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In Filmen wird uns oft klar gemacht, dass die letzten Sekunden eines Lebens immer in Zeitlupe verstreichen, während im Geist das vergangene Leben an einem vorbeizieht. Ich hatte an dieser Theorie ja immer so meine Zweifel. Für den Tod klang mir das irgendwie zu kitschig.

Doch in dem Moment, als dieser mutierte Werwolf mich mit der Absicht zu töten anspringt, wird mir erst bewusst, dass an dieser Theorie tatsächlich etwas dran sein könnte. Ich spüre nur undeutlich, dass meine schweißkalten Hände zu zittern beginnen und die Luft nur stockend meine Lungen verlässt. Die Angst krallt sich um mein Herz und lähmt meinen Körper.

Ich habe Angst vor dem Sterben und dem Schmerz, welcher er mir bereiten wird.

Es ist für mich schwer vorzustellen, dass mit dem Tod mein ganzes Wesen aufhört zu existieren. Kein Fühlen, kein Denken, einfach nichts mehr. Ich war nie besonders religiös und ich glaube nicht an einem Leben nach dem Tod oder an den Himmel. Deswegen macht mir dieses immer näherkommende endlose Nichts umso größere Angst. Und der Gedanke, dass jeder sterben muss, macht es auch nicht viel besser.

Ich will nicht sterben, nicht hier, nicht so. Mit aller Macht zwinge ich mich, irgendetwas zu tun, um aus meiner Starre zu entkommen. » Beweg dich! Beweg dich! « flehe ich meinen Körper an und schaffe es irgendwie, meinen Kopf zu drehen und zu Levi zu sehen. Sein Entsetzen ist ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass mir schmerzlich bewusst wird: das alles passiert gerade wirklich. Das ist kein böser Traum, der mich plagt. Das ist die Realität.

» Es hat keinen Sinn, die Augen vor der Realität zu schließen. Du musst der Wahrheit immer entgegen treten, egal wie schmerzhaft sie auch sein mag.«

Das Echo der Stimme meiner Mom hallt plötzlich in meinem Kopf wider. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft sie mir diesen Spruch gepredigt hat und wie oft ich deswegen genervt meine Augen gerollt habe. Irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr hören. Doch jetzt ist es genau das Zünglein an der Waage, was mich endlich wachrüttelt.

Innerhalb von wenigen Sekunden rauschen mir diese Gedanken durch den Kopf, während der Werwolf immer noch mit ausgestreckten Krallen auf mich zusegelt. Endlich schaffe ich es, wieder Herr über meinen Körper zu werden und es gelingt mir, in letzter Sekunde mit einem wenig eleganten dafür aber effizienten Hechtsprung auszuweichen und mich im Moos abzurollen.

» Das war verdammt knapp « knurrt Will und stellt sich schützend vor mich, um mich vor dem Feind abzuschirmen. Ein paar Meter entfernt liegt Fox zusammen gekauert auf dem Boden und gibt einen jämmerlichen Laut von sich. Obwohl er jetzt eine ungeheure Kraft hat, scheint es so, als könne er damit noch nicht umgehen. Obwohl er mir Schaden zufügen sollte, habe ich Mitleid mit ihm.

» Will, bring Helen von hier weg. Ich hab das unter Kontrolle « Levis Stimme gleicht viel mehr einem Knurren und als ich zu ihm sehe, erkenne ich, wie sein Körper zu zittern beginnt.

» Ich habe dir nicht erlaubt, dich zu verwandeln, damit du hier allein den Helden spielen kannst « erwidert Will trotzig. Dann war es also das, um was Levi sie gebeten hatte.
» Das nennt man taktischen Rückzug. Wir brauchen Verstärkung « erwidert Levi.

» Ich werde dich hier ganz sicher nicht alleine lassen « mische ich mich aufgebracht ein und komme wieder auf die Füße.
» Und ob du das wirst. Du hast es mir versprochen. « Sein durchdringender Blick erinnert mich wieder an mein Versprechen, was ich ihm widerwillig geben musste. Meine Worte bleiben mir im Hals stecken und ich schreie erschrocken: » Hinter dir! «, als einer der mutierten Werwölfe Levi angreift. Mit einer fließenden Bewegung dreht er sich um und verpasst dem Werwolf einen so heftigen Tritt, sodass er an einen nahegelegenen Baum geschleudert wird.

Ryan hatte unseren kurzen Moment der Abgelenktheit genutzt, um den anderen Jungs ebenfalls zu befehlen, sich in diese grotesken Werwölfe zu verwandeln. Lauernd steuern sie nun auf uns zu.

Just the moon, you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt