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Ich kann es selbst kaum glauben, aber wieder einmal befinde ich mich im Wald, obwohl ich mir heute fest vorgenommen hatte, nächtliche Waldspaziergänge zu unterlassen. Aber siehe da, hier bin ich wieder. Das Mondlicht fällt durch lichte Stellen der Baumkronen und trifft auf den Boden, als wäre es das Scheinwerferlicht auf einer Bühne. Doch ich nehme es kaum wahr, genauso wie die Richtung, in die ich laufe.

Ich bin immer noch viel zu aufgewühlt und gefesselt von diesem Albtraum. Bilder flackern vor meinem inneren Auge auf, so als ob ich die grausamste Diashow aller Zeiten anschauen würde. Verzweifelt presse ich meine Hände auf meine Augen. Es ist unnötig zu erwähnen, dass es nicht verhindert, die Bilder zu verdrängen. Wieder steigen Tränen in meinen Augen auf. Vor der Einäscherung meiner Mom hatte ich meinen Dad und mir förmlich verboten, sie ein letztes Mal zu sehen, bevor sie zu Schatten und Staub wurde. Die letzte Erinnerung an meine Mom soll nicht ihren zerbrochenen Körper darstellen. Doch mein Albtraum hat die Grausamkeit ihres Todes nur noch verschlimmert.

Mit tränenerstickter Stimme murmle ich immer ihren Namen, während die Tränen meine Wange runter laufen und auf den Boden tropfen. Meine Arme schlingen sich automatisch um meinen Oberkörper, um den kläglichen Rest meines gebrochenen Herzens zusammenzuhalten. Zitternd atme ich ein und aus, doch weder mein Herzschlag, noch mein Atem beruhigt sich. Das Einzige, was stetig bleibt, sind die Tränen, die unaufhörlich aus meinen Augen strömen. Mittlerweile hasse ich meine Tränen selbst. Was bringt es mir, immer wieder Tränen zu vergießen, wenn ich die Vergangenheit so oder so nicht mehr ändern kann? Warum allgemein verschwendet der Körper seine Flüssigkeit, nur um Trauer oder Schmerz zu zeigen? Obwohl ich weiß, wie absurd die ganze Scheiße ist, kann die Vernunft nicht gegen meine Gefühle gewinnen. Es ist egal, wie oft ich mir einrede, dass es besser wäre aufzuhören, doch mein Herz, dieses verdammte Ding, will nicht auf mich hören. Wieder und wieder lässt es mich seinen Schmerz spüren und wieder und wieder, will ich mich einfach nur zu einer Kugel zusammenrollen und in Tränen ausbrechen. Ein Wimmern verlässt meine Lippen und ich kneife sie noch fester zusammen. Es erinnert mich an das Heulen und ich schaue auf. Seit ich das Haus fluchtartig verlassen habe, ist es nicht mehr ertönt. Meine Augen scannen die Umgebung ab und ich drehe mich um meine eigene Achse. Ringsherum stehen nur Bäume, dicht an dicht und ich weiß nicht, wo ich hergekommen bin.

» Scheiße « murmele ich. Denn ich habe mich verlaufen. 

Das Dumme an einem Wald ist, dass alles gleich aussieht und es schwer ist, einen Überblick über ein gesamtes Arial zu gewinnen. Man bräuchte einen Hügel oder einen Mast, um etwas überblicken zu können... Moment mal. Wieder schaue ich mich um und finde schnell, was ich suche. Der Baum hat einen dicken Stamm und kräftig genug aussehende Äste, um mein Gewicht zu tragen. Und klein sieht er auch nicht gerade aus. Ich fange an zu klettern, bemerke jedoch, dass meine Schuhe unbrauchbar dafür sind, weswegen ich sie kurzerhand ausziehe und ohne sie weiterklettere. Die Rinde des Baumes ist kratzig und voller Harz, doch ich mache trotzdem weiter und ziehe mich an jedem Ast weiter hinauf. Bald wird der Stamm immer dünner, sodass ich mich nicht traue, weiter zu klettern. Vielleicht bin ich nicht ganz unsportlich, aber leicht wie eine Feder bin ich auch wieder nicht und aus einer Höhe von über fünf Meter möchte ich keine Bekanntschaft mit dem Boden machen.

An der höchst möglichen Stelle angekommen, muss ich mir eingestehen, dass meine anscheinend so brillante Idee sich doch eher als weniger helfend entpuppt. Viel mehr kann ich nicht erkennen und meine Hoffnung sinkt. Vorsichtig drehe ich mich einmal um den Stamm, dabei achte ich immer auf den Ast unter meinen Füßen. Es ist mal wieder erstaunlich, in welche Situationen ich mich bringen kann. Ich meine, welchen Zwischenschritt habe ich vergessen, um von „Gemütlich ins Bett gehen und einschlafen" zu „hellwach aufstehen" zu wechseln? Und wie zum Himmel bin ich zu „Verirrt im Wald auf irgendeinem Baum" gelandet? Wahrscheinlich durch meine eigene Dummheit. Oder Gott erlaubt sich gerade einen Spaß und hält mich für eine besonders bescheuerte Sims-Figur. Seufzend lehne ich meine Stirn gegen den Baum und bete für ein Wunder. Irgendeins, aber es soll mich bitte aus dieser Situation herausbringen!

Gerade als ich meinen Abstieg von dem Baum beginne, höre ich ein Knacken. Kurz zucke ich zusammen, dann schaue ich auf den Waldboden.

» Bitte ein Eichhörnchen. Bitte ein Eichhörnchen. Bitte ein Eichhörnchen « murmele ich leise vor mich hin. Passend dazu erinnert mich mein Gedächtnis an den großen Schatten, den ich letzte Nacht gesehen habe. Verdammt Gehirn, kannst du nicht einmal aufhören, immer nur paranoide Gedanken zu haben? Ich kneife die Augen zusammen, bevor ich sie öffne und nach unten spähe. Es ist ziemlich dunkel, doch langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit, sodass Umrisse und Konturen schärfer werden.

Es scheint so, als würde sich dort unten etwas bewegen. Ich kneife meine Augen noch fester zusammen, um noch besser zu sehen. Vorsichtig lehne ich mich weiter vor und beobachte weiter. Plötzlich erfolgt eine blitzartige Bewegung und ein Keuchen verlässt meine Lippen. Wie ein Blitz finden die Augen dieser Kreatur die meinen und ich erstarre. Bin ich eigentlich komplett dumm? Schnell beiße ich auf meine Lippe, aber es ist eh schon zu spät. Ich weiß eigentlich, dass es ein Wolf ist, aber ich weigere mich, es einfach so als Wolf abzustempeln. Es ist einfach viel zu groß um ein normaler Wolf zu sein. Stadtkind hin oder her, aber dieses Wolfsmonstrum sieht aus, als würde es mir bis zur Schulter reichen. Sicher bin ich mir nicht, aber ich ziehe durchaus den Platz auf dem hohen Baum vor, statt herauszufinden, ob meine Vermutung stimmt.

Der Wolf starrt mich an und ich starre zurück. Eigentlich ist die ganze Situation zum Heulen komisch. Ich habe um einen Situationswechsel gebeten und hier bitte: die ganze Geschichte ist noch einmal schlimmer geworden. Wahrscheinlich wird der Wolf warten, bis ich herunterkomme und ich mich als Leckerli anbiete. Zwar glaube ich nicht, dass ich schmecken würde, aber mich fragt ja niemand. Während ich also über mein Lebensende nachdenke und mich frage, was ich in diesem Leben so erreicht habe tut der Wolf etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Er wendet seinen Kopf ab und ... rennt davon. 

Erleichtert lasse ich Luft in meine Lungen strömen. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich meinen Atem angehalten habe. Dreißig Sekunden vergehen, dann eine Minute und schließlich traue ich mich, wieder den Baum hinunter zu steigen. Unten angekommen schaue ich mich um, doch der Wolf ist nirgends zu sehen. Meine Knie sind ziemlich weich, weswegen ich kurz warte, bevor ich mich in die entgegengesetzte Richtung wie der Wolf aufmache. Ich nehme jetzt einfach mal an, dass der Wolf tiefer in den Wald rennt, statt zum Waldrand. Also laufe ich los, bis ich schließlich in ein leichtes Joggen verfalle. 

Bevor ich denke, dass ich nicht mehr zu retten bin und für immer in diesem Wald herumirren muss, verfolgt von Monsterwölfen, treffen meine Füße auf sandig, staubigen Untergrund. Vor Glück könnte ich am liebsten anfangen mit heulen. Denn ich sehe unser Häuschen, keine zweihundert Meter entfernt. Deswegen lege ich einen Endspurt ein, um endlich in mein Bett zu kommen. 

Ein Heulen durchbricht die Nacht und ich schaudere. Das war also meine Intention, weswegen ich das Haus verlassen hatte. Ich wollte als mitternächtlicher Snack enden.

Herr im Himmel, warum bin ich nur so bescheuert?


Heeeyyy hoooo people!

Ich bin in Top-Form (damit meine ich, heute mal pünktlich) :D aber verlasst euch nicht zu sehr darauf, es kann auch sein, dass ich es nur aller zwei Wochen schaffe ^^ Allerdings habe ich vor, diese Geschichte auch zu beenden und nicht irgendwann einfach aufzuhören mit uploaden (das ist mir selber schon zu oft passiert DX)

Wieder mal ein Waldspaziergang, aber ihr lest hier die Werwolfsgeschichte! Da ist nun mal so ein Wald mit drin xp

Endlich wurde mal ein Wolf erwähnt! Wer wird das gewesen sein?

Und es sind tatsächlich 300 Views geworden- daaaannnkkeescchööööön *~* werden es jetzt 400 Views ;)? Voten wär ein Träumchen :3

Heute ist der zweite Advent- seid ihr ready for Christmas? - ich schon, denn ich liiiieeebbbeee Weihnachten!!!

Peace out - Fearnofuture

Just the moon, you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt