Das flackernde Licht des Feuers und das Knacken des brennenden Holzes ist das erste, was er wahrnimmt, als er den Raum betritt. Seufzend lehnt er sich gegen die Tür und schließt die Augen und genießt die Stille.
» Was hast du getan? « Die Frage ist leise, aber dennoch kann man den ernsten Ton kaum überhören. Der Vorwurf schwingt in jeder Silbe mit und er kann es sich nicht verkneifen, ungläubig zu schnauben. Automatisch öffnen sich seine Augen wieder und suchen den Raum nach dem Sprecher ab. Wie ein Schatten löst sich die hochgewachsene Statur seines Freundes von der Wand und kommt auf ihn zu.
» Was ich getan habe? Das, was nötig war! « antwortet er aufbrausend. Die beiden jungen Männer stehen sich gegenüber und der Schein des Feuers lässt ihre Augen funkeln.
» Lass sie einfach in Ruhe. Du solltest das Mädchen vergessen « meint sein Freund völlig ungerührt, ohne auch nur auf das Gesagte einzugehen, doch mit einer Bestimmtheit, die ihn fast zum Schaudern bringt. Entschlossen richtet er sich zu seiner vollen Größe auf. » Das werde ich auf gar keinen Fall tun«
» Ach ja? Und wieso? « fragt er wieder und blickt ihm ins Gesicht. Grüne Augen treffen auf braune und liefern sich ein Blickduell.
» Weil ich unsere zukünftige Luna auf keinen Fall wieder gehen lasse « Die Worte verlassen seinen Mund wie selbstverständlich, als wäre es nur ein normaler Atemzug gewesen. Sein Gegenüber spannt sich an und sein Gesicht verschließt sich. » Sie wird nicht unsere Luna «
» Du belügst dich selber « wirft er ihm wütend vor. Seine Augen kneifen sich zusammen. » Schön und wenn es so wäre, dann ist es mir scheiß egal « erwidert er, doch seine Miene widerspricht seinen Worten.
» Du weißt genau so gut wie ich, dass wir nur zusammen stark sind. Wann begreifst du das denn endlich!? Das Rudel kann auf kein einziges Mitglied verzichten, weder auf mich, noch auf dich, noch auf eine Luna oder auf jeden einzelnen « Er legt seine Hände auf die Schultern seines Freundes und schaut ihn an. Er ist kaum mehr als ein dunkler Schatten, nur dass er einen Körper besitzt, den man fast aber ebenso wenig greifen kann. Kaum hat man ihn erfasst, entflieht er wieder.
» Ich gehöre nicht zu euch, ich bin kein Teil des Ganzen « verlässt es kalt und emotionslos seine Lippen. Seine Augen blitzten bedrohlich.
» Was willst du damit sagen? « fordert er ihn mit bedrohlich blitzenden Augen auf.
» Das Rudel wäre besser ohne mich dran. Ich sollte gehen. Und nicht wieder zurückkommen « Geschockt rutschen seine Hände von den Schultern seines Freundes und seine Arme fallen schlapp an ihm hinab. Wieder treffen sich die Augen der beiden. Wie erstarrt verharren beide, bis er den Blick abwendet.
» Du enttäuschst mich « flüstert er. Bitterkeit und Trauer umschließt sein Herz.
» Mir war klar, dass das irgendwann passieren würde. Du wolltest es nur nie wahrhaben. « Er geht an ihm vorbei auf die Tür zu. Fast rechnet er damit, wieder von ihm aufgehalten zu werden, doch er bleibt einfach in der Mitte des Raumes stehen. Kurz stoppt er vor der Tür, als erwarte er doch noch irgendein Hindernis, doch es kommt keines.
Er öffnet die Tür und läuft los. Erst langsam, dann schnell, immer schneller und schneller, bis seine Füße im gleichen Takt zu seinem Herzschlag auf den Boden trommeln. Verzweifelt versucht er den Schmerz zu verdrängen, den er in seiner Seele spürt. Es ist nicht mal sein eigener Schmerz, welchen er spürt, sondern der Schmerz seines Freundes. Seine Worte sorgen dafür, dass sie immer und immer wieder schmerzhaft in seine Seele stechen und damit auch in seine eigene. Gemischt mit dem daraus folgenden Selbsthass fühlt er sich einfach nur erbärmlich. Der Entschluss, das Rudel im Stich zu lassen, war bei Weiten kein einfacher gewesen. Er passt einfach nicht in die Rolle, die er tragen soll. Zweifellos würde er alle nur enttäuschen und bevor das passiert, will er nicht mehr ein Teil von ihnen sein. Wenn er vielleicht nur weiter rennen könnte und immer weiter weg, vielleicht könnte er dann dem Schmerz und der Schuld entkommen.
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Just the moon, you and me
Werewolf» Ihr kennt mich doch überhaupt nicht! « fauche ich sie an, doch richte meinen Blick konkret auf ihn. » Fahr die Krallen ein, Kitty. Wir beißen schon nicht « erwidert er lässig und ich schnaube erbost auf. » Spar dir deine dämlichen Spitznamen! Ich...