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Das Klingeln an der Haustür schreckt mich so plötzlich auf, dass ich mir mein Schienbein an dem niedrigen Couchtisch schmerzhaft anschlage. Ich unterdrücke ein Fluchen und haste schnell zur Tür, doch ich komme zu spät.

» Hallo, wie schön dich endlich kennenzulernen! « begrüßt ihn mein Dad überschwänglich, der soeben fast die Tür aus den Angeln gerissen hätte. Verflucht! Saß er etwa auf der Treppe? Wie schnell war er denn bitte?

» Es freut mich ebenfalls Sie kennenzulernen, Mr. Wright « entgegnet Levi und lächelt mich über die Schulter meines Dads an. » Ich bin Levi Malik und ich möchte den Abend heute mit Ihrer Tochter verbringen. «

» Aber aber, du brauchst nicht so förmlich zu sein. Nenn mich doch bitte Kenneth und ich wünsche euch einen schönen gemeinsamen Abend « erwidert er schmunzelnd, bevor er mich packt und mich durch die Tür schiebt.

» Amüsiert euch! Das ist es schließlich, was die Jugend tun sollte! « sagt er noch zum Abschied, bevor die Tür vor unseren Nasen ins Schloss fällt. Kurz schauen wir uns verwirrt an, bis Levi mich in seine Arme zieht. Automatisch schmiege ich mich näher an ihn und entspanne mich. Wahrscheinlich habe ich diese ganze Mate-Sache ziemlich unterschätzt und verstehe so langsam, wie stark dieses Band zwischen uns wirklich ist.

» Hey « nuschelt er in meine Haare und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. » Hi, tut mir leid wegen meinem Dad. Er ist etwas speziell und hat dich regelrecht überfallen « murmle ich zurück und wir lösen uns voneinander. Verlegen kratzt er sich am Nacken. » Ich bin in so etwas nicht gut. « Ich lächle ihn nur an und greife nach seiner Hand. » Ich auch nicht. «

» Gehen wir? « fragt er und schaut auf mich herab, weshalb ich nicke. » Warte mal, sagtest du gehen? « frage ich geschockt, als bei mir der Groschen gefallen ist und taumle hinter ihm her, während er mich tiefer in den Wald zieht.
» Wieso nicht? Unser Haus ist in Wirklichkeit nicht viel weiter von eurem entfernt und das Spätsommerfest findet immer nahe des Haupthauses statt. Und außerdem « meint er und stoppt abrupt » werde nur ich derjenige sein, der laufen wird. « Noch ehe ich etwas erwidern kann, streift er sich schon seine Kleidung ab und entblößt immer mehr seines perfekten Körpers.

» Muss das sein? Ein Auto hätte es auch getan « protestiere ich. » Denk an die Umwelt « bekomme ich nur als Antwort. Ich drehe mich demonstrativ herum, um ja nicht in Versuchung zu geraten. » Mache ich dich nervös? « raunt er plötzlich nahe meinem Ohr und ich zucke erschrocken zusammen. » Verdammt, willst du etwa, dass mein Herz aufhört zu schlagen? Du kannst dich doch nicht so an mich heranschleichen! « meckere ich, was ihn zum Lachen bringt. » Entschuldige, ich vergesse meine guten Manieren, das war nicht beabsichtigt. Aber du machst es mir echt schwer, meine Fassung zu bewahren « schnurrt er scheinheilig, bis er zurücktritt und ich einen kurzen Blick über die Schulter wage. Doch ich habe den entscheidenden Moment verpasst und statt einem nackten Jungen steht ein riesiger und tiefschwarzer Wolf vor mir.

Langsam gehe ich näher, bis ich schließlich zaghaft meine Hand an seinen großen Kopf lege und das weiche Fell unter meinen Fingerspitzen fühle. Er bewegt sich keinen Zentimeter und betrachtet mich nur aus seinen bernsteinfarbenen Augen, als hätte er Angst, er könne mich durch eine hastige Bewegung verschrecken. Seufzend lehne ich meine Stirn gegen seine.

» Das ist echt total verrückt. Aber ich habe keine Angst « flüstere ich leise und trete einen kleinen Schritt zurück. » Wollen wir? « fragt mich Levis Stimme in meinem Kopf und ich nicke. Ich bücke mich nach den am Boden liegenden Kleidungsstücken und klettere mit ihnen auf seinen breiten Rücken.

» Halt dich gut fest « Mehr bleibt mir gar nicht und schon schießt er los. Bäume und Sträucher um uns herum verschwimmen zu einem einheitlichen Grün während wir an ihnen vorbeijagen. Der Wind weht mir meine Haare aus dem Gesicht und es fühlt sich so an, als wäre diese wilde unbändige Freiheit greifbar, welche mich umhüllt. Viel zu schnell sind wir an unserem Ziel angekommen und ich rutsche mit etwas wackligen Knien von seinem Rücken.

Just the moon, you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt