Die Fahrt zurück vergeht im Großen und Ganzen schweigend. Wahrscheinlich hängen wir alle zu sehr unseren eigenen Gedanken nach, um ein vernünftiges Gespräch zustande bringen zu können. Mir geht es jedenfalls so. Je mehr ich vor mich hin grüble, desto mehr verfangen sich meine Gedankengänge ineinander, bis ich das Gefühl habe, in meinem Kopf ist ein einziger verwirrender Knoten.
Wenn ich mir jedoch in etwas ganz sicher sein kann, dann über die Tatsache, dass Lavender sich im Moment auf einem direkten und sicheren Flug nach LA befindet und somit die Gefahrenzone verlassen hat. Natürlich hätte ich das vor ihr nicht zugeben können, doch ich bin sehr froh, dass Lavender abgereist ist. Ich möchte sie nicht in eine Angelegenheit der Werwölfe hineinziehen, die sie ja gar nichts angeht. Allerdings senkt sich damit die Anzahl der gefährdeten Personen nur um eins. Sofort muss ich an meinen Dad denken, welcher nichtsahnend den lieben langen Tag allein in einer Hütte im Wald hockt und beim Verfassen seines neuen Werkes alles um sich herum ausblendet, was ihn demnach zu einem geradezu lächerlich leichten Opfer macht. Bei dieser Vorstellung macht mein Herzschlag einen kurzen Aussetzer und ein Ton, welcher wie ein atemloses Japsen klingt, verlässt meine Lippen.
Das entgeht Levi nicht und er blickt besorgt zu mir. Ich versuche erst gar nicht, mich zu einem Lächeln zu zwingen, sondern erwidere seinen Blick und lasse zu, dass er mir jedes einzelne Gefühl vom Gesicht ablesen kann. Und auch ich kann ihm deutlich ansehen, was für einen inneren Kampf er immer noch mit sich austrägt. Unsere Hände finden sich und wir verschlingen unsere Finger miteinander. Diese Geste ist mir mittlerweile so vertraut, dass sie mir ein Lächeln entlocken kann und mir ein Teil meiner Anspannung nimmt. Langsam beugt sich Levi zu mir und küsst sanft meine Stirn. Viel mehr braucht es nicht, um Wärme durch meinen ganzen Körper zu schicken und mir ein leises zufriedenes Seufzen zu entlocken. Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab und schließe die Augen. Ohne dass wir es aussprechen müssen, wissen wir beide, wie sehr wir einander bedeuten.
(***)
» Helen? Wir sind da « meint Koray, was sich nach der lang andauernden Stille unnatürlich laut anfühlt. Ich öffne meine Augen und blinzle kurz verwirrt, bevor ich meine Umgebung wahrnehmen kann. Anscheinend bin ich kurz eingeschlafen, denn ich bin noch nicht wieder ganz bei mir. Unser Haus ist immer noch hell erleuchtet und ich weiß, dass im Inneren mein Dad auf mich wartet. Trotzdem fällt es mir schwer, aus dem Auto zu steigen, denn dazu müsste ich Levis Hand loslassen. Doch Levi löst sich bereits von mir, allerdings nur um seine freigewordene Hand an meine Wange zu legen. Er zieht mich näher zu sich und gibt mir einen sanften Kuss.
» Gute Nacht Helen « murmelt er mit rauer Stimme und lässt mich wieder los.
» Gute Nacht « erwidere ich an die beiden gewandt und steige aus dem Auto.Im Haus ist es warm und ich streife in der Garderobe zuerst meine Schuhe, dann meine Jacke ab. Nachdem ich alles an seinen Platz geräumt habe, folge ich dem leckeren Duft in die Küche. Der Tisch ist bereits gedeckt und erstaunt sehe ich mich in der bereits aufgeräumten Küche um.
» Hallo mein Schatz « begrüßt mich Dad lächelnd und ich lasse mich in seine ausgebreiteten Arme fallen, die mich in eine Umarmung ziehen. Ich schließe kurz die Augen und genieße für einen Moment die Geborgenheit, welche die Umarmung meines Dads mir spendet. Als wir uns wieder voneinander lösen, kommentiert Dad zum Glück nicht meine plötzliche Anhänglichkeit, sondern richtet das Essen auf den beiden Tellern an. Kurz nachdem wir angefangen haben mit essen, platzt Dad plötzlich heraus: » Es gibt gute Neuigkeiten! «
Ich schaue von meinem fast noch unberührten Teller Spagetti auf, direkt in das freudestrahlende Gesicht meines Dads. Dass ich heute kaum einen Biss hinunterbekomme, liegt ausnahmsweise nicht an den Kochkünsten von meinem Dad. Viel mehr liegt es daran, dass sich mein Magen vor Sorgen und Bedenken zu einem Stein in meinem Bauch zusammengeballt hat.
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Just the moon, you and me
Werewolf» Ihr kennt mich doch überhaupt nicht! « fauche ich sie an, doch richte meinen Blick konkret auf ihn. » Fahr die Krallen ein, Kitty. Wir beißen schon nicht « erwidert er lässig und ich schnaube erbost auf. » Spar dir deine dämlichen Spitznamen! Ich...