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Weitere Tage und weitere Nächte verbrachte ich nun schon so an die Decke starrend. Die Jungs würden nicht kommen. Sie durften nicht kommen. Das wäre für uns alle zu gefährlich. Ich wusste nicht was sich hinter dieser eisernen Tür befand, doch so einfach würde Dexter es den Jungs bestimmt nicht machen, das war mir klar.

Ich lag nur noch auf der Matratze, starrte an die Decke und ließ die Tage so über mich ergehen. Die Suppe, die Claire mir einmal am Tag vorbei brachte, rührte ich schon gar nicht mehr an. Mir war der Appetit vergangen. Zumal ich keinen Grund darin sah, mich zum Essen aufzuraffen. Herauskommen würde ich dadurch ja trotzdem noch.

Die Wunde an meinem Hals, hatte zwar aufgehört zu bluten, doch es tat dennoch weh, wenn ich meinen Kopf bewegte. Noch ein Grund um einfach hier liegen zu bleiben. Vor der Tür konnte ich wieder das vertraute Klacken von Claires hohen Schuhen auf dem Boden hören.

Mittlerweile konnte ich ihre Schritte sogar schon von Dexters unterscheiden. Kurz darauf wurde der Riegel an der Tür verschoben und die Tür geöffnet. Sofort wurde das Zimmer mit Licht durchflutet und ich kniff kurz die Augen zusammen. Rührte mich allerdings nicht.

Claire würde das neue Tablett neben mein Bett stellen, mich einen Moment stillschweigend beobachten, dann das alte Tablett mit einem Seufzen mitnehmen und wieder verschwinden. So war es zumindest die letzten Tage gewesen. Doch heute lief es anders.

Anstatt dass sie mich schweigend beobachtete und wieder ging, setzte sie sich nun neben mich, an die Kante der Matratze. Doch ich sah sie nicht an, sondern starrte weiter an die Zimmerdecke. So saß sie nun da und beobachtete mich einen Moment. „Wir wollen dir nicht wehtun Catleen." Hörte ich ihre sanfte Stimme. Doch ich glaubte ihr nicht.

Sie seufzte nun doch leise und griff nach einer meiner Hände, die ich auf meinem Bauch abgelegt hatte. Doch noch ehe sie diese richtig ergreifen konnte, flog mein Blick zu ihr und die Leere in meinen Augen ließ sie innehalten. Langsam ließ sie meine Hand wieder los, doch ich sah sie weiterhin mit diesem nichtssagenden Blick an. Sie sollte gehen.

„Dexter meinte ich soll mir dir reden. Du isst nichts mehr und bewegst dich nicht." Sagte sie und deutete mit einem kurzen Nicken in die Ecke des Zimmers. „Er beobachtet dich." Normalerweise hätte ich mich nun lautstark darüber aufgeregt, dass er mich mit einer Kamera unerlaubt beobachtete, doch nun akzeptierte ich das einfach kommentarlos. „Das .. hört sich jetzt verrückt an aber ein totes Druckmittel bringt ihm nicht viel."

Er konnte mich also nicht sterben lassen, damit die Jungs nicht nach ihm suchten. Das ergab Sinn. „Wenn er merkt, dass du ihm nicht mehr von Nutzen bist, wird er dich umbringen." Sagte sie nun klar heraus und ich wandte meinen Blick wieder Richtung Decke. So gesehen war das gar keine schlechte Sache.

Wenn ich mich nicht mehr hier drin befand, mussten die Jungs mich nicht mehr retten und hatten eine Zeit lang Ruhe vor Dexter, ohne ihr Leben aufs Spiel setzen zu müssen, nur um mich zu retten. Also war es eine Win-Win-Situation. Warum sollte ich dann dafür sorgen, dass sie mich weiter suchen mussten und Dexter mich womöglich noch länger hier festhielt.

„Er wird dir vorschlagen, ebenfalls auf seine Seite über zu treten. So wie er es bei mir getan hat." Nun stand sie auf und sah noch einen Moment zu mir herunter. „Diese Entscheidung hat mein Leben gerettet. Entscheide dich nicht falsch." Das war das letzte was sie sagte, ehe sie nach dem alten Tablett griff und wieder Richtung Tür lief.

Sie blickte an der Tür nochmal in meine Richtung, so als wartete sie auf eine Antwort von mir. Doch ich schwieg weiterhin. Weshalb sie also wieder das Zimmer verließ und ich den Riegel vor der Tür hörte. Ihre Schritte verklangen langsam, dann war wieder alles stumm.

Die Stille und Dunkelheit des Zimmers hüllte mich wieder in sich ein. Selbst mit dem Nachdenken hatte ich aufgehört. Geholfen hatte es bis jetzt ja eh nicht. Doch diesmal schlich sich eine Frage in meine Gedanken. War es wirklich besser, wenn ich mich Dexter anschloss?

Ich verwarf den Gedanken allerdings sofort wieder. Niemals würde ich mich diesem Monster unterwerfen. Selbst wenn es mein Leben retten könnte. Denn so oder so, würde ich hier drin sterben. Da war ich mir sicher. Nur hatte ich so wenigstens die Möglichkeit, auch die Jungs für kurze Zeit zu retten.

Claire war seit dieser Entscheidung in Dexters Gewalt und musste ihm sogar noch helfen, den Jungs und besonders Damianus das Leben schwer zu machen. Das wollte ich nicht. Für Dexter zu arbeiten, nur, weil er einen dafür aus Gnade am Leben ließ. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Claire trotz allem noch unter ihm leiden musste. Doch ihr schien das eine bessere Entscheidung gewesen zu sein. Sie hatte eine Möglichkeit gefunden, um ihre Freunde zu retten. Doch das Alles wollte ich nicht.

Ich entschied mich also nicht für den Weg, den Claire gegangen war.

Ich entschied mich fürmeinen eigenen. 

𝐔𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐧𝐧 𝐤𝐚𝐦 𝐄𝐑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt