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„Sorry Bloom, mir ist was dazwischen gekommen, kann heute leider nicht" – Cass

Ungläubig starre ich auf das Handy, was mir Bloom gerade vor die Nase hält.

» Tut mir wirklich leid, jetzt bist du umsonst gekommen. Ich wusste nicht, dass Cass einfach so absagt « entschuldigt sich Bloom verlegen bei mir und blickt zu Boden. Ich seufze nur und lege einen Arm um ihre Schulter.

» Macht nichts, dann beenden wir eben nur zu zweit unsere Gruppenarbeit. Viel müsste es nicht mehr sein « sage ich tröstend und sie schaut glücklich auf. Ich lächle sie an und ergreife ihre Hand. Augenblicklich errötet sie, was mich schmunzeln lässt.

» G-gut, dann gehen wir am besten in mein Zimmer « stottert sie und dreht sich um, lässt meine Hand jedoch nicht los und zieht mich durch das Haus der Campbells. Es allerdings nur als Haus zu bezeichnen, hört sich in meinen Ohren irgendwie falsch an. Vielmehr ist es eine Villa aus massivem, hellem Holze und großen Fenstern, die den Blick auf den nahgelegenen Wald geben. Staunend lasse ich meinen Blick über die rustikale Einrichtung schweifen. Alles scheint perfekt hierher zu gehören. Angefangen von der großen Couch mit Fellen, dem offenem Ess- und Kochbereich bis hin zu den vielen Familienfotos und Bildern an den Wänden. Alles deutet darauf hin, dass hier eine glückliche und sorgenlose Familie wohnt. Wie ich dieses Gefühl vermisse.

Meine Gedanken kehren ins jetzt zurück und ich schüttle leicht meinen Kopf, um die letzten negativen Gedanken abzuwerfen. Heute hatten wir uns eigentlich einen Lernnachmittag ausgemacht, damit wir unsere Gruppenarbeit endlich beenden können. Aber die gute Cassandra hat sich ganz plötzlich und nicht sehr raffiniert aus der Affäre gezogen. Ein bisschen neugierig bin ich schon, jedoch werde ich früh genug aus ihr herausquetschen, was auf einmal so viel wichtiger war. Wenn ich allerdings ehrlich bin, finde ich es nicht so schlimm, etwas nur mit Bloom zu machen. Sie hält sich meistens im Hintergrund und vielleicht schaffe ich es heute, ein bisschen mehr aus ihr heraus zu kitzeln und sie besser kennenzulernen. Angekommen in ihrem Zimmer staune ich nicht schlecht. Bereits im ganzen Haus konnte ich über viele Fotografien und Bilder staunen, doch in Blooms Zimmer ist eine komplette Wand von einer riesigen Collage aus Zeichnungen und Fotos eingenommen.

» Wow, das ist der absolute Wahnsinn! « staune ich und trete näher heran, um mir einzelne Bilder näher anzusehen. Ich drehe mich zu Bloom um und frage sie: » Hast du das alles gemacht? «

Sie nickt, tritt näher zu mir und deutet auf ein Bild. » Das mag ich besonders « sagt sie verlegen und ich folge mit den Augen ihrem Finger zu einer Fotografie. Das dunkle Mitternachtsblau ist gesprenkelt vom Licht der hellleuchtenden Sterne am Himmel. Der runde Vollmond spiegelt sich auf dem See und lässt das Wasser silbrig glänzen. Ich kenne diesen Ort und ein wildes Glücksgefühl durchströmt mich, als ich an diese Nacht denken muss.

» Du bist echt talentiert, mir gefällt es auch wahnsinnig gut! « sage ich begeistert und grinse sie an, worauf Bloom freudig lächelt, dabei färben sich ihre Wangen rot.

» Vielen Dank « murmelt sie und streicht sich verlegen eine blonde Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sie geht zu ihrem Schreibtisch, packt ihre Sachen aus und dreht sich zu mir um.

» Wollen wir anfangen? « fragt sie und lächelt schüchtern. Ich schaffe es, mich von dem Bild loszureißen und nicke, setze mich zu ihr und schlage meine Bücher auf.

» Helen, darf ich dich etwas fragen? « Fragend blicke ich nach ein paar Minuten des konzentrierten Schweigens auf und sehe in ihre Augen, die mich nervös und abwartend anschauen.

» Klar « meine ich lächelnd. Sie beißt sich auf ihre Unterlippe und ringt anscheinend mit sich, was sie nun sagen will. In der Hoffnung, dass ich sie besänftige, lege ich meine Hand auf ihre und drücke sie leicht. Früher hat das meine Mom immer gemacht, wenn ich aufgeregt oder traurig war. Allein die Berührung ihrer Hand konnte mich beruhigen. Vielleicht funktioniert es auch bei Bloom? Überrascht schaut sie auf unsere Hände, erwidert jedoch den leichten Druck. Sie atmet einmal tief aus, bis sie wieder anfängt zu sprechen.

Just the moon, you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt