Eigentlich muss er gar nicht auf Patrouille gehen, doch er tut es trotzdem. Wenn er weiter irgendwo drinnen eingesperrt wäre, dann würde ihm vermutlich die Decke auf den Kopf fallen. Irgendwie muss er es schaffen, seinen Kopf freizubekommen und das funktioniert meistens, indem er in seiner Wolfsgestalt durch den Wald rennt und seine Gedanken hinter sich lässt. Doch die innerliche Unruhe lässt einfach nicht von ihm ab. Frustriert knurrt er und rennt einfach weiter, in der Hoffnung sie doch irgendwie abschütteln zu können.
Auch wenn er sich später einredet, dass er kein Ziel gehabt und er willkürlich seinen Weg gewählt hatte, treibt ihn sein Instinkt in eine bestimmte Richtung. Als der Wald lichter wird, verlangsamt er sein Tempo und bleibt im Schatten der Bäume verborgen. Der Mond über ihm strahlt hell und gedankenversunken blickt er herauf. Ein Windstoß kommt auf und ein unverkennbarer Duft steigt ihm in die Nase. Aufmerksam späht er durch die Bäume und entdeckt sie schließlich. Sie sitzt auf dem Steg am See. Alles andere rückt plötzlich weit in die Ferne, das einzige was zählt, ist sie. Sehnsucht ergreift ihn. Sie ist so nah und doch erlaubt er sich nicht mehr, als sie zu beobachten. Mit aller Kraft versucht er, ihren Bann zu entkommen, doch es ist eigentlich schon zu spät für ihn. Er ist längst gefangen. Und dabei hatte er die ganze Zeit versucht, seine Sehnsucht nach ihr unter Kontrolle zu halten. Wütend blickt er zum Vollmond hinauf. Es ist allein seine Schuld, dass seine Gefühle unkontrolliert in seiner Brust wüten.
Sein gesunder Menschenverstand und seine wilde Seele eines Wolfes führen einen erbitterten Konflikt, was er fühlen und tun soll. Ob er sie so anstarren darf, als wäre sie seine Mate. Allein der Gedanke quält ihn innerlich. Er verdient es nicht, mit ihr glücklich zu werden und er sollte besser daran tun, zu verschwinden, um sich selbst nicht noch mehr zu foltern. Plötzlich steht sie auf und kurz durchzuckt ihn ein Stich der Enttäuschung. Doch seine Gefühle schlagen schnell um, als sie sich ihr Shirt über den Kopf streift und ihre Jeans aufknöpft. Das ist ganz und gar nicht gut. Was macht sie nur mit ihm? Eine unbändige Hitze durchströmt seinen Körper und lässt ihn erschauern. In seinen Adern scheint Feuer zu fließen. Krampfhaft versucht er, sich im Zaum zu halten. Er schließt mit aller Kraft die Augen und dreht den Kopf weg. Auf keinen Fall darf er sich jetzt von seinen Gefühlen zu irgendetwas blödsinnigen und unanständigen verleiten lassen. Hat sie etwa vor, im See schwimmen zu gehen? Innerlich fluchend versucht er seinen ansteigenden Puls herunterzuschrauben, doch es funktioniert nicht.
» Alles klar bei dir? « fragt eine Stimme in seinem Kopf.
» Nein, ich meine ja, also... ach fuck! « antwortet er stotternd. Ein kleines Lachen ertönt und er versucht sich auf die Stimme seines Freundes zu konzentrieren, um bloß auf keine dummen Gedanken zu kommen.
» Brauchst du Hilfe? Sollen wir zu dir kommen? « Bevor er überhaupt besonnen reagieren kann, übernimmt sein wilder Instinkt das Ruder. » Auf keinen Fall « knurrt er bedrohlich. » Shit, tut mir leid. War nicht so gemeint « schiebt er schnell hinterher, als kurz Stille herrscht.
» Ist schon gut « erwidert die Stimme seines Freundes und verstummt.
Ein Wasserplatschen erregt seine Aufmerksamkeit und sein Kopf zuckt in Richtung See. Kurz kann er sie nicht sehen und Besorgnis macht sich in ihm breit, jedoch taucht sie kurze Zeit später aus dem Wasser auf und er seufzt erleichtert auf. Elegant lässt sie sich durch das Wasser gleiten und im Licht der Sterne wirkt sie wie die Mondgöttin selbst. Sein innerstes verzehrt sich nach ihr, doch er erlaubt sich nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen. Ein leises Winseln dringt aus seiner Kehle, was ihn selbst überrascht. Schweren Herzens schließt er die Augen.
» Bist du da? « fragt er in Gedanken.
» Ja. Was soll ich tun? « fragt eine schüchterne Stimme zurück.
» Komm hier her und pass auf sie auf. Sorg dafür, dass sie sicher nach Hause kommt. Ich hab sie gerade im Wald gefunden « antwortet er kurz angebunden.
» In Ordnung « Er ist erleichtert, dass sie keine weiteren Fragen stellt. Ohne einen Blick zurück zu werfen, verschwindet er wieder tiefer in den Wald. Mit jedem Schritt wird der Schmerz größer, je weiter er sich von ihr entfernt.
Hello people,
wieder mal ein kurzes und vielleicht auch verwirrendes Kapitel - ich schwöre, das wird noch aufgeklärt... (außer ihr seid Sherlock Holmes oder könnt meine Gedanken lesen, dann müsst ihr euch nicht angesprochen fühlen)
Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Tag, wir sehen uns im nächsten Kapitel!
Peace out and good vibes - fearnofuture
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Just the moon, you and me
Werewolf» Ihr kennt mich doch überhaupt nicht! « fauche ich sie an, doch richte meinen Blick konkret auf ihn. » Fahr die Krallen ein, Kitty. Wir beißen schon nicht « erwidert er lässig und ich schnaube erbost auf. » Spar dir deine dämlichen Spitznamen! Ich...