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Am nächsten Morgen saß ich schon sehr früh wach in meinem Bett und ließ den vorigen Tag nochmal Revue passieren. Cayden und ich. Wir hatten uns also wirklich geküsst. Bei diesem Gedanken erinnerte ich mich an das Gefühl von seinen Lippen auf meinen und ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Der Tag war ein einziges Auf und Ab der Gefühle gewesen. Vielleicht war ich Cayden deshalb so leicht verfallen.

Doch ich bereute diesen Kuss kein bisschen. Als es dunkel wurde, hatte er schließlich mein Zimmer verlassen und ließ mich mit meinen Gedanken und Gefühlen alleine. Auch wenn er selbst gesagt hatte, dass ich mich nicht verlieben sollte, hatte er mir so gezeigt, dass es nichts Schlechtes war, etwas zu fühlen. Dass Gefühle eben menschlich waren und es auch in Ordnung sei, Angst und Trauer zu fühlen.

Doch nun fühlte ich nichts dergleichen. Ich fühlte mich wach, ausgeruht und hatte mich wieder komplett beruhigt. Auch Dexter schien ich schon fast wieder vergessen zu haben. Ich stand also auf, nahm mir eine Jogginghose und ein einfaches Top aus dem Schrank, zog mich schnell um und betrat dann langsam den Balkon. Die Wolken und der Regen des letzten Tages waren verschwunden. Stattdessen konnte ich nun die leichte Wärme der Sonne auf meiner Haut spüren die gerade hinter dem Horizont hervor kam.

Es würde ein schöner Tag werden, da war ich mir sicher. Ich atmete noch kurz die noch kühle, frische Luft ein und beschloss nach Henry zu sehen. Niemand hatte mir gesagt, wie es ihm gerade ging. Also war es wohl an der Zeit, dass ich selber nachsehen würde. Ich steckte noch schnell mein Handy ein und machte mich dann direkt auf den Weg. Mit der Zeit hatte ich erfahren, wo auch die Zimmer der anderen Jungs lagen, weshalb ich nicht lange suchen musste, bis ich es fand und dort leise klopfte.

Abgesehen von Damianus, lagen die Zimmer der Jungs fast schon direkt nebeneinander. So konnte ich mir die Zimmernummern viel leichter merken. Ich hörte ein leises, recht unklares „Ja?" von drinnen und ich öffnete vorsichtig die Tür. Henrys Zimmer ähnelte sehr dem von Cayden. Ich schloss die Tür hinter mir und entdeckte erst dann Henry, der sich langsam im Bett aufsetzte „Catleen?" Er schien verwirrt über mein Auftauchen zu sein. „Was machst du hier?"

Ich trat näher und setzte mich zögernd an die Kante seines Bettes „Cayden meinte gestern, dass es dich erwischt hat aber ich wusste nicht genau, was er meint" gab ich zu und ließ meinen Blick flüchtig über ihn gleiten. Er war oberkörperfrei, was hatte ich auch anderes erwartet. Immerhin hatte ich ihn vermutlich auch gerade aus dem Schlaf gerissen.

Henry bestätigte meinen Verdacht, indem er sich kurz über die Augen fuhr, so als würde er noch nicht ganz realisieren, was hier vor sich ging. „Ist denn alles in Ordnung?" fragte ich also nach und er sah mich leicht verwirrt an, so als schien er wieder vergessen zu haben, was ich hier wollte.

Dann nickte er jedoch langsam „Ich denke schon" Er wollte sich etwas weiter aufsetzen, zischte jedoch leise auf und verzog sein Gesicht „Henry?" Er antwortete nicht. Langsam machte ich mir Sorgen, das schien nicht gerade so, als sei wirklich alles in Ordnung. Ich ließ meinen Blick erneut über ihn schweifen und entdeckte somit etwas Weißes an der Seite seines Bauches aufblitzen, was wohl durch seine Bewegung sichtbar geworden war.

„Was ist das?" fragte ich und ehe er mich daran hindern konnte, hatte ich die Decke ein Stück weiter herunter gezogen. Ein Verband wurde sichtbar, der um den unteren Teil seines Bauches befestigt war. An einer Stelle konnte ich deutlich eine dunkelrote Verfärbung erkennen.

„Schon okay, Catleen. Das ist nichts" versuchte er mich zu beruhigen und meine Aufmerksamkeit von dieser Wunde abzulenken, doch ich sah ihn nur geschockt an „War das Dexter? Wie ist das passiert?" Ich wartete auf seine Antwort, doch als er den Mund öffnete um etwas zu sagen, fügte ich noch etwas hinzu „Und sag jetzt nicht, dass du mir das nicht sagen kannst" Er schloss seinen Mund direkt wieder und schien zu überlegen.

„Er war auf der Suche nach euch. Irgendwie hat er stattdessen uns gefunden und wollte von uns wissen, wo ihr seid" begann er und blickte mich kurz unsicher an. „Wir wollten es ihm natürlich nicht sagen und plötzlich hatte ich dieses .. Ding in meinem Bauch" Seine Miene verzog sich ein wenig. „Mir war das zwar in dem Moment egal, weil ich wusste, dass er euch dann nicht so schnell finden konnte, doch Kenneth war da anderer Meinung" Seine Stimme nahm einen verächtlichen Unterton an.

„Dieses Arschloch wollte das Risiko nicht eingehen und hat ihm eure Zimmernummer verraten. So anständig wie er schon immer war. Ich meine, hallo? Wir sind doch Damianus' Freunde. Da verriet man sich doch nicht einfach so, wenn man wusste, dass es seinen Tod bedeuten konnte!" Erneut zischte er leise auf und blickte mich nun wieder mit einem entschuldigenden Lächeln an. Er sollte sich nicht zu sehr aufregen, das schien ihm Schmerzen zu bereiten.

„Nein, du hast Recht. So etwas machen Freunde nicht" stimmte ich ihm zu und erwiderte das leichte Lächeln. „Ich habe sowieso nie ganz verstanden, weshalb er bei uns ist. Mit seinem anständigen Getue geht er mit mittlerweile wirklich auf die Nerven" fügte er brummend hinzu. „Ich sollte dir das eigentlich nicht sagen aber Damianus ist froh darüber, dass du bei uns bist. Das sind wir alle. Und glaube mir, er sagt so etwas nicht ohne Grund." Ich fühlte mich durch diese Aussage geschmeichelt, nur wunderte es mich, dass gerade Damianus so etwas gesagt haben sollte.

𝐔𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐧𝐧 𝐤𝐚𝐦 𝐄𝐑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt