» Du bist heute irgendwie nicht ganz bei der Sache. « Normalerweise würde ich diesen Satz zu Dad sagen, doch er steht schmunzelnd an der Küchentheke und beobachtet mich dabei, wie ich den Orangensaft fast über mein Müsli schütte.
» Kann sein « murmle ich verlegen und gieße mir den Saft lieber in mein Glas. Schnell beende ich mein Frühstück und wasche mein Geschirr in der Spüle ab.
» Du solltest dich lieber beeilen, draußen wartet schon jemand auf dich « Ohne mich anzusehen, späht Dad aus dem Fenster und grinst verschmitzt. » Darf ich denn irgendwann den jungen Herren kennenlernen, mit dem meine Tochter ihre Zeit verbringt? «
» Dad! So ist das nicht! Blondie nimmt mich nur morgens mit zur Schule und bringt mich wieder nach Hause, das ist alles. « Egal wie verpeilt er manchmal zu sein scheint, manche väterliche Instinkte können anscheinend einfach nicht abgelegt werden.
» Komischer Spitzname. Dabei ist er gar nicht blond. « Platschend rutscht mir der Löffel aus der Hand zurück ins Spülbecken und mein Kopf schießt in Richtung Fenster. Was macht er denn hier? Ich verrenke mir fast den Hals, doch ich kann Levi von hier aus nicht sehen. Ich weiß irgendwie, dass er draußen auf mich wartet, sodass ich schnell das Abwaschen beende und die restlichen Sachen in meine Tasche einpacke, bevor ich an Dad vorbeirausche, ihm einen Kuss auf die Wange drücke und mich bei ihm verabschiede. Dabei erkenne ich deutlich, wie er ein Grinsen hinter seiner Kaffeetasse verbirgt.
» Guten Morgen « begrüßt mich Levi, stößt sich leicht vom Auto ab und kommt auf mich zu. Ich nehme uns die Entscheidung der Begrüßungsform ab und schmiege mich in seine Arme. Dabei überrasche ich nicht nur ihn, sondern auch mich selbst. Für einen Sekundenbruchteil hält er inne, erwidert jedoch sanft die Umarmung. Sein Kopf legt er auf meiner Schulter ab und seine Lippen streifen mein Ohr. » So sehr ich das hier auch gerade genieße, aber wir müssen leider los. Außerdem beobachtet uns dein Vater gerade durch euer Fenster « flüstert er und ich löse mich merklich errötend von ihm. Ich erspare mir einen Blick über die Schulter und steige in den Range Rover. Wir setzen uns auf den Rücksitz, da bereits Koray und Bloom die vorderen Plätze eingenommen haben. Der Motor startet und kurz herrscht eine peinliche Stille, bis wir schließlich alle gleichzeitig hinausplatzen.
» Es tut mir leid « sage ich und starre überrascht Koray an, der ebenfalls ein gemurmeltes » Sorry « rausbringt, während Bloom im selben Moment ein » Danke « ausspricht. Levi lacht leise neben mir über unsere Befangenheit. »Wie wäre es denn, wenn ihr euch einer nach dem anderem aussprecht? « Wie selbstverständlich findet seine Hand die meine, sodass sich unsere Finger miteinander verschlingen.
» Gut, dann fange ich an « ergreife ich zuerst das Wort und hole kurz Luft. Ermutigend drückt Levi meine Hand und lächelt mir ermutigend zu. » Mir tut mein gestriger Gefühlsausbruch leid. Ich habe Dinge gesagt, die verletzend waren und das wollte ich nicht. Vor allem dir gegenüber Koray. « Entschuldigend sehe ich ihn an, doch er schüttelt nur den Kopf. » Nein, mir tut es leid. Ich hätte von Anfang an nicht krampfhaft versuchen sollen, alles Mögliche zu tun, damit du uns magst. Ich habe zu voreilig gehandelt « erwidert Koray und ich lege ihm meine andere Hand auf die Schulter. » Ich verstehe es mittlerweile. Danke, dass du ehrlich zu mir bist. «
» Ich möchte dir auch danken, Helen. Du weißt nicht, wie viel mir das gestern bedeutet hat und was alles auf dem Spiel stand. Ich bin so unheimlich erleichtert « Bloom dreht sich zu mir um und zum ersten Mal sieht sie mich direkt an. Ihre Augen zeigen keine Zurückhaltung oder Schüchternheit mehr, sondern strahlen jetzt selbstbewusst. Wir lächeln uns an und ich löse meine Hand von Korays Schulter.
» Ich würde mich ja der großen Aussprache anschließen, wenn ich ihr letzter Nacht nicht schon zuvorgekommen wäre « raunt Levi in mein Ohr und seine Augen funkeln mich schelmisch an. Ein wohliger Schauer durchläuft mich und ich grinse ihn an.
» Da wir das ja jetzt geklärt haben, können wir über das Spätsommerfest reden « meint Koray euphorisch, was mich seufzen lässt. » Was ist denn daran so besonders? Ich dachte, es ist nur ein normales Lagefeuer? « frage ich halb neugierig, halb genervt. » Nur ein normales Lagefeuer?! Also ich bitte dich, Helen. Nach allem was du gestern über uns erfahren hast, denkst du da wirklich ernsthaft, wir sitzen nur vor brennenden Holzscheiten? « Die Empörung in seiner Stimme ist unüberhörbar und weckt nun mehr meine Neugier.
» Mein Fragenkatalog ist noch nicht mal zur Hälfte durch! « erwidere ich ebenso empört, was alle Anwesenden außer mir zum Lachen bringt. » Dann schieß mal los « fordert mich Levi auf und blickt mich abwartend an. Ich lasse mich nicht lange bitten und durchlöchere die drei Werwölfe mit Salven voller Fragen, bis wir schließlich die Schule erreicht haben. Auf dem Weg ins Gebäude stoßen wir auf Rin und Jonah, die sich unserer Gruppe anschließen.
Seit gestern ist alles in ein völlig neues Licht gerückt. Was für mich anfangs seltsam gewirkt hat, macht jetzt auf einmal Sinn. So bizarr es auch klingen mag, sie bilden ein Rudel und ihr Auftreten in der Schule zeigt es nur noch deutlicher. Die ganze Zeit war immer einer von ihnen in meiner Nähe, weil das nun mal ihre Art ist. Wölfe sind keine Einzelgänger. Gangs gab es schon auf meiner alten Highschool, doch im Vergleich zu meinen neuen „pelzigen Freunden" wirken sie wie ein lausiger Haufen von Volltrotteln.
Unauffällig betrachte ich aus dem Augenwinkel die Jungs genauer. Die Vorstellung, dass sie sich in monströse Wölfe verwandeln können, ist einfach zu obskur. Wahrscheinlich glaubt man es erst, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat. In Gedanken versunken starre ich Rin und Jonah an und versuche mir vorzustellen, wie wohl ihre Wolfsgestalt aussehen würde. Kurz schüttle ich meinen Kopf, um den Gedanken abzuschütteln. Für solche Sachen mangelt es mir definitiv an Kreativität. Flüchtig sehe ich noch einmal zu den zwei Jungs, doch an ihrer Stelle laufen ein grauer und ein brauner Wolf an meiner Seite. Scharf ziehe ich die Luft ein und blinzle verwirrt mehrmals hintereinander. Doch schon sehe ich nur noch Rin und Jonah, die mich verwundert ansehen. Rins Lippen verziehen sich zu einem Schmunzeln, ehe er mir kurz zuzwinkert.
» Flirten ist nicht, Okamura « warnt ihn Levi und ein leises Grollen begleitet seine Stimme.
» Ist schon klar, Boss. Ich darf unser neues Rudelmitglied doch wohl anlächeln. « Besänftigend hebt Rin seine Arme und ich erkenne zum ersten Mal, dass die anderen Levi einen gewissen Respekt zollen. Der Sohn des Alphas zu sein, ist anscheinend doch nicht so ganz ohne.
» Spricht sich ja schnell rum « murmle ich fast zu mir selbst, doch natürlich hören es die anderen.
» Im Rudel Geheimnisse zu haben, ist so gut wie unmöglich. Es spricht sich eben schnell rum, wenn jemand sich mit unserem Alpha anlegt. Übrigens krasse Leistung « bringt sich jetzt auch Jonah ins Gespräch ein und seine warmen braunen Augen betrachten mich freundlich.
» Danke? « erwidere ich zweifelnd, was wieder alle zum Lachen bringt. Doch es stört mich nicht im Geringsten. Ich hatte noch nie ein Händchen für Freundschaften und zwischenmenschliche Beziehungen, weswegen ich früher oft alleine war. Es hatte mich bisher nie groß gestört, denn wie hätte ich etwas vermissen sollen, was ich bis dahin gar nicht kannte? Wahrscheinlich hatte ich Angst, verletzt zu werden.
» Ich bin froh, bei euch zu sein « rutscht es plötzlich aus mir heraus und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Das Leben ist zu kurz, um sich zu fürchten. Ich spüre, dass ich ihnen allen vertrauen kann, denn sie vertrauen auch mir.
» Ich bin auch froh, dass du bei mir bist. Mehr als das. « Ich schaue auf und begegne dem Blick von Levis faszinierenden Augen. Auch er lächelt mich an und wenn das so weitergeht, könnte bald mein Herz stehen bleiben. Vielleicht vermisse ich sogar ein bisschen seinen schlechtgelaunten Blick.
Hey ho and a happy new year!
I am sorry? Zählt das noch als Ausrede?
Die Geschichte knackt endlich 30 Kapitel und 2,5 K Reads! Danke Leute!
Hoffentlich bis bald! good vibes and peace out - fearnofuture
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Just the moon, you and me
Werewolf» Ihr kennt mich doch überhaupt nicht! « fauche ich sie an, doch richte meinen Blick konkret auf ihn. » Fahr die Krallen ein, Kitty. Wir beißen schon nicht « erwidert er lässig und ich schnaube erbost auf. » Spar dir deine dämlichen Spitznamen! Ich...