Wünsche sind schon echt nervig. Meiner Meinung nach genauso bescheuert wie die Hoffnung. Du begehrst etwas so sehr, doch du weißt selbst wie weit du davon entfernt bist. Aber gegen jegliche Vernunft willst du es trotzdem. Es vernebelt deinen Geist und am Ende wird man nur zu sehr enttäuscht, wenn alles vergebens ist. Ich habe es mir mittlerweile abgewöhnt, mir etwas zu wünschen oder zu hoffen.
» Hey, dein Dad und ich kennen uns doch schließlich schon. Beim ersten Mal hat er mir nicht den Kopf abgerissen, also stehen die Chancen für heute gut « witzelt Helen, grinst mich an und reißt mich kurz aus meinen Gedanken. Wenn ich meine Mate ansehe, vergesse ich meine Vernunft und vergesse, wie schwachsinnig es ist, sich etwas zu wünschen oder auf etwas zu hoffen. Wenn ich in ihrer Nähe bin, wünsche ich mir, die ganze Zeit an ihrer Seite zu sein. Wenn ihre Hand in meiner liegt, hoffe ich, dass ich sie nie wieder loslassen muss. Meine Wünsche und Hoffnungen sind alle mit ihr verknüpft. Wenn sie nur wüsste, wie stark meine Gefühle für sie sind. Still seufze ich. Wenn, wenn, wenn. Ich habe die ganze Mate-Sache deutlich unterschätzt. Ich hatte mit einer Welle von Gefühlen gerechnet und werde nun von einem Tsunami der Emotionen mitgerissen. Ich hatte gedacht, dass die Gefühle gar nicht entstehen können, wenn ich ihr aus dem Weg gehe. Wie naiv ich doch war.
» Muss ich irgendwas beachten? Ein Knicks oder so was? Ich weiß, beim ersten Mal war ich etwas zu überfordert und hab die ganze Etikette übersehen, aber jetzt kann ich es ja richtig machen « brabbelt meine Mate in ihrem Wahn, die Stimmung aufzulockern und witzig zu sein. Ihre Lippen sind immer noch zu einem Grinsen verzogen, doch es ist etwas starrer als das zuvor und ich fühle ihre innerliche Unruhe.
» Ich bin immer so ein Schussel. Wahrscheinlich sag ich irgendwas Blödes und dein Dad...« redet sie weiter und ich unterbreche ihren Redeschwall, indem ich sanft eine Hand auf ihren Mund lege und sie erschrocken verstummt. Eigentlich hätte ich ihr noch ewig zuhören können, doch sie macht sich mit ihrem eigenen Gequassel noch selbst verrückt, deswegen muss ich sie wohl oder übel unterbrechen.
» Ruhig Helen. Mein Dad ist nicht der große böse Wolf. Meistens jedenfalls. Es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Ich bin an deiner Seite « sage ich beruhigend und Helen atmet tief durch. Noch ehe ich es verhindern kann, küsse ich kurz ihre Stirn und streiche eine Strähne wieder hinter ihr Ohr. Oh ja, wirklich toll gemacht. Wie war das nochmal? Du wolltest sie nicht zu etwas drängen, sondern warten, bis sie bereit für das ist? Nicht mal dieses Versprechen kann ich halten. Seit dem Tag im Wald, an welchem sie die Wahrheit über das Rudel erfahren hat, ist meine Zurückhaltung immer mehr in sich zusammen gefallen. Ich kann den Drang, sie berühren zu wollen einfach nicht mehr widerstehen.
» Ich nehme meine Hand jetzt wieder weg, in der Hoffnung, dass du nicht wieder in Panik verfällst « necke ich sie und ihre Wangen nehmen einen leichten Rotton an. Reiß dich zusammen, Levi ermahne ich mich und nehme meine Hand weg. Wieder atmet Helen tief durch, bevor sie mich entschlossen ansieht. » Gehen wir « sagt sie und ich nicke.
Es dauert nicht lange, bis wir meinen Dad finden. Der Alpha ist gleichzeitig die Spitze und das Zentrum des Rudels, sodass wir ihn umgeben der meisten Wölfe entdecken. Meine Mom, die Luna, steht direkt neben ihm. Sie ist eindeutig die Seele unseres Rudels. Jeder liebt sie, obwohl niemand sie so sehr liebt, wie mein Dad es tut. Ohne Mom wüsste ich wahrscheinlich nicht, dass auch er eine sanfte Seite hat.» Alpha, ich möchte dir Helen vorstellen « erhebe ich zuerst das Wort und nun ruhen alle Blicke auf uns. Dads helle und meinen nicht unähnlichen Augen mustern erst mich, dann wandern sie weiter zu Helen und bleiben schließlich an unseren verschlungenen Fingern hängen. Unter den Blick der Leute richtet sich Helen auf und ihre Augen sind konzentriert auf den Alpha gerichtet.
» Helen, es ist mir eine Freude dich kennenzulernen. Ich habe bei unserem letzten Zusammentreffen versäumt mich vorzustellen. Mein Name ist Raymond Malik und ich bin der Alpha dieses Rudels. Entschuldige für die... nun ja Unannehmlichkeiten « sagt mein Vater und verwirrt runzle ich die Stirn. Ich hatte mit allem gerechnet, aber damit definitiv nicht.
» Die Unannehmlichkeiten habe wohl eher ich verursacht, also liegt es wohl bei mir, mich zu entschuldigen. « Kurz legt Helen eine Pause ein, bevor sie weiterspricht. » Jedoch bleibe ich bei meiner Meinung: Bloom hat nichts Falsches getan. « Mein Vater kneift merklich seine Augen zusammen. Es passt ihm nicht, wenn jemand ihm widerspricht.» Es liegt nicht an dir, darüber zu entscheiden. Wir achten und folgen unsere Sitten und Gesetze, gegen die Bloom Campbell wissentlich und bewusst verstoßen hat « hält mein Vater dagegen, dabei entgeht mir nicht der leichte Groll in seiner Stimme.
» Soll Bloom dafür bestraft werden, dass sie sie selbst ist? In einer Gemeinschaft sollte man sich gegenseitig akzeptieren und respektieren. Wie soll man Gesetze und Sitten achten, welche nicht gerecht sind? Irren ist menschlich und wegen einem Irrtum wollt ihr sie bestrafen? Dann müsst ihr auch mich bestrafen « erwidert sie. Aus dem Augenwinkel sehe ich Bloom, die schockiert Helen anstarrt, bis sie meinen Blick aufhängt.
» Halt sie auf, das darf sie nicht tun! « fleht sie stumm in meinem Kopf. » Hab Vertrauen « entgegne ich zuversichtlicher als ich bin und richte meinen Blick wieder auf meine Mate. Der positive und unerwartete Verlauf des Gesprächs hat genau so ein schnelles Ende genommen wie er begonnen hatte. Ich hatte es ja geahnt, dass die beiden sich in die Haare bekommen. Nur bin ich kein bisschen glücklich über meine richtige Prognose.» Wir sind aber keine normalen Menschen «
» Dann seid ihr also besser? « fragt sie provozierend und tritt einen Schritt näher. In ihren Augen flackert ein sich entzündendes Feuer der Entschlossenheit.
» Ich sagte bereits, dass Bloom nichts Falsches getan und sie eingesehen hat, dass sie keine Gefühle für mich entwickelt hat. Es war ein Missverständnis. Sind sie sich sicher, dass Sie wegen so einer Kleinigkeit gleich eine Verbannung verhängen wollen? «
» Wer bist du, dass du die Entscheidungen eines Alphas anzweifelst? « fragt er knurrend zurück. Ich will Helen zurückhalten, doch es ist schon zu spät.
» Ich bin Helen Wright, Mate vom Sohn des Alphas und damit die zukünftige Luna « sagt sie mit erhobenem Kopf, die Hände zu Fäusten geballt. Ein kollektives Raunen geht durch die Runde, während sich beide grimmig anfunkeln. Ich trete neben Helen, sodass sich Dads Blick auf mich richtet.
» Ich wünschte, dass du wenigstens nur halb so viel Ihres Feuers in dir tragen würdest « sagt er zu mir gewandt, seine Mimik undurchdringlich.
» Wünsche sind gefährlich « denke ich und sehe ihn fest an. Seine Kiefermuskulatur spannt sich merklich an, als er meine stille Nachricht in seinen Kopf hört, sagt jedoch nichts und wendet sich von mir ab.» Willkommen im Rudel, Helen « meint er zu meiner Mate und ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, dabei legt er ihr eine Hand auf ihre Schulter. Auch sie erwidert das Lächeln und neigt leicht den Kopf. » Danke Alpha «
» Wo ist Bloom? « fragt mein Vater und Bloom tritt zögernd näher. Trotz seines musternden Blickes schaut sie dem Alpha in die Augen, was ungewöhnlich für sie ist. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Nicht nur mich hat Helen verändert, sondern auch die sonst so schüchterne Bloom.» Bloom Cordelia Campbell, deine Strafe ist aufgehoben. Du darfst im Rudel bleiben. « verkündet Dad schließlich und ich stoße die angehaltene Luft erleichtert aus. Tränen stehen in Blooms Augen und sie neigt ihren Kopf ehrwürdig vor dem Alpha, bevor sie in eine Gruppenumarmung von ihren Eltern und Koray gezogen wird. Mein Herz fühlt sich auf einmal so viel leichter an und dankbar ziehe ich Helen an mich. Auch sie schmiegt sich näher in meine Umarmung und ich kann ein wohliges Brummen gerade noch so unterdrücken. Wenn sie nur wüsste, was sie mit mir anstellt. Weiß sie überhaupt, wie viel mir das alles hier bedeutet? Helen legt leicht ihren Kopf in den Nacken und sieht mich an.
» Gut gekämpft, Tiger « meine ich, streiche ihr eine Strähne hinter das Ohr und grinse sie an.
» Wenn du wüsstest, wie weich meine Knie gerade sind. Ich dachte, dass ich gleich zusammenklappe « flüstert sie und lehnt ihren Kopf gegen meine Brust. Kurzerhand hebe ich sie hoch und erschrocken klammert sie sich fester an mich.
» Was machst du denn da? « fragt sie und errötet leicht.
» Ich befolge nur den Rat von Thomas und trage dich auf Händen « antworte ich und sie verdreht ihre Augen. Dass ich außerdem die Finger nicht von ihr lassen kann, verschweige ich ihr.
Hey Ho!
wie angekündigt ein Kapitel aus Levis Sicht - ich hoffe, es gefällt euch ;) im Übrigen sind alle Kapitel in der Klammer aus seiner Sicht gewesen (habt ihr euch schon sicher denken können)
Ihr wisst gar nicht, wie glücklich ich bin, dass ich so viel gutes Feedback von euch bekomme! Wirklich danke danke danke!!! Habt ihr eigentlich mal Lust auf eine Lesenacht oder andere Wünsche? Lasst es mich wissen, dann werde ich dran arbeiten ^^
peace out and good vibes - fearnofuture
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Just the moon, you and me
Werewolf» Ihr kennt mich doch überhaupt nicht! « fauche ich sie an, doch richte meinen Blick konkret auf ihn. » Fahr die Krallen ein, Kitty. Wir beißen schon nicht « erwidert er lässig und ich schnaube erbost auf. » Spar dir deine dämlichen Spitznamen! Ich...