame in Zukunft ansprechen darf", meinte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen und widmete seine volle Aufmerksamkeit nun wieder mir. Natürlich hatte ich nicht vor ihm so schnell meinen Namen zu verraten. Noch konnte ich nicht einschätzen, zu welcher Gruppe Jungs er gehörte. „Ich heiße Was-geht-dich-das-an" antwortete ich und lehnte mich in meinem Stuhl etwas zurück. Ein leichtes Schmunzeln konnte ich mir bei seinem Gesichtsausdruck allerdings nicht verkneifen. Seinem Blick nach zu urteilen schien er sich das einfacher vorgestellt zu haben. „Wirklich?" fragte er seufzte „Na gut, Marie.. Isabel.. Sophia vielleicht..?" fragte er und beobachtete dabei genau meinen Gesichtsausdruck. Doch ich schüttelte nur den Kopf „Mit Raten kommst du nicht weit" mir entwich nun doch ein Lachen.

Er war wohl gerade dabei sich weitere Namen zu überlegen, als sich eine Stimme meldete, die eindeutig uns gewidmet war. Ich drehte den Kopf zu der Person, dem diese Stimme gehörte „Cayden? Kommst du jetzt endlich?" Eine Gruppe von Jungs stand am Eingang des Speisesaals und sah nun gespannt zu uns rüber. Nur derjenige der Cayden gerufen hatte, schien sichtlich genervt zu sein. Der Junge mir gegenüber, welcher wohl Cayden hieß, seufzte „Okay, Mädchen ohne Namen. Ich muss jetzt leider los. Aber denk bloß nicht, dass du damit davon kommst" brummte er leise, scheinbar unglücklich über seine Niederlage und erhob sich „Ich hoffe auf kein Wiedersehen" meinte ich mit einem zufriedenen Lächeln und sah dann zu wie er mit den anderen aus dem Speisesaal verschwand. 


𝐔𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐧𝐧 𝐤𝐚𝐦 𝐄𝐑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt