» Also, wenn du das unter „Verschleppen" verstehst, dann darfst du das gerne öfters machen. Es ist echt wunderschön hier « murmle ich, als sich unsere Lippen wieder voneinander trennen.
» Das merke ich mir « meint Levi, lässt seinen Kopf wieder auf meinen Schoß sinken und verzieht seine Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln.
Wir sitzen an der Spitze einer kleinen Landzunge, welche ein paar Meter in den See hineinragt. Von beiden Seiten sind wir von klarem und türkisenem Wasser umgeben. Wie durch einen Vorhang schließen uns die Zweige einer Trauerweide ein, die bei jedem milden Windstoß rauschen. Ich schaue hinauf in die Baumkrone, durch die vereinzelte Sonnenstrahlen fallen und kurz schließe ich meine Augen. Leicht höre ich das stetige Schwappen der Wellen, welche am Ufer des steinigen Strandes treffen. Wahrscheinlich hätte ich diesen Ort niemals entdeckt, wenn Levi ihn mir nicht gezeigt hätte.
» Bedeutet das, dass wir jetzt einen gemeinsamen Lieblingsplatz haben? « fragt Levi und wackelt mit seinen Augenbrauen, was mich grinsen lässt.
» Werden wir jetzt etwa zu solchen Menschen, die nur zusammen existieren und gar nicht mehr als selbstständige Individuen betrachtet werden können? « frage ich ebenso scherzhaft zurück und verdrehe dabei gespielt genervt meine Augen.
» Da gibt es schlimmeres « entgegnet Levi und streicht eine meiner Haarsträhnen hinters Ohr, welche durch den Wind in mein Gesicht gefallen ist.
» Und was wäre das zum Beispiel? «
» Wenn ich das nicht mehr machen könnte « raunt er mit leiser Stimme und zieht mich zu sich hinunter, um mich zu küssen. Sanft bewegen sich seine Lippen auf meinen und ich seufze leise auf.
» Das wäre echt schlimm « stimme ich Levi zu, als wir uns wieder voneinander lösen. In meinem Bauch scheint ein kleiner Schwarm von Schmetterlingen zu flattern und dieses neue ungewohnte Gefühl, was sich in meiner Brust breit macht, ist das schönste, was ich seit Langem gefühlt habe. Wenn ich es recht bedenke, dann war ich in meinem ganzen Leben noch nie verliebt. Vielleicht habe ich mal ab und zu für jemanden geschwärmt, aber niemand kann mit dem mithalten, was ich für Levi empfinde. Ich sehe in seine warmen Augen und erkenne in seinem Blick, dass er ebenso empfindet.
Seine Augen wandern weiter, bis sie schließlich an meinem linken Schlüsselbein hängen bleiben. Sanft streicht er mein Shirt von meiner Schulter, sodass mir kurz der Atem stockt. Doch dann begreife ich, was er vorhat und schiebe auch meine Haare über die Schulter, um das Tattoo auf meiner Haut freizulegen.
» A heart's a heavy burden « liest Levi vor, bevor er mir wieder in die Augen blickt. Gedankenverloren streiche ich über die schwarzen Worte auf meiner Haut. » Das ist aus „Das wandelnde Schloss". Es war der Lieblingsfilm meiner Mom « sage ich flüsternd und lasse meine Hand wieder sinken.
» War? « fragt Levi sanft und verschränkt unsere Finger miteinander.
» Sie ist im Sommer gestorben « erwidere ich und ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Ich beiße mir auf meine Unterlippe und spüre, wie Levi mit seinem Daumen über meinen Handrücken streicht. Ich schlucke schwer und atme einmal beruhigend ein und aus, bevor ich weiterspreche.
» Sie ist von einem Hochhaus gestürzt. Mehr habe ich nie erfahren und ich weiß selbst nicht so genau, ob ich überhaupt mehr darüber erfahren will. Plötzlich war sie einfach nicht mehr da und für eine Zeit hat sich ihr Tod gar nicht real angefühlt. Ich wollte wahrscheinlich nicht akzeptieren, dass sie nie wieder zu uns zurückkehren kann. Bis mein Dad und ich hierhergezogen sind. «
Langsam richtet Levi sich auf, sodass wir auf einer Augenhöhe sind.
» Es tut immer noch verdammt weh, sie verloren zu haben. Doch irgendwie lerne ich von Tag zu Tag mehr, mit ihrem Tod umzugehen. « Ich zwinge mich förmlich dazu, die letzten Worte über meine Lippen zu bringen. Dann starre ich auf unsere verschlungenen Finger und kämpfe gegen die Tränen an, die hinter meinen Augen brennen.
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Just the moon, you and me
Werewolf» Ihr kennt mich doch überhaupt nicht! « fauche ich sie an, doch richte meinen Blick konkret auf ihn. » Fahr die Krallen ein, Kitty. Wir beißen schon nicht « erwidert er lässig und ich schnaube erbost auf. » Spar dir deine dämlichen Spitznamen! Ich...