Just the moon, you and me

*47*

Ich werde wach, als mir ein vereinzelter Sonnenstrahl genau ins Gesicht scheint. Murrend drehe ich meinen Kopf und kuschle mich tiefer in mein Kissen. Das Kissen gibt einen brummenden Laut von sich und schlagartig fällt mir wieder ein, dass ich ja gar nicht in meinem Bett liege. Ich öffne meine Augen und blicke sofort in bernsteinfarbene Augen.

» Guten Morgen. Gut geschlafen? « fragt mich Levi und ich reibe mir verschlafen über die Augen.
» Guten Morgen " antworte ich gähnend. » Ja, hab ich. Und du? «
» Ich kann mich nicht beschweren. « Der schwarze Wolf zieht seine Lefzen zurück, sodass es so wirkt, als würde er lächeln. Es ist ein ziemlich groteskes Lächeln, aber es bringt mich trotzdem dazu, ebenfalls zu lächeln.

» Will mich jemand vielleicht noch fragen, wie ich geschlafen habe? « mischt sich Koray ein und ich drehe mich zu ihm um. Gerade ist er dabei, sich ausgiebig zu strecken, wobei er uns einen beleidigten Blick zuwirft.
» Wie hast du geschlafen? « frage ich so freundlich wie möglich und Koray gibt einen schnaubenden Laut von sich.

» Beschissen. Ich hab geträumt, dass Mrs. Pierce hierher gestiefelt ist und mich zur Schule zurück geschleift hat, nur weil ich die Hausaufgaben nicht gemacht habe. Und dann auch noch über sowas blödes wie Distributionspolitik « antwortet Koray und schüttelt sich.
» Wirklich ziemlich gruselig « stimme ich ihm zu und muss mir mein Grinsen verkneifen. Mrs. Pierce kann tatsächlich ziemlich angsteinflößend sein und hat durchaus das Potenzial für Alptraum-Material.

» Wir sollten aufbrechen « meint Levi schließlich und ich gehe auf ihn zu, um wieder auf seinen Rücken klettern. Doch der schwarze Wolf schüttelt nur seinen Kopf und verwirrt bleibe ich stehen.

» Wir werden als Menschen weitergehen. Ich will nicht riskieren, dass sie unser Eindringen in ihr Territorium als Angriff sehen. Sie werden uns so oder so bemerken. «
» Macht Sinn « stimmt Koray ihm zu und sofort beginnt sich seine Gestalt zu verändern. Mein Gehirn schaltet zum Glück rechtzeitig genug und schnell drehe ich mich um.

» Nehmt euch einfach eure Sachen aus der Tasche. Ich warte hinter dem Baum « beeile ich mich zu sagen und verschwinde hinter besagtem Baum.

» Also meinetwegen brauchst du nicht so schüchtern zu sein! An meinem Körper ist nichts auszusetzen, du kannst gerne - autsch! « Auch wenn ich wahrscheinlich nie genau wissen werde, wie dieses Angebot endet, kann ich mir ziemlich gut vorstellen, was Koray sagen wollte, bevor er zweifellos von Levi gestoppt wurde. Ich bilde mir ein gemurmeltes » dummer Köter« von Levi zu hören, bin mir allerdings nicht sicher.

» Du kannst wieder rauskommen « meint Levi nach einer kurzen Weile. Sofort begegnet mir der wissende Blick aus zwei grünen Augen.

» Wusste gar nicht, dass du so schüchtern bist « zieht Koray mich dann auch gleich auf. Gegen meinen Willen färben sich meine Wangen rot und ich bücke mich nach dem Rucksack, um es zu kaschieren. Eine Hand schiebt sich in mein Sichtfeld und greift ebenfalls nach dem Rucksack.

» Ich mach schon « murmelt Levi.
» Nein, das geht schon. Was, wenn ihr kämpfen müsst? « wehre ich ab und versuche, ihm die Tasche abzunehmen. Doch natürlich habe ich die Rechnung ohne Levi gemacht. Er greift nach meinem ausgestreckten Arm und umfasst mit seinem anderen Arm meine Taille, um mich näher zu ihm zu ziehen.

» Es wird aber zu keinem Kampf kommen « sagt Levi eindringlich. Sein entschlossener Blick lässt mich schließlich einknicken und ich lehne meine Stirn gegen seine Brust.
» Na schön « murmle ich und sehe wieder zu ihm auf. Ich strecke mich ein bisschen, sodass ich ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen drücken kann.

» Können wir dann los, Turteltäubchen? « fragt Koray neckend, welcher in diesem Moment neben mich getreten ist.

» Gleich, aber eine Sache noch: überlasst mir das Sprechen. Sie werden von unserem Besuch nicht begeistert sein, deswegen sollten wir ihnen keinen weiteren Grund geben, uns noch weniger zu mögen. « Dabei wirft Levi Koray einen bedeutungsvollen Blick zu.