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Als wir das Haupthaus erreichen, hat die Dämmerung bereits eingesetzt und der Himmel verfärbt sich langsam dunkler. Ich verschwende keinen Gedanken daran, dass ich eigentlich bald wieder zu Hause sein müsste. In meinem Kopf haben nur die Gedanken an Levi und seinen Bruder Ryan Platz. Bei dem Gedanken an Ryan durchfährt mich ein kalter Schauer.

» Es wird schon alles wieder gut « versucht Bloom mich zu trösten und legt einen Arm um meine Schulter. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir ganz weit entfernt von diesem „Gut" sind.

Ein plötzliches Krachen aus dem Inneren des Haupthauses reißt mich aus meinen düsteren Gedanken und ich zögere keine Sekunde, sondern folge dem Geräusch. Angekommen in der Küche halte ich kurz inne, da ich mir nicht sicher bin, ob ich in dieser Situation erwünscht bin. Jedoch entschließe ich mich dazu, näher zu treten. Levi steht schweratmend vor seinem Vater und starrt auf ihn herab.

» Wusstest du es? « fragt Levi und seine Stimme klingt gepresst. Raymond sieht zuerst zu dem umgekippten Stuhl, dann zu Levi und erwidert sein Blick ruhig, sagt jedoch kein einziges Wort.

» Wusstest du die ganze Zeit, DASS RYAN NICHT TOT IST?! « Ich zucke beim lauten Klang seiner Stimme erschrocken zusammen. Noch nie habe ich Levi so seine Fassung verlieren sehen. Ein Schluchzen ertönt und meine Augen zucken zu Mary, welche sich geschockt die Hände vor das Gesicht hält. Ihre Schultern beben und vorsichtig gehe ich auf sie zu, um sie in die Arme zu schließen.

» Antworte mir, verdammte Scheiße! « brüllt Levi und seine Augen sind voller Zorn auf seinen Vater gerichtet. Langsam steht Raymond von seinem Stuhl auf und Mary hält kurz in ihrem Schluchzen inne. » Raymond « flüstert sie leise. Er wirft ihr einen kurzen Blick zu, der voller unausgesprochener Worte ist, doch Mary scheint sie alle zu verstehen und nickt einmal leicht.

» Ich hatte mir gewünscht, er wäre gestorben « sagt Raymond leise. Mit einem animalischen Schrei stürzt sich Levi auf seinen Vater.
» Du Mistkerl! Er ist dein Sohn, verflucht! Wie kannst du nur so etwas sagen?! « knurrt Levi und sein ganzer Körper zittert. Er krallt seine Hände fester in das Hemd seines Vaters und zieht ihn noch näher zu sich.

» Das, was er gerade durchmacht, ist schlimmer als der Tod. Er hat seine Mate verloren. «
» Du lügst. Ryan hatte nie eine Mate « knurrt Levi, jedoch nicht mehr so zornig wie vorhin. Ein Funke Unsicherheit blitzt in seinen Augen und sein Griff scheint sich zu lockern.

» Wir sollten uns vielleicht lieber setzen « schlägt Mary zaghaft vor und ich nicke bekräftigend. Levi sieht so aus, als würde er lieber alles andere machen als sich jetzt zu setzen, doch er folgt der Aufforderung. Raymond seufzt einmal schwer und richtet seinen Blick kurz auf mich, bis er anfängt mit erzählen.

» Vor zwei Jahren hatten wir Probleme mit einem benachbarten Rudel. Wir gerieten wegen den Gebietsgrenzen immer öfters in Konflikt und die Gemüter beider Rudel waren erhitzt. « Ungeduldig sieht Levi seinen Vater an, doch merkt anscheinend, dass es Raymond sichtlich Mühe zu kosten scheint, über dieses Thema zu reden, denn sein Gesicht wirkt gequält. Deswegen unterbricht er Raymond nicht und hört angespannt seiner Geschichte zu.

» Ryan hatte schon damals ein gewisses Talent für diplomatische Beziehungen, deswegen begleitete er mich zu der Verhandlung, um diese Streitigkeiten ein für alle Mal beizulegen. Der Alpha des benachbarten Rudels war in Begleitung seiner Tochter Grace. Sie und Ryan mussten sich nur einmal ansehen und beide wussten, dass sie ihren Mate gefunden hatten. « Raymond seufzt wieder tief und Mary greift über den Tisch, damit sie seine Hand drücken kann.

» Ihr Vater sah diese Bindung als Verrat an. Er beschuldigte uns, da er der annahm, wir hätten es darauf angelegt, ihm seine einzige Tochter und Nachfolgerin zu rauben. Was für ein Narr! Als ob wir die Macht hätten, das Schicksal zu lenken! « Levi zuckt merklich bei diesen Worten zusammen und auch ich muss wieder an Ryans Worte denken. Bist du es nicht leid, immer nur dem Schicksal folgen zu müssen und nie selbst entscheiden zu können?

Just the moon, you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt