P.o.V. Henry
Monate vergingen, in denen wir nichts mehr von Dexter hörten. Weder eine Nachricht, noch irgendetwas, woran wir seinen Standort ausfindig machen konnten. Es gab kein Lebenszeichen von ihm. Und auch, wenn wir eigentlich froh sein sollten, dass vielleicht alles vorbei war, blieben wir skeptisch.
Es konnte schließlich sein, dass Dexter sich nur irgendwo versteckte, sich dort von seinen Verletzungen erholte und bereits über einen weiteren Plan nachdachte, mit dem er uns alle endgültig auslöschen konnte. Das war auch der Grund, weshalb wir uns noch immer vorsichtig verhielten, wenn wir irgendwo unterwegs waren.
Und dann gab es noch Catleen, die seit Monaten nicht mehr zuhause geschlafen hatte. Die erste Woche hatte sie nur während der Besuchszeit Zeit bei Damianus verbracht. Doch die Ärzte hatten wohl gemerkt, dass es nicht einfach war, sie jedes Mal von ihm zu entfernen. Weshalb sie nun Tag und Nacht bei ihm blieb.
Ich weiß nicht was sie tat. Vielleicht sprach sie mit ihm, las ihm etwas vor oder blieb einfach in seiner Nähe. Kenneth, Samuel und ich sahen auch ab und zu bei ihm vorbei, doch dann sprach Catleen kein Wort. Weder mit Damianus, noch mit uns. Sie war, wie in ihrer eigenen Welt gefangen.
Nun waren es schon 6 Monate, also ein ganzes halbes Jahr, und Damianus war noch immer nicht aufgewacht. Ich hatte schon von Fällen gehört, bei denen Menschen bereits nach wenigen Wochen wieder aufgewacht waren. Allerdings auch von denen, die Jahrzehnte lang nicht aufwachten.
Ich war mir nicht sicher, ob Catleen das aushalten würde. Spätestens nach einem Jahr sollten wir anfangen, nach vorne zu sehen. Selbst wenn Damianus nach dieser Zeit aufwachen würde, wäre bestimmt nicht mehr alles so wie zuvor. Catleen würde diejenige sein, die sich niemals von ihm trennen wollen würde. Genau das, würde allerdings ihr ganzes Leben verändern.
Sie hatte ihren Job als Krankenschwester aufgegeben, um Tag und Nacht bei ihm sein zu können. Wir sahen sie nur, wenn wir auch zu Besuch kamen und jedes Mal wirkte sie verändert. Mal sah man ihr an, dass sie geweint hatte, vielleicht tagelang. An anderen Tagen schien sie einfach nur emotionslos vor sich her zu starren.
Diese Zeit veränderte uns alle und ich machte mir immer mehr Sorgen um Catleen. Es würde ihr Ende bedeuten, wenn Damianus nicht mehr aufwachen würde. Das würde sie nicht schaffen. Genau deshalb hielt sie wohl so sehr an dieser Hoffnung fest. Die Hoffnung, dass er irgendwann wieder aufwachen würde.
„Henry, vergiss die Pfanne nicht!" rief mir Samuel zu, der gerade dabei war den Tisch zu decken. Ich schrak aus meinen Gedanken und betrachtete die Pfanne vor mir. Ich versank oft in solchen Gedankenströmen, das war auf Dauer nicht gut. Ich wendete also das Gemüse in der Pfanne und konzentrierte mich wieder darauf.
Wir alle hatten uns in der Zeit nach einer nützlichen Beschäftigung umgesehen. So hatten wir Ablenkung und mussten nicht ständig an Damianus, Catleen oder die ganze Situation denken. Kenneth half in einem Kindergarten aus, was mich anfangs ziemlich verwundert hat. Ich hätte nie gedacht, dass er in diese Richtung gehen würde.
Samuel hingegen hatte im Bereich der Polizei eine Ausbildung begonnen, was ich mir schon sehr gut bei ihm vorstellen konnte. Er war wie für diesen Job geschaffen. Und ich? Ich arbeitete als einfacher Kellner in einem einfachen Restaurant in einer einfachen Straße der Innenstadt. Es war nicht viel, doch so hatte ich wenigstens etwas zu tun.
Sobald das Gemüse fertig war, teilte ich dies auf die Teller auf. Wir aßen mal wieder nur zu dritt, doch mittlerweile hatten wir uns schon fast daran gewöhnt. Sogar Kenneth und Samuel, die beiden Streithähne, rissen sich zusammen und diskutierten nicht mehr ständig über irgendeinen unnötigen Kram.
Wir führten unser Leben sozusagen weiter, beschäftigten uns mit Dingen, die uns genug Ablenkung brachten und verbrachten so wenigstens einen Teil unserer Zeit hier mit sinnvollen Dingen. Ich brachte das fertige Essen schließlich ins Esszimmer und wir drei setzten uns. „Hast du was von Catleen gehört?" wandte sich Samuel mir zu und ich schüttelte den Kopf.
„Ich werde wohl morgen mal hinfahren und nach den beiden sehen." Meinte ich und begann dann zu essen. „Denkst du, sie schafft das so lange? Ich glaube nicht, dass sie wirklich Jahre lang neben ihm sitzen möchte. Die Ärzte werden da auch irgendwann etwas dagegen haben."
Ich nickte langsam. Das hatte ich mir auch schon gedacht. Für Catleen war es gut, dass sie die Zeit in Damianus Nähe verbringen konnte. Doch mit jedem Tag der verstrich, an dem Damianus nicht aufwachte, würde sie immer mehr die Hoffnung verlieren.
„Wir werden ihr helfenmüssen. Alleine wird sie das nicht schaffen. Sie wird das nicht verkraftenkönnen." Die beiden nickten bestätigend. Catleen war sensibel und momentannicht in der Lage, um einen weiteren Verlust zu ertragen. Mit jedem Tag würdees schwerer für sie werden und wir mussten ihr helfen.
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𝐔𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐧𝐧 𝐤𝐚𝐦 𝐄𝐑
Misterio / SuspensoDas hier ist keine 0815 Internat-Geschichte.. Habt bitte keine Vorurteile und lest einfach selbst!💚 - Für die 17 jährige Catleen beginnt eine Zeit in der puren Hölle. Eine neue Umgebung, neue Menschen, ein neues Leben. Durch dieses Internat, änder...