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Es ist seltsam, Dad's Auto nicht vor unserem Haus im Wald stehen zu sehen. Fast wirkt es so, als hätte man aus einem Gemälde ein Stück hinausgeschnitten, sodass es unübersehbar ist, dass ein Teil des Bildes fehlt. Natürlich weiß ich, dass Dad längst auf dem Weg nach Denver ist und ich mir um ihn keine Sorgen machen muss, doch trotzdem kann ich das bedrückende Gefühl nicht abschütteln. Andererseits wäre es um einiges komplizierter, nach Oak Creek zu gelangen, wenn er zuhause wäre. Wie hätte ich mich denn erklären sollen?

„Oh hi Dad! Levi und ich wollen nur nach Oak Creek, um ein Werwolfsrudel zu treffen, dass mit unserem Werwolfsrudel im Streit liegt. Achso übrigens: Levi ist auch ein Werwolf und sein totgeglaubter aber durchaus lebendiger Bruder plant, uns alle ins Chaos zu stürzen. Aber du brauchst dir absolut keine Gedanken machen, das ist alles ganz ungefährlich. Bis später dann!"

Ich hole einmal tief Luft, bevor ich nach dem Türgriff greife, um auszusteigen.

» Warte kurz « bittet mich Levi und seine Augen mustern prüfend unsere Umgebung. Auch ich sehe mich um, kann aber nichts Verdächtiges entdecken. Anscheinend kommt Levi auch zu dem Schluss, da er kurz darauf aus dem Jeep steigt.

» Das hier ist nur ein Zwischenstopp. Wir lassen das Auto stehen und legen den Autoschlüssel auf der Fensterbank ab, dann wird ihn Koray sicherlich schon finden « meint er zu mir und ich nicke kurz.

» Also machen wir doch keinen Roadtrip? « Sofort wirbeln wir beide zu dem Sprecher herum, der zwischen den Bäumen hervortritt.

» Was zum...Koray?!« frage ich erschrocken und beobachte, wie sich ein Grinsen auf seinen Lippen ausbreitet, als er näher zu uns tritt.

» Was machst du hier? Du solltest in der Schule sein! «
» Und du solltest krank im Bett liegen. Mit Kreislaufproblemen ist nicht zu spaßen « entgegnet er und ich kann an seinem süffisanten Grinsen deutlich ablesen, dass er unserem Schauspiel keine einzige Sekunde geglaubt hat.

» Ja okay, du hast uns erwischt. Aber was ist so schlimm daran, dass Levi und ich mehr Zeit allein verbringen wollen? « gebe ich trotzig zurück. Im selben Moment bemerke ich, wie lahm meine Ausrede selbst in meinen eigenen Ohren klingt.

» Netter Versuch, aber dein Schauspiel ist miserabel. Euer Plan um abzuhauen ist nicht mal halb so raffiniert, wie ihr geglaubt habt. « Ich starre Koray böse an, kann aber leider nichts darauf erwidern.

» Vergiss es gleich wieder. Du bleibst hier. « Im Gegenteil zu mir versucht Levi erst gar nicht, unser Vorhaben abzustreiten. Stattdessen sieht er Koray durchdringend an, als könnte allein sein Blick Koray in die Knie zwingen, doch dieser scheint eher unbeeindruckt.

» Und wieso nicht? « fragt Koray sachlich und verschränkt seine Arme abwartend vor seiner Brust. Erst jetzt fällt mir auf, dass er kein Shirt anhat. Er muss uns als Wolf gefolgt sein, denn anders hätte er uns niemals einholen können.

» Wenn wir drei verschwinden, ist das zu auffällig. Außerdem müssen der Jeep und du heute Abend wieder bei dir zuhause sein « erwidert Levi knapp.

» Das ist kein Problem. Ich habe Bloom heute schon erzählt, dass ich den Jeep bei Oscar vorbeibringe « erwidert Koray mit einem lässigen Schulterzucken und grinst.
» Oscar? « hake ich fragend nach.
» Oscar Woodstock. Er hat hier in Richfield eine Autowerkstatt « erläutert Koray kurz und ich muss wider Willen grinsen.
» Das könnte tatsächlich funktionieren. Du bist sicherlich Stammkunde in der Werkstatt. «
» Ich weiß nicht, ob ich beleidigt oder geschmeichelt sein sollte, dass du mein Alibi so glaubhaft findest « murmelt Koray und schüttelt ungläubig seinen Kopf.

» Du kommst trotzdem nicht mit. Dein Alibi für den Jeep ist gut und schön, aber wie willst du deine Abwesenheit begründen? « Auch Levi hat seine Arme vor seinem Brustkorb verschränkt und zieht seine Augenbrauen abwartend in die Höhe.

» Ich mache einen Krankenbesuch « sagt Koray und zwinkert mir zu, was ich mit einem Augenrollen erwidere. Levi wirkt wenig überzeugt, denn er schüttelt entschlossen seinen Kopf. Doch bevor er ein Machtwort aussprechen kann, ergreift Koray erneut das Wort.

» Ob ihr es nun zugeben wollt oder nicht, aber ihr braucht mich. Und das müsstest du eigentlich genau wissen, Levi. Für dich als Sohn des Alphas mag das ja kein Problem sein, aber Helen wird sich nicht gegen den Befehl des Alphas widersetzen können. Denn genau das werdet ihr tun, wenn ihr ohne mich geht. Wäre ich euch nicht gefolgt, hättet ihr es nicht mal bis hierher geschafft. « 

Ein Zucken geht durch meinen Körper, als Koray den Befehl des Alphas erwähnt. Verdammt, ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass Levi und ich uns im Wald nicht mehr zu zweit bewegen können. Allein bei dem Gedanken, mich dem Befehl zu widersetzen, wird mir schlecht. Beruhigend lege ich eine Hand auf meinen Bauch, was die Aufmerksamkeit der beiden wieder auf mich zieht. Ich fange Levis besorgten Blick auf und lächle entschuldigend. Levi seufzt schließlich ergeben und dreht sich zu Koray um.

» Je mehr Zeit wir hier verschwenden, desto mehr verringert sich unser Vorsprung, falls wir verfolgt werden sollten. Helen, wenn du irgendetwas noch mitnehmen möchtest, dann beeil dich. « Levi wirkt mit der Situation alles andere als zufrieden, aber ihm scheint auch klar zu sein, dass wir keine andere Möglichkeit haben.

Schnell verschwinde ich im Haus und schnappe mir einen Rucksack. Jedoch verharre ich kurz unschlüssig inmitten meines Zimmers. Was soll ich denn überhaupt einpacken? Da mir keine Zeit bleibt, wählerisch und bedacht vorzugehen, stopfe ich im Gehen alles Mögliche hinein, was mir für dieses Abenteuer halbwegs praktisch erscheint. Schlussendlich bleibt im Rucksack gerade noch so viel Platz, dass die Kleidung der Jungs reinpassen kann.

Draußen warten bereits ein schwarzer und ein weißer Wolf auf mich und schnell packe ich die Kleidung von Levi und Koray ein, bevor ich den Reißverschluss zuziehe und den Rucksack aufsetze. Levi kommt auf mich zu und stupst auffordernd in meine Seite, bevor er sich auf den Boden sinken lässt, damit ich auf seinen Rücken steigen kann.

» Das wird jetzt sicherlich nicht angenehm. Wir wissen zwar, welche Route die Patrouille normalerweise nimmt, aber wir können nicht genau sagen, wo sie sich gerade aufhalten. Wenn es hart auf hart kommt, müssen wir sie abschütteln. Deswegen musst du dich gut festhalten, okay? « Levis Stimme ist sehr eindringlich und entschlossen festige ich meinen Griff und klammere mich mit den Beinen stärker um seine Flanken.
» Ich fall schon nicht runter « verspreche ich ihm und Levi dreht den Kopf zu Koray.

» Ich will nur noch eins klarstellen. Das Kommando für diese Mission übernehme ich ganz allein. Ihr werdet tun, was ich euch sage und mir nicht widersprechen, sondern es einfach machen. Wenn ich sage, dass ihr fliehen sollt, dann flieht ihr. Wenn ich sage, ihr sollt mich zurücklassen, dann lasst ihr mich zurück. «

» Aber « erheben Koray und ich gleichzeitig das Wort, doch Levi lässt sich nicht beirren und spricht weiter.

» Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Ich trage für euch die Verantwortung und ich möchte nicht, dass euch etwas geschieht. Es ist meine Pflicht als zukünftiger Alpha. « Bei seinen Worten stockt mir der Atem, denn ich kann für einen Moment nicht glauben, was ich gerade gehört habe. Hat Levi sich gerade wirklich als zukünftiger Alpha bezeichnet? Der eine Titel, mit dem er nie in Verbindung gebracht werden wollte? Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf ihn bin. Endlich scheint Levi zu verstehen, dass er als Alpha würdig ist. So wie ich es insgeheim schon lange wusste.

» Versprecht mir, dass ihr mir gehorchen werdet « bittet Levi uns und die Eindringlichkeit jagt mir einen leichten Schauer über den Rücken.

» Wir versprechen es « erwidern Koray und ich gleichzeitig und wir werfen uns einen verstohlenen Blick zu. Der Ausdruck in seinen Augen spiegelt mein eigenes Empfinden wider.  Denn wir beide wissen, dass egal was jetzt auch immer kommen mag, wir werden Levi bedingungslos folgen.


Hey ho!

ich bin richtig hyped, bald die nächsten Kapitel zu schreiben, die euch dann hoffentlich ordentlich flashen werden *geheimnisvolles Lächeln meinerseits*

Funfact: mir ist gestern erst richtig klar geworden, dass just the moon, you and me mein erstes richtiges Werk ist (vorher hatte ich mich immer nur an Kurzgeschichten versucht und das sind eben nur halbe Sachen im Vergleich zu dem hier) - ich freue mich deswegen, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet!

good vibes and peace out - fearnofuture

Just the moon, you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt