Sushi geht immer

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Es ist mitten in der Nacht. 'Huch hab ich solange geschlafen', denke ich mir und mache mich auf in Richtung Küche, da ich ziemlich Hunger hab. Unten angekommen sehe ich schon einen Zettel auf dem Tresen. 

Liebe Ayumi, leider hast du so tief und fest geschlafen, dass wir dich auch nach dem dritten Mal einfach nicht wach bekommen konnten. Ich hab dir, falls du Hunger hast noch ein wenig Sushi in den Kühlschrank getan. Ich hoffe du lässt es dir schmecken.                              Oma

Ich bin wirklich sehr gerührt von dieser Nachricht. Es ist nämlich schon lange her, als meine Mutter mal für mich gekocht hat und für mich etwas beiseite stellte. Mit knurrendem Magen drehe ich mich Richtung Kühlschrank und mache diesen auf. Und meine Güte wie viel Sushi hat meine Oma für mich gemacht? Damit kann man gefühlt ein ganzes Volleyballteam ernähren. Ich nahm aber ohne zu zögern ein Teller mit Lachs und Gurkensushi heraus, nehme noch ein kleines Schälchen für die Sojasauce, setze mich auf den kleinen Tisch neben der Küche und fange an zu essen. Während ich das Sushi verdrücke schaue ich auf mein Handy nach, ob ich neue Nachrichten erhalten hab. Es waren aber nicht viele nur von meinen Eltern, die fragen ob ich gut gelandet bin und ein paar Nachrichten von meinen alten Klassenkameraden, die mir schrieben, dass sie mich vermissen und ob ich gut in Tokyo angekommen bin.

Obwohl alle in Deutschland super lieb zu mir waren, fehlten sie mir überhaupt nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich hauptsächlich mit Trainieren beschäftigt war um meinem großen Traum Profivolleyballerin zu werden näher komme. Was ich auch tatsächlich schaffte mit einem Anruf vor gut einem Monat, von dem Trainer der japanischen U-19 Mannschaft. Dadurch dass ich von nun an öfters mit der U-19 Jugend trainieren sollte musste ich wohl oder übel nach Japan zurückkommen und dort jetzt meinen Schulabschluss zumachen. Welcher Pflicht ist, damit ich später vielleicht in internationalen Spielen Japan vertreten darf.

Obwohl ich nur zweieinhalb Jahre nun nicht in meinem Geburtsland war, kommt mir alles so fremd vor. Diese fast schon biedere Kleidungsweise und diese Schuluniform, die ich bald tragen werde. Vielleicht hat meine Oma recht und ich bin einfach nur schon in dieser kurzen Zeit so europäisch geprägt geworden. 'Ob es ihn stören wird' schnell schüttle ich den Kopf und verwerfe den Gedanken wieder. Darum sollte ich mir erst wirklich Gedanken machen, wenn es soweit ist.

Nachdem ich meinen Teller noch schnell abgewaschen hab, gehe ich hoch und hole aus meinem Koffer Schlafsachen raus und gehe in mein eigenes Badezimmer. Das hört sich immer noch so irreal an. Es war aber nur eine kurze Dusche, da es doch 3 Uhr Nachts ist und ich es wenigstens versuchen möchte meinen Schlafrythmus bis morgen einigermaßen hinzubekommen. Nur noch meine Po langen braune Haare zusammenflechten, damit ich morgen nicht wie der Struwwelpeter höchstpersönlich aussehe und schon husche ich in mein Bett und schlafe sehr schnell ein. Schlafen ist einfach nach Volleyball meine zweitliebste Beschäftigung neben Essen.

Piep, piep, piep, piep. Was zur  Hölle? Ich schaue auf mein Handy, warum auch immer mein Wecker klingelt und klatsche mir gegen die Stirn. 'Ach stimmt ja, um mich ein wenig an den Rhythmus zu gewöhnen, hab ich mir heute schon einen Wecker auf 6.45 Uhr gestellt'. Und schalte den nervigen Klingelton aus. 'Den Weckton muss ich dringend auch noch umstellen', dachte ich mir als ich noch schnell zu meinem Koffer gehe nur um mir meine Adidas Jogginghose und ein türkises T-Shirt heraus zunehmen und im Bad zu verschwinden. Als ich in den Spiegel schaue erkenne ich, dass ausgeschlafen auf jeden Fall ganz anders aussieht, schnell löse ich meinen Zopf und käme meine Haare durch, das Glätten lasse ich heute mal ausfallen, da ich wahrscheinlich nicht auf die Straße gehen werden und wenn doch mich keiner dort kennen wird. 

Als ich einigermaßen annehmbar Aussehe, verlasse ich mein Zimmer und gehe die Treppen runter Richtung Küche. Dort sitzten auch schon meine Großeltern und wünschen mir einen guten Morgen. Noch immer sehr müde setze ich mich zu ihnen an den Tisch und nehme mir die Kanne, die auf dem Tisch steht und schenke mir in den Becher, welchen mir meine Oma gibt eine Tasse grünen Tee ein. Ebenfalls stellt sie mir ein Teller mit allerlei verschiedenen Sushi hin. Erst schaue ich sie nur fragend an aber fange trotzdem zu essen an, weil wenn jemandem etwas schmeckt kann man es zu jeder Tageszeit essen. "Hast du überhaupt in Deutschland japanisch gegessen?", fragt mein Opa, als er die Zeitung anscheinend fertig gelesen hat. Erstmal muss ich mich natürlich verschlucken, überhaupt nicht verwunderlich, wenn man mit vollem Mund antworten will. Endlich runtergeschluckt antworte ich ihm: "Ja ab und zu. Wie du weißt mag es Mama nicht japanisch zu kochen und somit hab ich nur japanisch gegessen wenn ich in Deutschland in einem asiatischen Restaurant war. Aber dort schmeckt es anders vor allem ist die Sojasauce dort salziger als hier. Diese ist milder und auch das Sushi schmeckt anders aber dennoch gut." "Ach ja Nina, war schon immer jemand der lieber nur ihre Küche gekocht hat, als dass sie was neues ausprobiert. Aber egal jetzt wirst du deutlich mehr japanische Küche wieder genießen können.", sagt er und wir fangen alle an zu lachen. 'Ja da hat er eindeutig Recht', denke ich mir. 



Nekona (KurooxOc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt